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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0113
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8. REGI QUALEM TU HUNC PRAEDICAS

IO9
Gutachtens nach London.23 Doch schließlich schickte er das Gutachten der Straß-
burger sowie dasjemge der im gleichen Sinne urteilenden Wittenberger Theologen
weiter. Eine Reaktion des englischen Königs ist nicht überliefert. Der tatsächliche
Lauf der Dinge legt die Vermutung nahe, daß Heinnch VIII. den Mahnungen des
Straßburger Gutachtens wenig Gewicht beigemessen hat.
Der englische König, der seit November 1529 energische Schritte zur Aufhebung
aller rechthchen Bindungen der englischen Kirche mit der römischen Kurie vorge-
nommen hatte, ging den Weg der Eheannulherung selbstbewußt weiter. Am 25. Ja-
nuar 1533 heiratete er im geheimen die inzwischen schwangere Anna Boleyn. Um
die Legitimität dieser Ehe - und des ersehnten Nachwuchses - sicherzustellen, ließ
der neue Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, 1m April 1 533 alle verblei-
benden rechtlichen Bindungen an die Kune auflösen. Damit war Kathanna auch der
Möglichkeit einer Appellation an das päpsthche Gericht beraubt. Einen Monat spä-
ter erklärte Cranmer die Ehe Heinrichs mit Katharina für null und mchtig. Am
1. Juni wurde Anna zur Königin proklamiert, am 7. September 1533 brachte sie ihr
Kind - zur großen Enttäuschung Heinrichs eine Tochter, Ehsabeth24 - zur Welt.
Das Ausbleiben eines männlichen Nachkommens25 und die ehehche Untreue Hein-
richs26 führten schließlich zum Zerwürfnis zwischen dem Königund Anna. Am 19.
Mai 1536 ließ Heinrich sie wegen angebhchen Verrats hinrichten, am 30. Mai heira-
tete er Jane Seymour.27
Imjahre 1537 wurde Heinrich VIII. trotz der vorausgegangenen Meinungsunter-
schiede von den Straßburger Predigern als Freund der Reformation gefeiert. Wolf-
gang Capito widmete ihm die Vorrede seiner »Responsio de Missa«28.

4. Überheferung
a: Straßburg StArch, AST 151, S. 153-158: Autograph Bucers mit Ergänzungen
Konrad Huberts. Es handelt sich um das Konzept des Schreibens. Hubert hat auf
der ersten der sechs Seiten die besonders schwer lesbaren Abschmtte des Auto-
graphs mit Zetteln überklebt, auf welchen er den überdeckten Text Bucers sorg-
fältiger und deutlicher ausgeschrieben hat. An anderen Stellen des Briefes hat
Hubert einzelne, schlecht lesbare Worte Bucers durchgestrichen und unter oder

pads und Bucers an den König m einer Reihenfolge weiterzuschicken, die diesen Eindruck bestä-
tigte. Vgl. Pollet II, S.447, Anm. 5.
23. PoIIet II, S.456.
24. Die spätere Kömgin Ehsabeth I., die England von 1558 bis 1603 regieren sollte.
25. Im Januar 1536 hatte sie eine Fehlgeburt.
26. Mitte des Jahres 1534 begann er eine Affäre mit Jane Seymour.
27. Am 12. Oktober 1537 brachte Jane den ersehnten männlichen Thronfolger zur Welt, den
künftigen König Edward VI., dem Bucer am 5. Mai 1549 begegnen und dem er später sein Werk
»De regno Christi« widmen sollte. Jane Seymour starb am 24. Oktober 1537 an den Folgen dieser
Geburt.
28. Vgl. Millet, Nr.639, S. 223.
 
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