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12. GUTACHTEN FUR DEN ULMER RAT
wie, dasw der mensch die damit verwürcken xsolte, das er sich iren* etliche mal ge-
prauchet hette?“
Der h[eilige] Augustinus hat nit dorffen1 außsprechen, ob auch by vnns Christen
recht seye, wie es by den alten gewesen, das einer auß bewilligung seines weibs, die
vnfruchtbar were, ein andere zü yder selbigen, seiner vnfruchtbaren frawen-1' neme2 3,
mit deren2 er kinder könde uberkommena3, Libro dc ^bono coniug ali^, Cap. i ^4.
cEr heißets »superducere«c, das als fil ist als zunemmen. I 68r I
Nun ist, ^besondere personen anzusehen vnnd^, das von menckhch erbar gelebt
werdee, die eh den leütenf meer von nöten, das sie ehliche hilff vnnd dienst von ey-
nander haben, der man des weibs haupt, das weib des mans gehilffe vnnd leib5 6 seye,
Dann das sie kinder hebeng6, Wiewol, so mann das menschhch geschlecht m ge-
meyn betrachten will, ist ja die eh furnemlich vmb der kinder willen verordnet. Der
aber schon keyne kinder bekomet, schadet im solichs nichs annh fromen7 vnnd er-
baren leben. So kan auch Got, wo er etliche mit kinderen nit begabet, 'den anderen'
desto meer geben, das 'am erhalten7 vnnd furtbringung menschhchs geschlechts
nichs abgange8. Dieweil aber der Herr selb sagt, sich zu enthalten kvmbs hymel-
reichs^ willen, fasse mt iederman9, vnnd got die begirde zu ehhcher gemeinschafft
auch den vnfruchtbaren eingepflantzet, ia allen1 der massen, das der brauch ehhcher
werck10 nit allein, kmder zu gepären, erfordert würdt, sonder auch, wie Paulus
schreibet, bulereym zu vermeiden11, müsten11 gar vil in gefar stohn° frombs12, erbars
w) fehlt in Ed. i, mag: Ed.2, Ed. 3.
x) —x) solte, nach dem er jrer sich: Ed. 1; nach dem er jrer sich: Ed. 2, Ed. 3.
y) —y) derselben vnfruchtbaren: Ed. 1—3. — z) der: b; derer: Ed. 1—3.
a) bekhomen: b. - b)—b) boms nuptiarum: b.
c) —c) Es haist Superducere: b; Es heist: Super mducere: Ed. 1—3.
d) -d) sonderlich auffzusehen: Ed. 1-3. - e) werde vnd ist: Ed. 1-3. - f) Menschen: b.
g) haben: b, Ed. 1—3. - h) am: b. - 1 )—i) mn anderweg: b. — j)—j) ain erhaltung: b.
k)—k) vmb des Reichs Gottes: b. - 1) allein: Ed. 1—3. — m) hurerey: Ed. 1—3.
n) mussen: Ed. 1 —3. — o) stehen eins: Ed. 1—3.
1. hat es mcht gewagt. Götze, S. 52.
2. Vgl. unten S. 347,18-348,9.
3. Vgl. das oben angeführte römische Beispiel des Spunus Carvilius Ruga, S. 226,7—16 unci uas
bibhsche der Hagar Gen 16.
4. Augustin, De bono coniugali XV, 17, CSEL 41, S. 210,4-10: »plane uxoris voluntate adhibere
aliam, unde communes filn nascantur umus commixtione ac semine, altenus autem mre ac potestate
apud antiquos patres fas erat; utrum et nunc fas sit, non temere dixerim«.
5. Vgl. Gen 2,18; Eph 5,28-29.
6. bekommen.
7. rechtschaffenen.
8. mangele.
9. Vgl. Mt 19,11-12.
10. der Vollzug der geschlechtlichen Gemeinschaft zwischen den Ehepartnern. Vgl. »coniugn of-
ficia«, BOL 15,^.217.
11. I Kor 7,2.
12. rechtschaffenes.
