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6. ERSTES GUTACHTEN FÜR DEN ULMER RAT
Der schaydung228 halb hat wol der herr Math. 19b] den einigen229 Ehbruchw alß ein
vrsach der scheydung gemeldet, dann er gefragt, was von schaydung des weybs230,
die do wolte vnd konde yrs ehlichen ampts warten231, welche mutwillige schaydung
er des orts232 wie auch Math. 6233 hat abstricken234 wollen, Yedoch die weyl er als
grundt solicher seiner antwurt vnd lere anzogen235x, das gott die eh 1m anfang also
eingesetzet vnd geordnet hat, das zway sollen seyn alß ein mensch236, wirdt er mit
solicher I 2 j6v I antwort nieman gebunden237 oder der eh beraupt haben, an dem mt
erwindet238, ein fleisch mit seinem gemahel zu sein, sonder des selbigen ausy des an-
deren mißhandlung239 entsetzet240 vnd beraubet wurdt. Derhalb hat der Heilig
Paulus, der doch wider Christum nichs hat leren mogen, geschnben j. Corinth.
7[i 5]: »so der vngleubig sich schaidet, so sye m sohchem fal der Brüder oder schwe-
ster der dienstbarkeyt nichs vnderworffen«. In dem hat er erlaubt, sich mit eynem
anderem zü verhyraten, wann dasz ander nit wolte ehlich bywonung 41 thun, ob es
gleich keinen ehbruch begangen hette. aDan den vnglauben, wo der vngleubig nur
bleyben will, gebeut der Apostel nit zü schewen vnd macht der freyung242, sich wi-
der zü vermehelen, einig vrsach des vngleubigen hinweichen vnd verlassen“, Dann
man bin disem handek243 ymer vff die haupt vrsach der eh vnd ordnung gottes sehen
müß, der dan nit fur güt heltet, das der mensch alleyn sye, vnd will, das yeder sein
eigen weyb vnd yede iren aigen mann habe, vff das hürrey furkomen werde244. Dar-
umb, wo eyns mütwilliglich vom andern hynlauffet vnd es verlasset 12//r I oder ver-
w) korr. aus: Ehbruchs: a.
x) danach gestr.: hat: a.
y) von Bucer übergeschr und eingewiesen m a.
z) korr. aus: des: a.
a)— a) vor den linken Rand geschneben und eingewiesen m a.
h)-b) von Bucer übergeschr. und eingewiesen m a.
228. Daß inhaltlich der fünfte und letzte Abschnitt des Gutachtens Bucers hier beginnt, geht aus
dem Gegengutachten Hieronymus Roths hervor, der sich auch an die Gliederung Bucers hält. Vgl.
Ulm StArch, A [8983] II, fol. 3221: »Der funfft vnnd letst punct die schaidung betreffend.«
229. einzig den.
230. sc. was er von der Scheidung der Frau halte.
231. Vgl. Mt 19,3.
232. an dieser Stelle, hier. Grimm 13 (=VII), Sp. 1359.
233. Eigentl. Mt 5,27-28.31-32.
234. verbieten, für mchtig erklären.
235. angeführt.
236. Vgl. Mt 19,4-6.
237. verpflichtet.
238. fehlt, ermangelt; vgl. Grimm 3, Sp. 1066.
239. Vergehen, Ubeltat.
240. entfernt, weggedrängt.
241. den Beischlaf vollziehen, Beieinanderwohnen, Zusammenleben. Grimm 11 (=V), Sp. 3187.
242. Freiheit, Befreiung.
243. m dieser Sache, Angelegenheit.
244. Vgl. Gen 2,18 und I Kor 7,2.
6. ERSTES GUTACHTEN FÜR DEN ULMER RAT
Der schaydung228 halb hat wol der herr Math. 19b] den einigen229 Ehbruchw alß ein
vrsach der scheydung gemeldet, dann er gefragt, was von schaydung des weybs230,
die do wolte vnd konde yrs ehlichen ampts warten231, welche mutwillige schaydung
er des orts232 wie auch Math. 6233 hat abstricken234 wollen, Yedoch die weyl er als
grundt solicher seiner antwurt vnd lere anzogen235x, das gott die eh 1m anfang also
eingesetzet vnd geordnet hat, das zway sollen seyn alß ein mensch236, wirdt er mit
solicher I 2 j6v I antwort nieman gebunden237 oder der eh beraupt haben, an dem mt
erwindet238, ein fleisch mit seinem gemahel zu sein, sonder des selbigen ausy des an-
deren mißhandlung239 entsetzet240 vnd beraubet wurdt. Derhalb hat der Heilig
Paulus, der doch wider Christum nichs hat leren mogen, geschnben j. Corinth.
7[i 5]: »so der vngleubig sich schaidet, so sye m sohchem fal der Brüder oder schwe-
ster der dienstbarkeyt nichs vnderworffen«. In dem hat er erlaubt, sich mit eynem
anderem zü verhyraten, wann dasz ander nit wolte ehlich bywonung 41 thun, ob es
gleich keinen ehbruch begangen hette. aDan den vnglauben, wo der vngleubig nur
bleyben will, gebeut der Apostel nit zü schewen vnd macht der freyung242, sich wi-
der zü vermehelen, einig vrsach des vngleubigen hinweichen vnd verlassen“, Dann
man bin disem handek243 ymer vff die haupt vrsach der eh vnd ordnung gottes sehen
müß, der dan nit fur güt heltet, das der mensch alleyn sye, vnd will, das yeder sein
eigen weyb vnd yede iren aigen mann habe, vff das hürrey furkomen werde244. Dar-
umb, wo eyns mütwilliglich vom andern hynlauffet vnd es verlasset 12//r I oder ver-
w) korr. aus: Ehbruchs: a.
x) danach gestr.: hat: a.
y) von Bucer übergeschr und eingewiesen m a.
z) korr. aus: des: a.
a)— a) vor den linken Rand geschneben und eingewiesen m a.
h)-b) von Bucer übergeschr. und eingewiesen m a.
228. Daß inhaltlich der fünfte und letzte Abschnitt des Gutachtens Bucers hier beginnt, geht aus
dem Gegengutachten Hieronymus Roths hervor, der sich auch an die Gliederung Bucers hält. Vgl.
Ulm StArch, A [8983] II, fol. 3221: »Der funfft vnnd letst punct die schaidung betreffend.«
229. einzig den.
230. sc. was er von der Scheidung der Frau halte.
231. Vgl. Mt 19,3.
232. an dieser Stelle, hier. Grimm 13 (=VII), Sp. 1359.
233. Eigentl. Mt 5,27-28.31-32.
234. verbieten, für mchtig erklären.
235. angeführt.
236. Vgl. Mt 19,4-6.
237. verpflichtet.
238. fehlt, ermangelt; vgl. Grimm 3, Sp. 1066.
239. Vergehen, Ubeltat.
240. entfernt, weggedrängt.
241. den Beischlaf vollziehen, Beieinanderwohnen, Zusammenleben. Grimm 11 (=V), Sp. 3187.
242. Freiheit, Befreiung.
243. m dieser Sache, Angelegenheit.
244. Vgl. Gen 2,18 und I Kor 7,2.