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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0689
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Stellenkommentar JGB 239, KSA 5, S. 176-177 669

das Fürchten lernen („Hier soll ich das Fürchten lernen? - [...] Lern’ ich hier
nicht / was ich lernen muß, /allein zieh’ ich dann weiter“ - Wagner 1907, 6,
129), was ihm nicht recht gelingen mag (Mime: „Sag’, du Kühner, / hast du das
Fürchten gelernt?“ Siegfried: „Den Lehrer fand ich noch nicht.“ Ebd., 6, 144).
Vgl. auch UB IV WB 3, KSA 1, 443, 7 u. NK KSA 6, 12, 19 f.
176, 13-18 Wo nur der industrielle Geist über den militärischen und aristokrati-
schen Geist gesiegt hat, strebt jetzt das Weib nach der wirthschaftlichen und recht-
lichen Selbständigkeit eines Commis: „das Weib als Commis“ steht an der Pforte
der sich bildenden modernen Gesellschaft.] Für August Bebel war klar: „Der
Grund aller Unterdrücklung wurzelt in der ökonomischen Abhängigkeit vom Un-
terdrücker. In dieser Lage befindet sich bis heute die Frau.“ (Bebel 1883, 5, vgl.
auch NK 175,12-25 u. Brobjer 1999b, 61.) Entsprechend könne die „volle und gan-
ze Lösung der Frauenfrage“ nur darin bestehen, „dass die Frau dem Manne ge-
genüber nicht nur von Gesetzes wegen gleich steht, sondern auch ökono-
misch frei und unabhängig von ihm und in geistiger Ausbil-
dung ihm möglichst ebenbürtig sei“ (Bebel 1883, 4). Dieses Ziel hielt
Bebel nur bei einer tiefgreifenden sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft
für erreichbar - er drohte also mit einer sozialistischen Revolution. Auch Jenny
Hirsch legte in ihrer „Uebersicht über den gegenwärtigen Stand der Frauenfra-
ge“ großen Wert auf die „Förderung der Erwerbsfähigkeit der Frau“ (Mill 1872,
VIII) und erörterte den Stand der Dinge in den unterschiedlichen Ländern. Wenn
N. in NL 1884, KSA 11, 25[124], 46 gegen schriftstellernde Frauen polemisierte
(vgl. NK 172,14-18), lautet die Quintessenz: „Ich verdamme sie zum Handel:
der commis soll in Verachtung!“ (KSA 11, 46, 23 f.) Ein „Commis“ ist ein Hand-
lungsgehilfe; ,,[e]r unterscheidet sich vom Prokuristen und Handlungsbevoll-
mächtigten ([...]) dadurch, daß er ohne jeweilige besondere Vollmacht des Prinzi-
pals nicht ermächtigt ist, Rechtsgeschäfte im Namen und für Rechnung dessel-
ben vorzunehmen.“ (Meyer 1885-1892, 8, 113) Hirsch stellte nüchtern dar, wo
überall bereits „Handelsschulen für das weibliche Geschlecht“ eingerichtet wor-
den seien (Mill 1872, XXIII), und schloss sich der „Forderung der Wegräumung
derjenigen Schranken“ an, „welche in der Gesetzgebung mehr oder weniger der
Erwerbsthätigkeit der Frauen im Wege stehen“ (ebd., XXV). Für die USA wird
vermerkt: „Die Regierung und Verwaltung beschäftigen unter dem Titel von
Clerks eine große Anzahl weiblicher Beamten“ (ebd., XLIV).
177, 9-14 das täppische und entrüstete Zusammensuchen all des Sklavenhaften
und Leibeigenen, das die Stellung des Weibes in der bisherigen Ordnung der Ge-
sellschaft an sich gehabt hat und noch hat (als ob Sklaverei ein Gegenargument
und nicht vielmehr eine Bedingung jeder höheren Cultur, jeder Erhöhung der Cul-
tur sei/] Das wurde besonders Bebel nicht müde zu betonen: „Die Frau war
Sklavin, ehe noch der Sklave existirte.“ (Bebel 1883, 5, vgl. NK 175, 12-25).
 
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