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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0794
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774 Jenseits von Gut und Böse

sich bringe (vgl. auch NK KSA 1, 35, 12-24). Nun erscheinen die Wissenden
(und nicht etwa brachiale Krieger und blonde Bestien) ausdrücklich wegen ih-
res Leidens als die Vornehmen (vgl. 225, 32). Die Leser mögen freilich geneigt
sein, diese auf Wissen und Leiden gegründete Vornehmheit nach dem Vorange-
gangenen für dekadent zu halten.
N. hat JGB 270 mit Änderungen wiederwertet in NW Der Psycholog nimmt
das Wort 3, KSA 6, 435 f. Die in N.s Handexemplar eingetragenen, unten doku-
mentierten Korrekturen bereiteten dieses Recycling vor. Der Schlusssatz 226,
14-16 wird bei der Wiederaufnahme weggelassen.
225, 24 in vielen fernen entsetzlichen Welten] Danach im Druckmanuskript ge-
strichen: „des Leidens und folglich des Lebens“ (KSA 14, 373).
225, 31 f. Das tiefe Leiden macht vornehm; es trennt.] In Guyaus Esquisse d’une
morale sans Obligation ni sanction hat N. nach einer längeren Erörterung des
Sachverhalts, dass höher entwickelte Individuen leidensanfälliger seien als ge-
ringer entwickelte den folgenden Satz mit „sehr gut“ am Rand quittiert: „Le
vrai remords, avec ses raffinements, ses scrupules douloureux, ses tortures in-
terieures, peut frapper les etres non en raison inverse, mais en raison directe
de leur perfectionnement.“ (Guyau 1885, 183. „Wahre Gewissenspein mit ihren
Grübeleien, ihren schmerzlichen Selbstquälereien, empfinden nicht die unvoll-
kommenen, sondern gerade die höchstentwickelten Menschen am heftigsten.“
Guyau 1909, 302, N. Unterstreichungen).
225, 32-226,1 Eine der feinsten Verkleidungs-Formen ist der Epicureismus] Vgl.
z. B. NK 21,12-17. Als (derart verkleideten?) Epikureer identifiziert JGB 254, KSA
5, 199, 32 Stendhal.
226, 4-6 Es giebt „heitere Menschen“, welche sich der Heiterkeit bedienen, weil
sie um ihretwillen missverstanden werden: — sie wollen missverstanden sein.]
Vgl. z. B. FW Vorrede 4, KSA 3, 351, 30-32 u. NK KSA 6, 57, 3.
226,12 dass sie zerbrochene stolze unheilbare Herzen sind] Im Handexemplar
fügte N. mit Bleistift am Rand hinzu: „der Cynismus Hamlet — der Fall Galiani“
(Nietzsche 1886, 251). In NW Der Psycholog nimmt das Wort 3 wird als Apposi-
tion hinzugefügt: es ist der Fall Hamlets“ (KSA 6, 436, 8), während Galiani
entfällt. Zu Hamlet vgl. z. B. NK 137, 19-29 u. NK KSA 6, 287, 1-26; zum Abbe
Galiani NK 44, 32-45, 4.
226,12-14 und bisweilen ist die Narrheit selbst die Maske für ein unseliges allzu-
gewisses Wissen] Im Handexemplar von N. mit Bleistift korrigiert: „und dann
kann die Narrheit selbst die Maske für ein unseliges allzugewisses Wissen sein“
(Nietzsche 1886, 251). In NW Der Psycholog nimmt das Wort 3, KSA 6, 436, 9 f.
wird diese Korrektur übernommen und „allzugewisses“ gesperrt gesetzt.
 
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