726 Jenseits von Gut und Böse
mels=Helle nicht rzu’’ verklingt, tu, ''vergilbten'' verblaßen [(wie es alle d. M.
thut)J rbraucht muß u"1, weil sie ''dieses'' Meer, ''diesen'' Himmel, diese große
Sonne rselbsf in sich aufgetrunken hat hineingetrunken hat u. rihren Rausch
getrunken'' [hat] u aus dem Rausche des ''ungeheuren'' Lichts u. des Ungeheu-
ren geboren ist“ (KGW IX 5, W I 8, 188, 15-32).
201,12 dass sie von Gut und Böse nichts mehr wüsste] Vgl. NK 200, 23-31. Dass
Musik mit Moral, also mit Gut und Böse überhaupt etwas zu tun hat, erscheint
vor dem Hintergrund plausibel, dass die europäische Musik vom Christentum
katholischer und protestantischer Provenienz geprägt worden ist - was die
Vorarbeit KGW IX 5, W I 8, 187 f. akzentuiert hatte.
256.
Während die vorangehenden Abschnitte die Schattenseiten nationalstaatlicher
Existenz und nationalstaatlicher Orientierung anhand der Deutschen, der
Franzosen und der Italiener aufzuweisen versuchen, scheint JGB 256 als der
letzte Abschnitt des Achten Hauptstücks für eine paneuropäische Perspektive
zu werben, die entgegen der nationalistisch orientierten Tagespolitik subku-
tante Tendenzen einer europäischen Annäherung erkennt: „unzweideutigste[.]
Anzeichen [...], in denen sich ausspricht, dass Europa Eins werden will“
(201, 27-29; zu Beginn von JGB 256 notierte Karl Jaspers an den Rand seines
Handexemplars: „Einswerden Europas“ - Nietzsche 1923, 228). Hauptfelder
dieser Einswerdung sind offenkundig Kultur und Intellektualität, obwohl die
als Vorläufer der „Europäer der Zukunft“ (202, 1) Genannten von Napoleon an-
geführt werden - aber gefolgt von Schriftstellern, Musikern und Denkern, näm-
lich „Goethe, Beethoven, Stendhal, Heinrich Heine, Schopenhauer“ und
schließlich Wagner (202, 5-7). Wagner wiederum, seinem innigen Zusammen-
hang mit der französischen Spätromantik, seinem im Gegensatz dazu einer ka-
tholischen und „lateinischen Rasse“ (204,1) letztlich unverständlichen, „sehr
freien“ (204, 3) Siegfried, schließlich dem christlich-devotem Parsifal wid-
met sich der Hauptteil von JGB 256. Entsprechend sollte N. die Passage 202,
12-203, 18 in NW Wohin Wagner gehört (KSA 6, 428, 9-28) wiederverwerten;
das Spott-Schlussgedicht 204,17-29 kehrt wieder als Abschnitt NW Wagner als
Apostel der Keuschheit 1 (KSA 6, 429, 2-15).
201, 29 werden will] Im Druckmanuskript hieß es stattdessen ursprüng-
lich: „ist, bis in die Tiefen und Höhen seiner Bedürfnisse“ (KSA 14, 371).
202, 12-15 die Thatsache bleibt nichtsdestoweniger bestehen, dass die fran-
zösische Spät-Romantik der Vierziger Jahre und Richard Wagner auf das
mels=Helle nicht rzu’’ verklingt, tu, ''vergilbten'' verblaßen [(wie es alle d. M.
thut)J rbraucht muß u"1, weil sie ''dieses'' Meer, ''diesen'' Himmel, diese große
Sonne rselbsf in sich aufgetrunken hat hineingetrunken hat u. rihren Rausch
getrunken'' [hat] u aus dem Rausche des ''ungeheuren'' Lichts u. des Ungeheu-
ren geboren ist“ (KGW IX 5, W I 8, 188, 15-32).
201,12 dass sie von Gut und Böse nichts mehr wüsste] Vgl. NK 200, 23-31. Dass
Musik mit Moral, also mit Gut und Böse überhaupt etwas zu tun hat, erscheint
vor dem Hintergrund plausibel, dass die europäische Musik vom Christentum
katholischer und protestantischer Provenienz geprägt worden ist - was die
Vorarbeit KGW IX 5, W I 8, 187 f. akzentuiert hatte.
256.
Während die vorangehenden Abschnitte die Schattenseiten nationalstaatlicher
Existenz und nationalstaatlicher Orientierung anhand der Deutschen, der
Franzosen und der Italiener aufzuweisen versuchen, scheint JGB 256 als der
letzte Abschnitt des Achten Hauptstücks für eine paneuropäische Perspektive
zu werben, die entgegen der nationalistisch orientierten Tagespolitik subku-
tante Tendenzen einer europäischen Annäherung erkennt: „unzweideutigste[.]
Anzeichen [...], in denen sich ausspricht, dass Europa Eins werden will“
(201, 27-29; zu Beginn von JGB 256 notierte Karl Jaspers an den Rand seines
Handexemplars: „Einswerden Europas“ - Nietzsche 1923, 228). Hauptfelder
dieser Einswerdung sind offenkundig Kultur und Intellektualität, obwohl die
als Vorläufer der „Europäer der Zukunft“ (202, 1) Genannten von Napoleon an-
geführt werden - aber gefolgt von Schriftstellern, Musikern und Denkern, näm-
lich „Goethe, Beethoven, Stendhal, Heinrich Heine, Schopenhauer“ und
schließlich Wagner (202, 5-7). Wagner wiederum, seinem innigen Zusammen-
hang mit der französischen Spätromantik, seinem im Gegensatz dazu einer ka-
tholischen und „lateinischen Rasse“ (204,1) letztlich unverständlichen, „sehr
freien“ (204, 3) Siegfried, schließlich dem christlich-devotem Parsifal wid-
met sich der Hauptteil von JGB 256. Entsprechend sollte N. die Passage 202,
12-203, 18 in NW Wohin Wagner gehört (KSA 6, 428, 9-28) wiederverwerten;
das Spott-Schlussgedicht 204,17-29 kehrt wieder als Abschnitt NW Wagner als
Apostel der Keuschheit 1 (KSA 6, 429, 2-15).
201, 29 werden will] Im Druckmanuskript hieß es stattdessen ursprüng-
lich: „ist, bis in die Tiefen und Höhen seiner Bedürfnisse“ (KSA 14, 371).
202, 12-15 die Thatsache bleibt nichtsdestoweniger bestehen, dass die fran-
zösische Spät-Romantik der Vierziger Jahre und Richard Wagner auf das