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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Schulz, Hans [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0165
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i6i
Dieweil aber die Chnsten auch der vnweisen schuldner sein vnnd alles allen wer-
den197, das ire nirgend mn198, sonder inn allem, was anderen zutrechlich, suchen199,
solle ein iede christhche Oberkeyt höchstes fleiß drob sein, das allen alten gemeinen
satzungen vnnd gebreüchen, so inn einigen weg der erbarkeit dienen vnnd ergernüs
minderen, gelebt werde, so vil das imer sein mag Wo aber gottes beuelch I <?r oder
iemans notturfft - dan alles vmb des menschen willen gemacht ist vnnd gebrauchet
werden solle200 - ein anders erforderet, wie m ehhendelen vilfeltig begegnet - dan
gemeine gesetz vnnd breüch mn der selbigen201 zu weit von gottes gesetz vnnd wil-
len abtretten sind -, müß man die sachenn also messigen202, das wol niemand, was
im zu leben vnnd erbarhch zu leben von nöten, abgeschlagen, aber da by aüch mit
denen, so gesündiget, also gehandlet werde, das mann spüren möge, das wir den
sünden feind sein vnnd mchs dann zucht vnnd erbarkeit suchen vnnd das begangenn
vnrecht gern m soliche weg straffen wölten, das meman zu weyterem vnrecht verur-
sachet oder das jemge, so recht vnnd von gott verordnet lst, als die eh, für vnrecht an
leman gestraffet oderr verbotten wurde.
Satzungen, in gemein gegeben, solle mann mn hochsterr achtung halten, wie das
auch der Hfeihge] geist m Paulo vnnd Petro vilfaltig leret vnnda vermanet203, vnd ist
mchs verderbhchers, dan wo deren ansehen gering lst vnd sie leicht geenderet oder“
übertretten werden, Derhalb die volcker vor zeyten, so güte pohceyen204 gehalten,
alle lre satzungen den göteren zugeschriben haben, damit sie desto mehr gülten205.
Daby aber, nach dem sich die menschen hendel so gar vngleicher vnnd mamgfeltiger
weyß zutragen, das mt möghch, das durch gesetz, was in jedem fall recht lst, errei-
chet werde, haben die weysen von dem vngeschnbnen recht, das man mn mütmos-
sen206 des richters stellen muß, alle vil geleret, doch mit dem zusatz, nach dem man
mt vil findet, die, zuerkennen, was recht seye, weiß genüg seind, vnnd alweg leichter
etliche wenig gefunden I <jv I werden, die den anderen, was recht lst, fürschreiben -
a) danach gestr.: dahyn: a; vnd da hin: b.
b) danach gestr.: »uber-«: a.

197. Vgl. I Kor 9,19—22.
198. m nichts.
199. Dies ist das Thema der frühen Schnft Bucers »Das ym selbs memant, sonder anderen leben
soll«, BDS 1, S.44—67. Vgl. auch I Kor 13,5; Röm 13,8—10.
200. Vgl. Mk 2,27.
201. sc. der Ehe.
202. ordnen, einnchten. Gnmm 12 (= VI), Sp. 1744.
203. Gemeint sind offcnbar die schon weiter oben zitierten Bibelstellen Röm 13,1—7 und I Petr
2,13-14.
204. Verwaltungen, Ordnungen, Regierungen.
205. Die »Religionsgeschichte (präsentiert) ... die Götter als Spender, Hüter und Wahrer des
Rechts und der Gerechtigkeit. In früh- und volksreligiösen Stadien sind Sakral- und Rechtsord-
nung weithin ldentisch und allgemein verbindhch«. Zum Verhältms Recht und Rehgion vgl. RGG3
5, Sp. 820h (Zitat Sp. 820).
206. Abschätzen, Uberlegung, Erwägung
 
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