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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0425
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Stellenkommentar JGB 84, KSA 5, S. 88 405

1899-1901, 2, 130-136 mit dem zeitgenössischen Demokratismus und Sozialis-
mus, sowie nach Venturelli 2003, 216 u. 231 f. namentlich mit Eugen Dühring
assoziiert. Das im Hintergrund der Feuerhund-Metaphorik stehende vulkanolo-
gische Wissen hat sich N. aus Carl Vogts Broschüre Ueber Vulkane (1875) ge-
borgt (Nachweise bei Treiber 1998a); literarisch lassen sich auch Anregungen
aus Justinus Kerners Blättern aus Prevorst vermuten (vgl. Haase 1994, 516-519,
ferner NK KSA 6, 393, 1). Im Unterschied zu diesen Quellen ist aber ausdrück-
lich vom „Feuerhund“ im Zusammenhang mit Vulkanen die Rede in der von
N. schon früh eifrig rezipierten Symbolik und Mythologie der alten Völker von
Friedrich Creuzer: „Und sind die vulkanischen Ausbrüche, wie die des Aetna,
nicht mit weithin schallenden oft gellenden Tönen der sich mit Gewalt Luft
machenden Flammen begleitet? Es wären somit lebende, bellende Wasser- und
Feuer-Hunde schon in der bildlichen Natursprache der alten Sicilier gefun-
den. — So treten also an Sicilischen und Italischen Meeresküsten, an Flüssen
und Seen, Wasserhunde und am vulkanischen Gebirge Feuerhunde aus dem
Hintergründe alter Culte hervor. — Einen siderischen Feuerhund liefert die In-
sel Ceos in Mythen und Bildern der Städte Karthäa und Julis; wo die Landessa-
gen vom Hundstern und seinen Einflüssen zu erzählen wissen, und wo neben
Zeus und Dionysos auf den Münzen ein von Feuerstrahlen umgebener Hund
die canicula, den Sirius, anschaulich macht“ (Creuzer 1836-1843, 3/1, 824).
Zu N.s Zeit waren Sprichwörter im Gebrauch, die mit „Wenn das Haus
brennt“ beginnen (Wander 1867-1880, 2, 414). Die Wendung wurde besonders
gerne im Kontext der diversen Revolutionen des späten 18. und des 19. Jahr-
hunderts verwendet, beispielsweise bei Pierre-Joseph Proudhon: „wenn das
Haus brennt, hat man keine Zeit, erst zu untersuchen, ob man gut oder
schlecht mit dem Portier steht“ (Proudhon 1852, 9. Vgl. NK 72, 26-73, 3). Die
Stoßrichtung von N.s Sentenz ist deutlich: Mag jemand oder etwas zunächst
noch so umstürzlerisch und umwertend wirken und die Menschen aus ihren
alltäglichsten Routinen reißen, pegelt sich doch der Normalzustand nach kur-
zer Zeit wieder ein - und der Umsturz ist vergessen.
84.
88, 22 f. Das Weib lernt hassen, in dem Maasse, in dem es zu bezaubern —
verlernt.] Zum Motiv des weiblichen Hasses siehe auch JGB 115, KSA 5, 93, 16 f.
Es kehrt in N.s Schriften der späteren 1880er Jahre gelegentlich wieder. Dabei
erscheinen Hass und Rachsucht als Ausdruck des Ressentiments und unter-
drückten Machtwillens; entsprechend kann N. in GM III14; KSA 5, 370,10 eine
ethnologische Quelle zitieren, die „das Weib“ als „Hyäne“ charakterisiert
(nach Post 1880-1881,1, 67, nachgewiesen bei Stingelin 1991, 431 f.). „Kranke“,
 
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