12. VON DER EHE UND EHESCHEIDUNG
4°3
4. Christliche keyser haben vil Jar solicher ordnung gottes nachgehandelt vnnd ire
gesetz gebenn.
5. Hat dasd diesen christlichen keyseren gepurt, mag noch der zeit1 ein iede Christ-
[liche] Oberkeyt, die merum imperium2 hat, soliche k[aiserli]che vnd götliche recht
wider fürnemmen vnnd die ehsachen inen nach richtenn.
6. Die eh ist ein gemeyne3 ordnung gottes für alle menschen, volkomen vnnd
vnuolkomen, böß vnnd gut; darumb muß mann sie also messigen4, das ieder sein
weib, iede irenn man5 haben möge, so im das zu gutem dienlich. I <)8V I
7. Was vore gott vnnd an im selb vnrecht, hat Got nie gefallen vnnd ist alweg der
massen, das es gottes ehren abbrüchlich vnnd dem nechsten schedlich ist. Dermas-
sen findets sichs1 aber gar nit inn ieder eh scheydung vnnd enderung.
8. Die ehscheidungen vnnd enderungen6, die wir hierinn7 billichen, hat got an sei-
nen heben heiligen auch gepilliget vnnd dienen lassen» zuh fürderung der gotseli-
keyt.
9. Der Christ mag 'mt allein' niemer mehr zun sünden oder gefahr der sünden ver-
stricket werden, 'sonder auch; komet es mit imm nimmer dahin, das er nit konde on
sünd gemeyner ordnung vnnd gaben gottes, als die eh ist, den menschen in gemeyn
geben, sich gebrauchen. Darumb hoch vffzusehen8, das man nit bekümere, den
gott wil getröstet haben, vnnd boß mache*1, das güt ist.
10. Wo memand leyds1 vnnd zu allen theylen die sach also gemassiget9 würdt, das
lederman erlange, das er billich begeren mag, bleibt mann 1m gesatz gottes.
d) nun solches: b. — e) von: b. — f) sich: b. — g) übergeschr. und eingewiesen m a; fehlt m b.
h) zur: b. — 1 )—i) fehlt m b. — ])—]) so: b. — k) machen: b. — 1) Laidts widerfehrt: b.
1. danach, nachher.
2. uneingeschränkte Herrschaft, höchste Gewalt. Dieser für Bucer wichtige terminus techmcus
stammt von Ulpian, Dig. 2,1,3, CICiv I, S.46. Bucer selber übersetzt »merum lmperium« als
»obrest vnd vollmachtig gewalt« m seinem »Dialogi oder Gesprech« von 1535, Bl. Fib, und behan-
delt den Begnff wieder m seinem Römerbnefkommentar von 1 536, Bl.^S^b. In der Interpretation
dieses Begnffes wurde Bucer, wie er selber angibt, von Andreas Alciatus (zu diesem vgl. oben S. 261,
Anm. 1 und 4) entscheidend beeinflußt. Dazu vgl. de Kroon^ Studien zu Martin Bucers Obngkeits-
verständms, S. 3 f., 27, 88—97 und J44—159 sowie neuerdings Gäumann, Reich Christi, S. 158 — 160.
Vgl. auch PL 98, Sp. 825B.
3. allgemeine, allgemeingültige.
4. ordnen, einnchten. Grimm 12 (= VI), Sp. 1744.
5. Vgl. I Kor 7,2.
6. »ändern« kann auch »heiraten« bedeuten. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 1037.
7. sc. m diesem Gutachten.
8. darauf zu achten.
9. geordnet.
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4. Christliche keyser haben vil Jar solicher ordnung gottes nachgehandelt vnnd ire
gesetz gebenn.
5. Hat dasd diesen christlichen keyseren gepurt, mag noch der zeit1 ein iede Christ-
[liche] Oberkeyt, die merum imperium2 hat, soliche k[aiserli]che vnd götliche recht
wider fürnemmen vnnd die ehsachen inen nach richtenn.
6. Die eh ist ein gemeyne3 ordnung gottes für alle menschen, volkomen vnnd
vnuolkomen, böß vnnd gut; darumb muß mann sie also messigen4, das ieder sein
weib, iede irenn man5 haben möge, so im das zu gutem dienlich. I <)8V I
7. Was vore gott vnnd an im selb vnrecht, hat Got nie gefallen vnnd ist alweg der
massen, das es gottes ehren abbrüchlich vnnd dem nechsten schedlich ist. Dermas-
sen findets sichs1 aber gar nit inn ieder eh scheydung vnnd enderung.
8. Die ehscheidungen vnnd enderungen6, die wir hierinn7 billichen, hat got an sei-
nen heben heiligen auch gepilliget vnnd dienen lassen» zuh fürderung der gotseli-
keyt.
9. Der Christ mag 'mt allein' niemer mehr zun sünden oder gefahr der sünden ver-
stricket werden, 'sonder auch; komet es mit imm nimmer dahin, das er nit konde on
sünd gemeyner ordnung vnnd gaben gottes, als die eh ist, den menschen in gemeyn
geben, sich gebrauchen. Darumb hoch vffzusehen8, das man nit bekümere, den
gott wil getröstet haben, vnnd boß mache*1, das güt ist.
10. Wo memand leyds1 vnnd zu allen theylen die sach also gemassiget9 würdt, das
lederman erlange, das er billich begeren mag, bleibt mann 1m gesatz gottes.
d) nun solches: b. — e) von: b. — f) sich: b. — g) übergeschr. und eingewiesen m a; fehlt m b.
h) zur: b. — 1 )—i) fehlt m b. — ])—]) so: b. — k) machen: b. — 1) Laidts widerfehrt: b.
1. danach, nachher.
2. uneingeschränkte Herrschaft, höchste Gewalt. Dieser für Bucer wichtige terminus techmcus
stammt von Ulpian, Dig. 2,1,3, CICiv I, S.46. Bucer selber übersetzt »merum lmperium« als
»obrest vnd vollmachtig gewalt« m seinem »Dialogi oder Gesprech« von 1535, Bl. Fib, und behan-
delt den Begnff wieder m seinem Römerbnefkommentar von 1 536, Bl.^S^b. In der Interpretation
dieses Begnffes wurde Bucer, wie er selber angibt, von Andreas Alciatus (zu diesem vgl. oben S. 261,
Anm. 1 und 4) entscheidend beeinflußt. Dazu vgl. de Kroon^ Studien zu Martin Bucers Obngkeits-
verständms, S. 3 f., 27, 88—97 und J44—159 sowie neuerdings Gäumann, Reich Christi, S. 158 — 160.
Vgl. auch PL 98, Sp. 825B.
3. allgemeine, allgemeingültige.
4. ordnen, einnchten. Grimm 12 (= VI), Sp. 1744.
5. Vgl. I Kor 7,2.
6. »ändern« kann auch »heiraten« bedeuten. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 1037.
7. sc. m diesem Gutachten.
8. darauf zu achten.
9. geordnet.