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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0067
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Stellenkommentar JGB Titel, KSA 5, S. 11 47

fordern - aber man wird uns zuerst verlachen und dann - vernichten! Unter
den Triumphklängen Wagners, unter den Melodien dieser gewaltigen Gewitter-
psalms-Musik, werden wir armen Schächer - wir »Idealisten4 sans phrase ster-
ben - wir Jünger Nietzsches, dieses »Philosophen der Zukunft4, der den großen
Musikanten der Gegenwart [sc. Richard Wagner] längst übertrumpft hat und
unterweilen in einem stillen Alpenthale sich damit befaßt, alle »Werte umzu-
werten4 ...“ (Conradi 1887, 43, vgl. Kr I, 137).
Vorrede.
Der schließlich „Vorrede44 genannte Text besteht aus einer Zusammenfügung
der ursprünglich im Druckmanuskript mit 1 und 2 nummerierten Abschnitte
(Röllin 2012, 179). Teile dieses Textes finden sich bereits in den Aufzeichnun-
gen, die N. im Frühsommer 1885 Louise Röder-Wiederhold diktiert hat (vgl. die
Edition entsprechender Passagen aus Dns Mp XVI, Bl. 27r u. 26r bei Röllin 2012,
204; aus Dns Mp XVI, Bl. 42r u. 43r bei Röllin 2012, 216-218). Als diese Passagen
geschrieben wurden, war JGB als Werk noch gar nicht konzipiert.
In der Verhältnisbestimmung der Vorrede zu den „Hauptstücken44 von JGB
ist sich die Forschung uneins. Bei Tongeren 2012b, 9 heißt es: „So wie es Apho-
rismen gibt, die auch eine Vorrede hätten sein können, gibt es auch Vorreden,
die genauso als Aphorismen hätten erscheinen können. Die Vorrede zu Jenseits
von Gut und Böse z. B. gibt keine spezifische Einführung zum Buch.“ Diese
Sicht relativiert Marco Brusotti, wenn er argumentiert, die Vorrede kündige die
„drei Hauptrichtungen der Kritik an: die historisch-genetische, die sprachphilo-
sophische und die psychologische“ (NLex 170). Geradezu vorweggenommen
sieht Lampert 2001, 8 in der Vorrede den Gehalt von JGB: „it prepares the chief
themes of the book with remarkable precision, beginning with a characteriza-
tion of philosophy itself and setting out its Western past, present, and future
with dramatic conciseness.“ Die Frage nach der typographischen Gestaltung
von N.s Vorreden aus den Jahren 1886 und 1887 unter Einschluss von JGB be-
handelt Simson 1995 und untersucht dabei N.s Verwendung der Sperrung (Sim-
son 1995, 209-212) und der Gedankenstriche (ebd., 214 f.). Zur philosophischen
Interpretation der Vorrede siehe Pieper 2014.
11, 2 Vorausgesetzt, dass die Wahrheit ein Weib ist] Während Richard Wagner
meinte, die Musik sei ein Weib (vgl. NK KSA 6, 424, 17), spielt N. gelegentlich
mit der Vorstellung, dass die Wahrheit ein Weib sei - vgl. z. B. FW Vorrede zur
zweiten Ausgabe 4, KSA 3, 20 u. NW Epilog 2, KSA 6, 439, 6 f. -, auch wenn er
dem realen „Weib“ ein eigenes Wahrheitsinteresse abspricht (JGB 232, KSA 5,
170 f.). Die ausdrückliche Personifikation der Wahrheit als Weib ist keineswegs
 
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