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6. ERSTES GUTACHTEN FÜR DEN ULMER RAT
ben50. Der keyser51 zeuget auch institu. li. j De Nuptiis52, das solichs die naturlich
vernunfft außweyse53.
Keyserliche recht54 halten der elteren gehell zur Eh der kinderv so notwendig, das
sy ire verwilligung nit weniger dan deren, zwischen denen die eh sein soll, erfordere,
ff. de ritu nuptiarumw, L. Nuptiae55; xdo selbig lißt man alsox: gemehelschafft56
mag57 nit bestan, sy verwilligen58 dann alle, das ist, die, so zusamen komen, vnd die,
in welcher gewalt sind, welche zusamen komen sollen; Der gleichen hßt man Institu.
li. j59 1248 v I Item das die son oder tochter, deren elteren, so tm krieg oder sust abwe-
send sind, sich nit sollen verheyraten, biß drey jar des abwesends sohcher elteren
verlauffen sind, es keme dann yeman ein solicher heyrat zü60, das es gewiß were, das
der vatter solichen heyradt nit verwerffen wurde, Eodem, L. Is Cuius pater61; L. Si
ita pater62; L. Si filius63. Item das, so zwey gescheyden, auch on willen der elteren nit
haben wider züsamen dorffen, Eo[dem], L. Nupttae tnter64, Et Co. de nuptns, L. si
v) danach gestr.: »no-«: a.
w) danach gestr.: Institutionum h. 1, de nuptns: a.
x) —x) übergeschr. für gestr.: Institutionum li. 1: a.
50. Vgl. die Komödien des Terenz, v. a. »Andna«.
51. Gemeint ist Justinian I., geb. um 483 n. Chr., römischer Kaiser seit 527, gest. 565.
52. Inst. 1,10, ClCiv I, S.4.
53. Vgl. ClCiv I, S.4: »Iustas autem nuptias mter se cives Romam contrahunt, qui secundum
praecepta legum coeunt, masculi quidem puberes, feminae autem vinpotentes, sive patres famihas
sint sive filii familias, dum tamen filn familias et consensum habeant parentum, quorum m potestate
sunt. Nam hoc fieri debere et civilis et naturalis ratio suadet m tantum, ut mssum parentis praece-
dere debeat.«
54. Bucer denkt an die von Kaiser Justmian I. 528 — 534 n.Chr. vorgenommene Kodifikation des
römischen Rechts. Der Codex Justmianus wurde erstmals 529 abgeschlossen (Codex constitutio-
num), erschien 534 in überarbeiteter Fassung (Codex repetitae praelectioms). Zwischen 530 und
533 heß Justinian eine Sammlung von Exzerpten aus den Werken römischer Junsten vom letzten
Jahrhundert der Republik bis zum 3. Jahrhundert n. Chr anfertigen, die sogenannten Digesten oder
Pandekten. Die Institutionen wurden 533 unter der Leitung seines Kanzlers Triboman angefertigt.
Nach dem Tode Justinians wurde eine Sammlung von 168 kaiserlichen Gesetzen angefertigt (No-
vellae Constitutiones). Eine veränderte Zusammenstellung der Novellen unter dcm Titel Authenti-
cum oder Authenticae constitutiones fand 1m Mittelalter große Verbreitung. Erst seit der Gesamt-
ausgabe des französischen Juristen Dionysius Gothofredus von 1583 werden alle vier Sammlungen
(Digesten, Codex, Institutionen, Novellen) zusammen als Corpus Iuns Civilis bezeichnet. Für Bu-
cer entscheidend waren die zwischen 1529 und 1531 erschienenen Haloander-Ausgaben (vgl. oben
S. 10).
55. Dig. 23,2,2, ClCiv I, S. 330.
56. Ehe(verbindung).
57. kann.
58. einwilhgen, sich einverstanden erklären.
59. Inst. 1,10, ClCiv I, S. 4.
60. es hätte denn jemand die Möglichkeit zu einer solchen Heirat.
61. Dig. 23,2,9, ClCiv I, S. 331.
62. Dig. 23,2,10, ClCiv I, S. 331.
63. Dig. 23,2,11, ClCiv I, S. 331.
64. Dig. 23,2,18, ClCiv I, S. 331.
6. ERSTES GUTACHTEN FÜR DEN ULMER RAT
ben50. Der keyser51 zeuget auch institu. li. j De Nuptiis52, das solichs die naturlich
vernunfft außweyse53.
