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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0137
Text
I i2jT/ 259 I “Quaestio, Ob malacey1 gnugsame vrsach zur Scheidung seie"
Was der ehe halb zunchten, tn demselbigen lst daruff zusehen, was die ehe an ir2 selb
vnd wo zu sie von got verordnet sey; dan so lang dasselbig bestoth, bestot auch die
ehe vnd mt lenger.
5 Nu lst die ehe luth3 naturhchs4, gothchs5 vnd keiserhchen6 rechtens em solliche ver-
emigung mans vnd wibs, das sie zwei als em mensch vnd deshalb zum dienst eelicher
werck7 vnd alles, so eins dem andern, gutz vnd liebs zuleisten, vermöglich8, gentz-
lich verbunden, auch willig vnd tauglich sem sollen. Daher, wa der dienst eelicher
werck59 veruntruwet10 wurt, als111m eebruch beschicht, gibt der herr selb scheidens
10 zu12; wo dann sollicher dienst mutwilhglichc gar13 entzogen, als so eins das ander
verloßt, will Paulus mn sohchem keinen bruder oder schwester gefangen haben14.
Also auch, wo em theil, solchen eelichen dienst zu leisten, gantz vntouglich wor-
den oder alweg gewesen, hat man scheidung alweg vergunnet15. Dis lst, souil gothch
recht belangt, m dem zuerkennen, do gott von der ehe redt, sagt, Es sollen zwei m
15 eim fleisch sein16; das schlußt17 inn sich den dienst eehcher werck, dann sunst die
red Pauli mchtig were, do er ein 1er von gemeinschafft setzt der huren, damit ver-
meint, wer mit der huren zuthun hab, werd mit ir zu einem fleisch18, Noch dem die
a) —a) von Konrad Hubert m roter Tinte am oberen Rand zugefügt.
b) danach gestr.: »unt-«.
c) korr. aus: mutwillig.
1. Aussatz, Lepra. Grimm 12 (=VI), Sp. 1499 und 1514b
2. sich.
3. laut.
4. des Naturrechts. Dieser Begnff war Bucer wohl aufgrund der wichtigen Rolle, die er im Den-
ken Thomas von Aquins spielt, vertraut. Vgl. TRE 24, S. 132 — 146.
5. der Heihgen Schrift.
6. des römischen Rechts, des Corpus Iuris Civilis. Vgl. Grimm 11 (=V), Sp.44.
7. sc. zur ehehchen Geschlechtsgemeinschaft. Vgl. »copulae carnahs officium«, De regno Christi
39, BOL 15, S.209.
8. fähig.
9. die ehehche Beiwohnung, die geschlechthche Gemcinschaft zwischen den Ehepartnern. Vgl.
»copulae carnahs officium«, De regno Christi 39, BOL 15, S.209.
10. preisgegeben, verraten.
11. wie.
12. Vgl. Mt 19,9 par.
13. ganz.
14. Vgl. I Kor 7,15.
15. Zum römischen Recht vgl. Cod. Just. 5,17,10, CICiv II, S.213; zum kanonischen Recht vgl.
Liber Extra, lib. 4, tit. 15, c. 3: Ex literis, und 5: Laudabilem, Friedberg II, Sp. 705 f. Vgl. auch Bucers
Schrift »Ob einem, dem sein Weib«, m diesem Band Nr.9, S. 127,5—8.
16. Vgl. Gen 2,24.
17. schließt.
18. Vgl. I Kor 6,16.
I i2jT/ 259 I “Quaestio, Ob malacey1 gnugsame vrsach zur Scheidung seie"
Was der ehe halb zunchten, tn demselbigen lst daruff zusehen, was die ehe an ir2 selb
vnd wo zu sie von got verordnet sey; dan so lang dasselbig bestoth, bestot auch die
ehe vnd mt lenger.
5 Nu lst die ehe luth3 naturhchs4, gothchs5 vnd keiserhchen6 rechtens em solliche ver-
emigung mans vnd wibs, das sie zwei als em mensch vnd deshalb zum dienst eelicher
werck7 vnd alles, so eins dem andern, gutz vnd liebs zuleisten, vermöglich8, gentz-
lich verbunden, auch willig vnd tauglich sem sollen. Daher, wa der dienst eelicher
werck59 veruntruwet10 wurt, als111m eebruch beschicht, gibt der herr selb scheidens
10 zu12; wo dann sollicher dienst mutwilhglichc gar13 entzogen, als so eins das ander
verloßt, will Paulus mn sohchem keinen bruder oder schwester gefangen haben14.
Also auch, wo em theil, solchen eelichen dienst zu leisten, gantz vntouglich wor-
den oder alweg gewesen, hat man scheidung alweg vergunnet15. Dis lst, souil gothch
recht belangt, m dem zuerkennen, do gott von der ehe redt, sagt, Es sollen zwei m
15 eim fleisch sein16; das schlußt17 inn sich den dienst eehcher werck, dann sunst die
red Pauli mchtig were, do er ein 1er von gemeinschafft setzt der huren, damit ver-
meint, wer mit der huren zuthun hab, werd mit ir zu einem fleisch18, Noch dem die
a) —a) von Konrad Hubert m roter Tinte am oberen Rand zugefügt.
b) danach gestr.: »unt-«.
c) korr. aus: mutwillig.
1. Aussatz, Lepra. Grimm 12 (=VI), Sp. 1499 und 1514b
2. sich.
3. laut.
4. des Naturrechts. Dieser Begnff war Bucer wohl aufgrund der wichtigen Rolle, die er im Den-
ken Thomas von Aquins spielt, vertraut. Vgl. TRE 24, S. 132 — 146.
5. der Heihgen Schrift.
6. des römischen Rechts, des Corpus Iuris Civilis. Vgl. Grimm 11 (=V), Sp.44.
7. sc. zur ehehchen Geschlechtsgemeinschaft. Vgl. »copulae carnahs officium«, De regno Christi
39, BOL 15, S.209.
8. fähig.
9. die ehehche Beiwohnung, die geschlechthche Gemcinschaft zwischen den Ehepartnern. Vgl.
»copulae carnahs officium«, De regno Christi 39, BOL 15, S.209.
10. preisgegeben, verraten.
11. wie.
12. Vgl. Mt 19,9 par.
13. ganz.
14. Vgl. I Kor 7,15.
15. Zum römischen Recht vgl. Cod. Just. 5,17,10, CICiv II, S.213; zum kanonischen Recht vgl.
Liber Extra, lib. 4, tit. 15, c. 3: Ex literis, und 5: Laudabilem, Friedberg II, Sp. 705 f. Vgl. auch Bucers
Schrift »Ob einem, dem sein Weib«, m diesem Band Nr.9, S. 127,5—8.
16. Vgl. Gen 2,24.
17. schließt.
18. Vgl. I Kor 6,16.