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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0834
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814 Jenseits von Gut und Böse

nun blickt ihr bleich, / Voll Lieb’ und Grausen! / Nein, geht! Zürnt nicht! Hier -
könntet ihr nicht hausen! / Hier zwischen fernstem Eis- und Felsenreich - / Da
muß man Jäger sein und gemsengleich“ (KSB 6/KGB III/l, Nr. 562, S. 565 f.,
Z. 33-42).
242, 21-30 Was je uns knüpfte, Einer Hoffnung Band, — / Wer liest die Zei-
chen, / Die Liebe einst hineinschrieb, noch, die bleichen? / Dem Pergament ver-
gleich ich’s, das die Hand / zu fassen scheut, — ihm gleich verbräunt, ver-
brannt. // Nicht Freunde mehr, das sind — wie nenn’ ich’s doch? — / Nur Freunds-
Gespenster! / Das klopft mir wohl noch Nachts an Herz und Fenster, / Das sieht
mich an und spricht: „wir waren’s doch?“ — / — Oh welkes Wort, das einst
wie Rosen roch!] Abermals sind in der Version von 1884 die Strophen ver-
tauscht und variiert: „Nicht Freunde mehr - das sind, wie nenn’ ich’s doch? /
Nur Freund-Gespenster! / Das klopft mir wohl noch Nachts an Herz und Fens-
ter, // Das sieht mich an und spricht ,wir warens doch?4 / - Oh welkes Wort,
das einst wie Rosen roch! // Und was uns knüpfte, junger Wünsche Band, - /
Wer liest die Zeichen, / Die Liebe einst hineinschrieb, noch, die bleichen? /
Dem Pergament vergleich ich’s, das die Hand / Zu fassen scheut - ihm gleich
verbräunt, verbrannt!“ (KSB 6/KGB III/l, Nr. 562, S. 566, Z. 48-57).
243,1 Oh Jugend-Sehnen, das sich missverstand!] Zur späteren Karriere des „Ju-
gend-Sehnens“ unter Elisabeth Förster-Nietzsches Hand siehe Sommer 2014c,
zur Kriegskarriere Storch 2015.
243,11-20 Dies Lied ist aus, — der Sehnsucht süsser Schrei/Erstarb im Mun-
de: / Ein Zaubrer that’s, der Freund zur rechten Stunde, / Der Mittags-Freund —
nein! fragt nicht, wer es sei — / Um Mittag war’s, da wurde Eins zu Zwei .... //
Nun feiern wir, vereinten Siegs gewiss, / Das Fest der Feste: / Freund Zara-
thustra kam, der Gast der Gäste! / Nun lacht die Welt, der grause Vorhang
riss, / Die Hochzeit kam für Licht und Finsterniss ] Diese beiden nach drei
Sternchen nachgeschobenen Strophen - nach Zittel 2014 der eigentliche
„Nachgesang“ - verfasste N. erst im Juni 1886 in mehreren Anläufen und ver-
worfenen Entwürfen, die in Heft W18 dokumentiert sind (vgl. auch die Aufstel-
lung in KSA 14, 375 f., der hier gefolgt wird, ohne die Lesefehler zu überneh-
men). Dort heißt es zunächst: „Der Tag läuft weg rklingt ab'', schon gilbt sich
Glück u Licht / Mittag ist ferne / Jüngst saß ich wartend hier, - jetzt ''schon'1
wart ich nicht / Es sei Schon Bald kommt die kühle Nacht, der Blitz der Sterne /
Der rasche Wind, der sich vom Baume bricht / Der Frucht gleich, die ein Hauch
vom Baume bricht // Was ieh jüngst ich wünschte, hätt’ ichs jetzt rheut’noch
gerne? / Weß jüngst ich harrte, ach, es rwas'' kam ja res'' nicht? // Weß wart ru
warf ich noch? Ich weiß u. feg rnicht -''“ (KGW IX 5, W I 8, 105, 1-16, vgl. NL
1885, KSA 11, 45[7], 710 = KGW IX 4, W I 6, 79, 3-12). Weiter heißt es: „Dies
 
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