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7. ZWEITES GUTACHTEN FUR DEN ULMER RAT
8. Vnd die weyl die Eh erfordert, das zwey sich zü samen halten37 wie ein
mensch38, solle nieman gestattet werden, sein gemahel wider sein vnd der Oberkeyt
willen eyn merglichc39 zeyt zü verlassen; wer auch40 das thüt, ist ein gewisser41
Ebrecher.
9. Darumb, zü erhalten fil ehen vnd zü furkomen mercklichen42 vnradt43, schand
vnd Laster, were ser nutzhch, das man ein gepott liesse auß gehn wider solichs müt-
willigs verlassen44: das wa man oder weyb das ander on seyn willen verliesse vnd
mütwilligen kriegen45 oder sunst Leychtfertigen geschefften nach zuge, das das an-
der, so doheim blybe vnd sich Eerlich zuhalten beflisse46, nit lenger dann ein Jar zü
warten, solte schuldig sem, es were dann, das es durch das hingelauffen47 der wider-
kunfft genügsam vertrostet wurde vnd das selbig auch seins außbleybens vber ein
Jar I 244* I redhch vrsachen hatte. wo des aber nit beschehe vnd das verlassen nach
dem Jar sych mit einem anderen, wie es recht had1, verheyradten wurde - welches es
doch48 , on zü lassen der Ehrichter zü thün, mt macht haben solle -, so solte dann das
Hingelauffen, so es wider keme, alß1 Ebruchig’ gehalten vnd gestraffet werden. So-
lich gesatz wurde fil Ehen vnzertrennet vnd vil frawen by zuchten49 vnd by Ehren
behalten vnd kist schonk’ auch by etlichen1 christlichen stenden also myn vbung”150.
1 o. Der schaydüng halb mag nieman gepuren, sich von seinem gemahel zü schay-
den oder es zü verlassen, so lang es ein gemahel bleybt vnd mit ym alß ein fleysch le-
bet51.
11. Darumb vergunnen" die keyserlichen recht die scheydung, wenn das° ander
h) danach gestr.: »welc-«: a.
i) danach gestr.: ein: a.
j) korr. aus: Ebruchigs: a.
k) -^ von Bucer übergeschr. und eingewiesen für gestr.: wurdt: a.
l) von Bucer übergeschr. für gestr.: filen anderen: a.
m) —m) von Bucer erg. für gestr.: geubet: a.
n) vermugen: b.
o) korr. aus: des. a.
37. zusammenleben.
38. Vgl. oben Anm. 33.
39. beachthche, längere.
40. auch lmmer.
41. sicherer.
42. beachtlichen, großen.
43. Schaden, Unheil.
44. So übersetzt Bucers den lat. terminus techmcus »desertio malitiosa«.
45. Vgl. unten S. 371,5-11.
46. befleißigte.
47. sc. den weggelaufenen Ehepartner.
48. jedoch, aber.
49. sittsam, ehrbar, keusch, anständig. Grimm 16 (=X,i), Sp.262f.
50. So hatte z.B. Zürich am 23. April 1530 ein Mandat gegen Desertion erlassen. Vgl. Köhler,
Zürcher Ehegericht I, S. 123 und II, S. 51.
51- Vgl. Gen 2,24; Mt 19,5; Eph 5,28-29.
7. ZWEITES GUTACHTEN FUR DEN ULMER RAT
8. Vnd die weyl die Eh erfordert, das zwey sich zü samen halten37 wie ein
mensch38, solle nieman gestattet werden, sein gemahel wider sein vnd der Oberkeyt
willen eyn merglichc39 zeyt zü verlassen; wer auch40 das thüt, ist ein gewisser41
Ebrecher.
9. Darumb, zü erhalten fil ehen vnd zü furkomen mercklichen42 vnradt43, schand
vnd Laster, were ser nutzhch, das man ein gepott liesse auß gehn wider solichs müt-
willigs verlassen44: das wa man oder weyb das ander on seyn willen verliesse vnd
mütwilligen kriegen45 oder sunst Leychtfertigen geschefften nach zuge, das das an-
der, so doheim blybe vnd sich Eerlich zuhalten beflisse46, nit lenger dann ein Jar zü
warten, solte schuldig sem, es were dann, das es durch das hingelauffen47 der wider-
kunfft genügsam vertrostet wurde vnd das selbig auch seins außbleybens vber ein
Jar I 244* I redhch vrsachen hatte. wo des aber nit beschehe vnd das verlassen nach
dem Jar sych mit einem anderen, wie es recht had1, verheyradten wurde - welches es
doch48 , on zü lassen der Ehrichter zü thün, mt macht haben solle -, so solte dann das
Hingelauffen, so es wider keme, alß1 Ebruchig’ gehalten vnd gestraffet werden. So-
lich gesatz wurde fil Ehen vnzertrennet vnd vil frawen by zuchten49 vnd by Ehren
behalten vnd kist schonk’ auch by etlichen1 christlichen stenden also myn vbung”150.
1 o. Der schaydüng halb mag nieman gepuren, sich von seinem gemahel zü schay-
den oder es zü verlassen, so lang es ein gemahel bleybt vnd mit ym alß ein fleysch le-
bet51.
11. Darumb vergunnen" die keyserlichen recht die scheydung, wenn das° ander
h) danach gestr.: »welc-«: a.
i) danach gestr.: ein: a.
j) korr. aus: Ebruchigs: a.
k) -^ von Bucer übergeschr. und eingewiesen für gestr.: wurdt: a.
l) von Bucer übergeschr. für gestr.: filen anderen: a.
m) —m) von Bucer erg. für gestr.: geubet: a.
n) vermugen: b.
o) korr. aus: des. a.
37. zusammenleben.
38. Vgl. oben Anm. 33.
39. beachthche, längere.
40. auch lmmer.
41. sicherer.
42. beachtlichen, großen.
43. Schaden, Unheil.
44. So übersetzt Bucers den lat. terminus techmcus »desertio malitiosa«.
45. Vgl. unten S. 371,5-11.
46. befleißigte.
47. sc. den weggelaufenen Ehepartner.
48. jedoch, aber.
49. sittsam, ehrbar, keusch, anständig. Grimm 16 (=X,i), Sp.262f.
50. So hatte z.B. Zürich am 23. April 1530 ein Mandat gegen Desertion erlassen. Vgl. Köhler,
Zürcher Ehegericht I, S. 123 und II, S. 51.
51- Vgl. Gen 2,24; Mt 19,5; Eph 5,28-29.