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Nün aber die menschen vnnd ir thün sich vnendtlicher weiß enderen, mögen vberal
keyne satzungen, die menschhche hendel51 mn sonderheyt belangen, so wol imer-
mehr52 bedacht vnnd angesetzet werden, es tragen sich alweg etliche feP3 zu, in de-
nen man anders, dan m gesetzen geschriben, faren54 müß, will man anders55 thün,
das recht ist vnnd der gesatzgeber fürnemlich gewöllet hat. Diß lehren vnnd beken- 5
nen auss vnnd nach göthcher schnfft alle heylige leerer, Philosophi vnnd gesatzge-
ber56. Darumb sein dan auch die nchter gesetzet, das sie nach jedes I 2 v I handels art
vnnd gelegenheyt57 erkennen, wo das, so tm gesatz geschnben vnnd inn gemeyn
nach art der gesetz dar gegeben lst, aber doch mt alles, das sich im handel findt, be-
greiffen vnnd vernchten mag5 , stat habe vnnd wie dem jenigen, so der gesatz geber 10
gewelt, vff desn meynung59 allweg60 mehr dan vff seine wort zu sehen, genüg ge-
schehe. Also, da die Junger des Herren vff den Sabath eher61 vßrauffeten vnnd assen,
wolte doch der Herr mt, das sye die Phariseer als übertretter götlichs gebots be-
schuldigten62, ob wol das selbige gebot alles eüsserlich thün, auch speyß bereyten
oder nur ein führ63 anzünden, vff den Sabath verbeütet64, Dann Got wol inn ge- i5
meyn das gebott also gegeben, wolte aber darümb mt, wa leybsnotdurfft65 anders
erforderet, das der mensch sich selbs solte versaumen66; Hatten also die Junger
recht, die wider, das 1m gesatz geschnben, handleten, vnnd die Phariseer, die vff den
Buchstaben sahen, vnrecht. Der gleichen haltet sichs nün auch mit diesen setzun-
gen67 vfnserer] H[erren] von Bernn wie dan mit allen anderen, die eüsserhchs thüns 20
halb gegeben sind.
Derhalben, dieweil mt alle menschen von Gott gleich begabet vnd° sichsp zutragen
n) von Bucer korr. aus: das: a, b.
o) von Bucer am Zeilenanfang erg. für gestr.: mag: a; korr.: b.
p) von Bucer korr. aus: sicb: a, b.
51. Handlungen; Zwistigkeiten.
52. können nie überall Satzungen ... jemals so gut.
53. Fälle.
54. verfahren.
55. wirklich.
5 6. Diesen Gedanken entwickelt Bucer ausführlicher m seiner großen Ulmer Eheschrift,
S. 262,14—266,6. Vgl. Terenz, Heauton timorumenos 796: »ius summum saepe summast malitia«;
Cicero, De officns I, 33: »summum ius summa lmuna«.
57. Beschaffenheit, Umständen.
58. umgreifen und klarmachen kann.
59. Ansinnen, Absicht.
60. lmmer.
61. Ähren.
6z. Vgl. Mt 12,1-8 par.
63. (mit I Is. b:) Feuer. Vgl. Grimm 3, Sp. 1581.
64. Vgl. Ex 20,8-11.
6 5. Bedürfnis (zum Leben).
66. Außer Acht lassen, seine Lebensnotwendigkeiten versäumen. Vgl. Grimm 25 (= X11,1),
Sp. 1047.
67. sc. die oben erwähnten beiden Anordnungen für das Ehegericht.
Nün aber die menschen vnnd ir thün sich vnendtlicher weiß enderen, mögen vberal
keyne satzungen, die menschhche hendel51 mn sonderheyt belangen, so wol imer-
mehr52 bedacht vnnd angesetzet werden, es tragen sich alweg etliche feP3 zu, in de-
nen man anders, dan m gesetzen geschriben, faren54 müß, will man anders55 thün,
das recht ist vnnd der gesatzgeber fürnemlich gewöllet hat. Diß lehren vnnd beken- 5
nen auss vnnd nach göthcher schnfft alle heylige leerer, Philosophi vnnd gesatzge-
ber56. Darumb sein dan auch die nchter gesetzet, das sie nach jedes I 2 v I handels art
vnnd gelegenheyt57 erkennen, wo das, so tm gesatz geschnben vnnd inn gemeyn
nach art der gesetz dar gegeben lst, aber doch mt alles, das sich im handel findt, be-
greiffen vnnd vernchten mag5 , stat habe vnnd wie dem jenigen, so der gesatz geber 10
gewelt, vff desn meynung59 allweg60 mehr dan vff seine wort zu sehen, genüg ge-
schehe. Also, da die Junger des Herren vff den Sabath eher61 vßrauffeten vnnd assen,
wolte doch der Herr mt, das sye die Phariseer als übertretter götlichs gebots be-
schuldigten62, ob wol das selbige gebot alles eüsserlich thün, auch speyß bereyten
oder nur ein führ63 anzünden, vff den Sabath verbeütet64, Dann Got wol inn ge- i5
meyn das gebott also gegeben, wolte aber darümb mt, wa leybsnotdurfft65 anders
erforderet, das der mensch sich selbs solte versaumen66; Hatten also die Junger
recht, die wider, das 1m gesatz geschnben, handleten, vnnd die Phariseer, die vff den
Buchstaben sahen, vnrecht. Der gleichen haltet sichs nün auch mit diesen setzun-
gen67 vfnserer] H[erren] von Bernn wie dan mit allen anderen, die eüsserhchs thüns 20
halb gegeben sind.
Derhalben, dieweil mt alle menschen von Gott gleich begabet vnd° sichsp zutragen
n) von Bucer korr. aus: das: a, b.
o) von Bucer am Zeilenanfang erg. für gestr.: mag: a; korr.: b.
p) von Bucer korr. aus: sicb: a, b.
51. Handlungen; Zwistigkeiten.
52. können nie überall Satzungen ... jemals so gut.
53. Fälle.
54. verfahren.
55. wirklich.
5 6. Diesen Gedanken entwickelt Bucer ausführlicher m seiner großen Ulmer Eheschrift,
S. 262,14—266,6. Vgl. Terenz, Heauton timorumenos 796: »ius summum saepe summast malitia«;
Cicero, De officns I, 33: »summum ius summa lmuna«.
57. Beschaffenheit, Umständen.
58. umgreifen und klarmachen kann.
59. Ansinnen, Absicht.
60. lmmer.
61. Ähren.
6z. Vgl. Mt 12,1-8 par.
63. (mit I Is. b:) Feuer. Vgl. Grimm 3, Sp. 1581.
64. Vgl. Ex 20,8-11.
6 5. Bedürfnis (zum Leben).
66. Außer Acht lassen, seine Lebensnotwendigkeiten versäumen. Vgl. Grimm 25 (= X11,1),
Sp. 1047.
67. sc. die oben erwähnten beiden Anordnungen für das Ehegericht.