12. GUTACHTEN FUR DEN ULMER RAT
wie, dasw der mensch die damit verwürcken xsolte, das er sich iren* etliche mal ge-
prauchet hette?“
Der h[eilige] Augustinus hat nit dorffen1 außsprechen, ob auch by vnns Christen
recht seye, wie es by den alten gewesen, das einer auß bewilligung seines weibs, die
vnfruchtbar were, ein andere zü yder selbigen, seiner vnfruchtbaren frawen-1' neme2 3,
mit deren2 er kinder könde uberkommena3, Libro dc ^bono coniug ali^, Cap. i ^4.
cEr heißets »superducere«c, das als fil ist als zunemmen. I 68r I
Nun ist, ^besondere personen anzusehen vnnd^, das von menckhch erbar gelebt
werdee, die eh den leütenf meer von nöten, das sie ehliche hilff vnnd dienst von ey-
nander haben, der man des weibs haupt, das weib des mans gehilffe vnnd leib5 6 seye,
Dann das sie kinder hebeng6, Wiewol, so mann das menschhch geschlecht m ge-
meyn betrachten will, ist ja die eh furnemlich vmb der kinder willen verordnet. Der
aber schon keyne kinder bekomet, schadet im solichs nichs annh fromen7 vnnd er-
baren leben. So kan auch Got, wo er etliche mit kinderen nit begabet, 'den anderen'
desto meer geben, das 'am erhalten7 vnnd furtbringung menschhchs geschlechts
nichs abgange8. Dieweil aber der Herr selb sagt, sich zu enthalten kvmbs hymel-
reichs^ willen, fasse mt iederman9, vnnd got die begirde zu ehhcher gemeinschafft
auch den vnfruchtbaren eingepflantzet, ia allen1 der massen, das der brauch ehhcher
werck10 nit allein, kmder zu gepären, erfordert würdt, sonder auch, wie Paulus
schreibet, bulereym zu vermeiden11, müsten11 gar vil in gefar stohn° frombs12, erbars
w) fehlt in Ed. i, mag: Ed.2, Ed. 3.
x) —x) solte, nach dem er jrer sich: Ed. 1; nach dem er jrer sich: Ed. 2, Ed. 3.
y) —y) derselben vnfruchtbaren: Ed. 1—3. — z) der: b; derer: Ed. 1—3.
a) bekhomen: b. - b)—b) boms nuptiarum: b.
c) —c) Es haist Superducere: b; Es heist: Super mducere: Ed. 1—3.
d) -d) sonderlich auffzusehen: Ed. 1-3. - e) werde vnd ist: Ed. 1-3. - f) Menschen: b.
g) haben: b, Ed. 1—3. - h) am: b. - 1 )—i) mn anderweg: b. — j)—j) ain erhaltung: b.
k)—k) vmb des Reichs Gottes: b. - 1) allein: Ed. 1—3. — m) hurerey: Ed. 1—3.
n) mussen: Ed. 1 —3. — o) stehen eins: Ed. 1—3.
1. hat es mcht gewagt. Götze, S. 52.
2. Vgl. unten S. 347,18-348,9.
3. Vgl. das oben angeführte römische Beispiel des Spunus Carvilius Ruga, S. 226,7—16 unci uas
bibhsche der Hagar Gen 16.
4. Augustin, De bono coniugali XV, 17, CSEL 41, S. 210,4-10: »plane uxoris voluntate adhibere
aliam, unde communes filn nascantur umus commixtione ac semine, altenus autem mre ac potestate
apud antiquos patres fas erat; utrum et nunc fas sit, non temere dixerim«.
5. Vgl. Gen 2,18; Eph 5,28-29.
6. bekommen.
7. rechtschaffenen.
8. mangele.
9. Vgl. Mt 19,11-12.
10. der Vollzug der geschlechtlichen Gemeinschaft zwischen den Ehepartnern. Vgl. »coniugn of-
ficia«, BOL 15,^.217.
11. I Kor 7,2.
12. rechtschaffenes.