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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Schulz, Hans [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0312
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30.

I 2. GUTACHTEN I ÜR DEN ULMER RAT

ren vnnd' eins zum anderen lieb vnnd gunst hetteK Die eh ist so ein heiliger vnnd ho-
her stannd, das gar vil daran gelegen, I 32 r I das er recht gehalten werde. Darumb ist
auch Gott dem herren alweg lieber gewesen1, die weren von einander mdan by einan-
der'”, dien kein liebe oder gunst zusamen haben künden. Wo mann dan nun° nit wille
weiser sein dan got, würt man hieruff1 auch by den christen handlen vnnd dannoch
darby sehen, das semer harthertzikeyt pieder so geniesse2, das niemand leicht lust
hiezu bekommep.
Nun, wo em fraw gemeltderq, so schwerer laster3 eins oder mehr begangen, ist ja
dennocht einem erbaren mann, der ie4 billich5 wolte, das sein haußmuter auch
hdffe6, die erbarkeyt7 by kind vnnd gesmd fürderen, nit ein geringe vrsach, abr so-
hchem weib zu schewhen8, Ob gleich die Oberkeyt nit so streng mit yr ferets 9 der
straff halb.
Die fürnemist vrsach aber, darumb der Herr selb dem mann recht gibt, sein weib
zu scheiden, so sie ir eh gebrochen10, *ist die', das soliche mißhandlung11 auch emem
erbaren man das weib gantz abscheülich machet, das er sie nit meer recht heben kan,
dan des, das emer frembde12 kinder ziehen13 “musse, nit alweg sorg were“. So dan
nun einem recht erbaren man das weib vab erzelten"v lasteren auch wol als abschew-
lich14 werden mag, will es sich nit gebüren, das man den vnschuldigen man des
orts15, wo er mt mit güte bewegt werden mage, mit gewalt dringew.
Vnnd ob schonx der Herr keiner anderen laster dan nur des ehbruchs yzur vrsa-

k) habe: b, Ed. i-3. - 1) gewesen, das: b. - m)—m) fehlt m Ed. 1 —3.
n) so: b. — o) nur: b.
p) —p) ain jedes dermassen gemesse, das memandt leichtlich zu lhm lust bekhomme: b; jeder so
gemesse [Ed.2, Ed. 3: gemesse], das memand anders des scbadens habe: Ed. 1 — 3.
q) obgemelte: b. — r) von: Ed. 1—3. — s) hanndelt: b.
t) —t) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen m a.
u) —u) mueß, mt allzeit sorg were: b; muste [Ed. 3: muste], alweg m sorg stünde: Ed. 1 — 3.
v) —v) auß oberzelten: b; ob erzelten: Ed. 1 — 3.
w) dringe, ein so lesterlich Weib zu behalten: Ed. 1 — 3- — x) schon Christus: b.
y)—y) zu vrsach: b.

1. danach.
2. Früchte ernte. Grimm 5 (= IV,1,2), Sp. 3457 und 3460.
3. gemeltder ... laster eins: eins der genannten Vergehen.
4. ja.
5. zu Recht.
6. hülfe.
7. dem Anstand, der Sittlichkeit.
8. aus dem Wege zu gehen, zu meiden. Lexer 2, Sp. 760.
9. verfährt.
10. Vgl. Mt 19,9.
11. ein solches Vergehen, Verbrechen.
12. sc. dem Ehebruch entstammende.
13. aufziehen, großziehen.
14. verabscheuungswürdig, verwerflich.
15. des orts: dort. Grimm 13 (= VII), Sp. 1359.
 
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