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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0607
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Stellenkommentar JGB 209, KSA 5, S. 141-142 587

„Eine Prüfung des Verlaufs aller N[ordpolexpeditionen] läßt erkennen, daß die
Erfolge besonders von Winden und Strömungen abhängen, welche oft sehr ra-
sche Veränderungen in der Lage der Eismassen bewirken, so daß ein Fahrzeug
dort zurückweichen muß, wo ein andres wenige Tage später freies Fahrwasser
findet. Durch fortgesetzte Unternehmungen wird endlich wohl der Pol erreicht
werden“, so der hoffnungsvolle Ausblick bei Meyer 1885-1892, 12, 231.
In einer frühen propagandistischen Aufwallung zugunsten N.s, nämlich
in Heinrich Köselitz’ Brief an Paul Heinrich Widemann vom 13. 02.1875 sind
Nordpolfahrer noch keine Sehnsuchtsfiguren: „ihr beherrscht die öffentliche
Meinung, oder besser: ihr habt eine Meinung und die betet euch das Volk nach.
Aber ich weiß, ihr taugt alle nichts, - geht lieber ins Eismeer und sucht den
Nordpol auf, vielleicht erbarmt sich eurer ein frischer Wind oder ein Eisbär. -
Lernt nur alle von Schopenhauer und Nietzsche“ (ediert bei Krummel/Krum-
mel 1994, 326).
141, 34-142, 1 cet esprit fataliste, ironique, mephistophelique nennt ihn, nicht
ohne Schauder, Michelet] Französisch: „dieser fatalistische, ironische, mephis-
tophelische Geist“. In dieser Form ließ sich kein Zitat des französischen Histori-
kers Jules Michelet nachweisen. In der Sache nahe kommt ihm ein Bekenntnis
in Michelets Histoire du XIXe siede: „Oh! que je l’ai aimee, cette Allemagne-lä,
la grande et la naive, celle des Nibelungen et de Luther, celle de Beethoven, et
celle du bon Froebel et des Jardins d’enfants. Mais j’aimais beaucoup moins
FAllemagne ironique de Goethe, FAllemagne sophistique d’Hegel qui a produit
son fatalisme d’aujourd’hui.“ (Michelet 1872, V. „Oh!, wie ich es geliebt habe,
dieses Deutschland da, das große und naive, das der Nibelungen und Luthers,
das Beethovens und das des guten Fröbel und der Kindergarten. Aber ich liebte
viel weniger das ironische Deutschland Goethes, das sophistische Deutschland
Hegels, das seinen Fatalismus von heute hervorgebracht hat.“) Von Mephisto
ist freilich keine Rede. Bourdeau 1886, 600 schreibt über Friedrich II.: „Sous
sa figure osseuse et demoniaque, c’est un Mephistopheles bienfaiteur du peup-
le, un despote, car son autorite n’a ni contröle, ni bornes legales, un philoso-
phe, fondateur, dans l’Europe religieuse, de l’etat purement seculier et de la
loi moderne.“ (Bourdeau 1886, 600. „Unter seiner knochigen und dämonischen
Gestalt ist er ein dem Volk wohltätiger Mephistopheles, ein Despot, denn seine
Autorität hat weder Kontrolle noch rechtliche Banden, ein Philosoph, Gründer,
im religiösen Europa, des rein weltlichen Staates und des modernen Rechts.“)
Vgl. die in NK ÜK JGB 244 mitgeteilte Aufzeichnung aus KGW IX 4, W I 5, 32 u.
30.
142, 4 „dogmatischen Schlummer“] Den Ausdruck hat Kant in den Prolegomena
zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können
 
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