Keyserliche recht54 halten der elteren gehell zur Eh der kinderv so notwendig, das
sy ire verwilligung nit weniger dan deren, zwischen denen die eh sein soll, erfordere,
ff. de ritu nuptiarumw, L. Nuptiae55; xdo selbig lißt man alsox: gemehelschafft56
mag57 nit bestan, sy verwilligen58 dann alle, das ist, die, so zusamen komen, vnd die,
in welcher gewalt sind, welche zusamen komen sollen; Der gleichen hßt man Institu.
li. j59 1248 v I Item das die son oder tochter, deren elteren, so tm krieg oder sust abwe-
send sind, sich nit sollen verheyraten, biß drey jar des abwesends sohcher elteren
verlauffen sind, es keme dann yeman ein solicher heyrat zü60, das es gewiß were, das
der vatter solichen heyradt nit verwerffen wurde, Eodem, L. Is Cuius pater61; L. Si
ita pater62; L. Si filius63. Item das, so zwey gescheyden, auch on willen der elteren nit
haben wider züsamen dorffen, Eo[dem], L. Nupttae tnter64, Et Co. de nuptns, L. si
v) danach gestr.: »no-«: a.
w) danach gestr.: Institutionum h. 1, de nuptns: a.
x) —x) übergeschr. für gestr.: Institutionum li. 1: a.
50. Vgl. die Komödien des Terenz, v. a. »Andna«.
51. Gemeint ist Justinian I., geb. um 483 n. Chr., römischer Kaiser seit 527, gest. 565.
52. Inst. 1,10, ClCiv I, S.4.
53. Vgl. ClCiv I, S.4: »Iustas autem nuptias mter se cives Romam contrahunt, qui secundum
praecepta legum coeunt, masculi quidem puberes, feminae autem vinpotentes, sive patres famihas
sint sive filii familias, dum tamen filn familias et consensum habeant parentum, quorum m potestate
sunt. Nam hoc fieri debere et civilis et naturalis ratio suadet m tantum, ut mssum parentis praece-
dere debeat.«
54. Bucer denkt an die von Kaiser Justmian I. 528 — 534 n.Chr. vorgenommene Kodifikation des
römischen Rechts. Der Codex Justmianus wurde erstmals 529 abgeschlossen (Codex constitutio-
num), erschien 534 in überarbeiteter Fassung (Codex repetitae praelectioms). Zwischen 530 und
533 heß Justinian eine Sammlung von Exzerpten aus den Werken römischer Junsten vom letzten
Jahrhundert der Republik bis zum 3. Jahrhundert n. Chr anfertigen, die sogenannten Digesten oder
Pandekten. Die Institutionen wurden 533 unter der Leitung seines Kanzlers Triboman angefertigt.
Nach dem Tode Justinians wurde eine Sammlung von 168 kaiserlichen Gesetzen angefertigt (No-
vellae Constitutiones). Eine veränderte Zusammenstellung der Novellen unter dcm Titel Authenti-
cum oder Authenticae constitutiones fand 1m Mittelalter große Verbreitung. Erst seit der Gesamt-
ausgabe des französischen Juristen Dionysius Gothofredus von 1583 werden alle vier Sammlungen
(Digesten, Codex, Institutionen, Novellen) zusammen als Corpus Iuns Civilis bezeichnet. Für Bu-
cer entscheidend waren die zwischen 1529 und 1531 erschienenen Haloander-Ausgaben (vgl. oben
S. 10).
55. Dig. 23,2,2, ClCiv I, S. 330.
56. Ehe(verbindung).
57. kann.
58. einwilhgen, sich einverstanden erklären.
59. Inst. 1,10, ClCiv I, S. 4.
60. es hätte denn jemand die Möglichkeit zu einer solchen Heirat.
61. Dig. 23,2,9, ClCiv I, S. 331.
62. Dig. 23,2,10, ClCiv I, S. 331.
63. Dig. 23,2,11, ClCiv I, S. 331.
64. Dig. 23,2,18, ClCiv I, S. 331.