Text
I 12j’ 1 aConsilium Martini Butzeri de comugio leprosorum. Casus: quidam in
Berß1, cuius prior uxor leprosorio2 addicta et vivit, quaerit, an aliam eciam de prioris
voluntate possit habere“.
Es wurd gefragt, ob dem, des3 weyb vssetzig erkant4 vnd also von gemeiner beywo-
nung5 durch ordenhch oberkait abgesundert6 lst, gepure von gotlichem rechten, mit
einer andern sich zu uerheyratenb:
Erstlich bezugen wir, seytenmal7 vnser ampt ist, durch das wort gottis gottlichs
willens vnd rechtens zu benchten8 die nach got vnd seynem gesatz fragen, vnd nicht
sollen das haihgtumb gothchs wortsc fur° die hund werffen, noch die perlin seynes
rechten fur die sew schitten9, das wyr mit vnser nachuolgender antwort auff ir ge-
setzte frag nymand wellen geantwort habenn dann waren Christen, die anderst
nichs suchen, dan dem willen gottes zu geleben10, vnd mit mchten in irem fleischli-
chen gesuch am gottes wort ein schantt deckel; allein den schefflin Christi wollen
wir ires hurten stym eroffnat haben11 vnd sagen also:
Got hatt gepotten, das der vssetzig, so lang der vssatz weret, soll allein vnd vsser
gemeiner wonung der leut wonen, im dntten buch mose am xuj. C[ap]12. Diß ge-
a) —a) von Matthäus Zell am oberen Rand zugefügt. Möglicherweise handelt es sich hierbei um
ein ursprünghches Dorsale.
b) korr. aus: ueheyraten.
c) korr. aus: wortz.
d) korr. aus: »v-«.
1. das unterelsässische Dorf Börsch (Boersch) bei Oberehnheim (Obernai), eine alte Besitzung
des Straßburger Domkapitels.
2. Straßburg besaß zwei Leprosonen: das wohlhabendere und bedeutendere »Gutleuthaus zur
Roten Kirche« (m unmittclbarer Nähe zur St. Helenenkapelle, lm Volksmund »Rote Kirche«) und
das »Haus zum Snelhng« für arme Schultheißenbürger. Sehr ausführhch zu beiden vgl. Winckel-
mann, Fürsorgewesen I, S. 30—41.
3. ob demjemgen, dessen.
4. Nach einer Ratsordnung von 1461 waren m Straßburg zwei Arzte und zwei Scherer (sc. Bar-
biere, Fnseure, die aber auch die Aufgaben eines Chirurgen wahrnahmen) mit der Lepraschau be-
auftragt. Reicke, Das deutsche Spital II, S. 266. Ausführlich zum Verfahren zur Feststellung des
Aussatzes und zur Einweisung m das Leprosorium vgl. dort S. 259—279.
5. vom allgemeinen Umgang, Verkehr.
6. Zum Vollzug der Absonderung durch die Stadtbehörden und zu den kirchlichen Riten »de se-
paratione leprosorum« vgl. Reicke, Das deutsche Spital II, S. 276—279.
7. da, wed.
8. zu erzählen, darzulegen.
9. Vgl. Mt 7,6.
10. Vgl. Röm 6,10-11; 14,8.
11. Vgl. Joh 10,3-4.16.
12. Lev 13,46. Hierzu vgl. Selderhuis, Huwelijk, S. 315 (= Marriage, S. 281).
I 12j’ 1 aConsilium Martini Butzeri de comugio leprosorum. Casus: quidam in
Berß1, cuius prior uxor leprosorio2 addicta et vivit, quaerit, an aliam eciam de prioris
voluntate possit habere“.
Es wurd gefragt, ob dem, des3 weyb vssetzig erkant4 vnd also von gemeiner beywo-
nung5 durch ordenhch oberkait abgesundert6 lst, gepure von gotlichem rechten, mit
einer andern sich zu uerheyratenb:
Erstlich bezugen wir, seytenmal7 vnser ampt ist, durch das wort gottis gottlichs
willens vnd rechtens zu benchten8 die nach got vnd seynem gesatz fragen, vnd nicht
sollen das haihgtumb gothchs wortsc fur° die hund werffen, noch die perlin seynes
rechten fur die sew schitten9, das wyr mit vnser nachuolgender antwort auff ir ge-
setzte frag nymand wellen geantwort habenn dann waren Christen, die anderst
nichs suchen, dan dem willen gottes zu geleben10, vnd mit mchten in irem fleischli-
chen gesuch am gottes wort ein schantt deckel; allein den schefflin Christi wollen
wir ires hurten stym eroffnat haben11 vnd sagen also:
Got hatt gepotten, das der vssetzig, so lang der vssatz weret, soll allein vnd vsser
gemeiner wonung der leut wonen, im dntten buch mose am xuj. C[ap]12. Diß ge-
a) —a) von Matthäus Zell am oberen Rand zugefügt. Möglicherweise handelt es sich hierbei um
ein ursprünghches Dorsale.
b) korr. aus: ueheyraten.
c) korr. aus: wortz.
d) korr. aus: »v-«.
1. das unterelsässische Dorf Börsch (Boersch) bei Oberehnheim (Obernai), eine alte Besitzung
des Straßburger Domkapitels.
2. Straßburg besaß zwei Leprosonen: das wohlhabendere und bedeutendere »Gutleuthaus zur
Roten Kirche« (m unmittclbarer Nähe zur St. Helenenkapelle, lm Volksmund »Rote Kirche«) und
das »Haus zum Snelhng« für arme Schultheißenbürger. Sehr ausführhch zu beiden vgl. Winckel-
mann, Fürsorgewesen I, S. 30—41.
3. ob demjemgen, dessen.
4. Nach einer Ratsordnung von 1461 waren m Straßburg zwei Arzte und zwei Scherer (sc. Bar-
biere, Fnseure, die aber auch die Aufgaben eines Chirurgen wahrnahmen) mit der Lepraschau be-
auftragt. Reicke, Das deutsche Spital II, S. 266. Ausführlich zum Verfahren zur Feststellung des
Aussatzes und zur Einweisung m das Leprosorium vgl. dort S. 259—279.
5. vom allgemeinen Umgang, Verkehr.
6. Zum Vollzug der Absonderung durch die Stadtbehörden und zu den kirchlichen Riten »de se-
paratione leprosorum« vgl. Reicke, Das deutsche Spital II, S. 276—279.
7. da, wed.
8. zu erzählen, darzulegen.
9. Vgl. Mt 7,6.
10. Vgl. Röm 6,10-11; 14,8.
11. Vgl. Joh 10,3-4.16.
12. Lev 13,46. Hierzu vgl. Selderhuis, Huwelijk, S. 315 (= Marriage, S. 281).