Text
I ij6r I aScriptum maius vom Eegericht“2
iDas Eegericht1 wirt begeret darzu, das alle ongeschickte2 vnnd misshandlun-
gen3, die sich wider die heyhge Ehe begeben4, fürkomen5 vnnd gebesseret werden.
2. Esc Begeben sich aber solche ongeschickt vnnd misshandlungen wider die heyli-
gen Ehe zum teyl im vertrawen6 vnnd eingohn der Ehe, zum teyl m haltung der Ehe,
zum teyl in scheydung der Ehe.
3. Derohalben müssen die Ehgerichts ordnungen alsso angestellet7 werden, das sie
dissen dryerley menglen vnnd verletzungen der heyligen Ehe begegnen vnnd weh-
ren vnnd die leut dahin weyssen vnnd fürdern, das sie die heyhgen Ehe gottseliglich
anfahen, halten vnnd scheyden, wo das die notürft8 erheischt9.
[!•]
4. Jm vertrawen der Ehe ist erstlich eingerissen der schedhch missbrauch vnd on-
leydlicher freuel, das ein Eh seyn muss, wenn sich zwey der Ehe mitteynander ver-
a—a) von der Hand Konrad Huberts m roter Tinte, korr. aus unleserlicher Vorform. Seitlich dar-
über am oberen Rand rechts von Bucer wohl früher notiert: Scnptum maius. Davor am linken Rand
oben von Bucer notiert: Modestinus Iure consultus, De ntu Nupt[iarum], L. Semper m comunctio-
mbus non solum quid liceat considerandum est, sed et quod honestum est [= Dig. 23,2,42, CICiv I,
S. 332, dort: »et quid honestum«). Darunter von der Hand des Bucerbiographen Johann Wilhelm
Baum: Scriptum sane Bucen extant emm m margine ejusdem emendationes autographae. Bm. Ma-
nus mihi videtur esse Musculi.
b) Diese und alle weiteren Zahlen zur Zählung einzelner Artikel am linken Rand m roter Tinte
geschrieben.
c) offenbar nachträghch vor der Zahl 2 am linken Rand zum Satz hinzugefügt.
1. Ein zentrales Bestreben der evangehschen Bewegung war es, mit der Einführung der Refor-
mation auch das Eherecht zu erneuern; vom Rat ms Leben gerufene Ehegenchte sollten die bisher
von den geistlichen Genchten ausgeübte Ehejudikatur übernehmen. Vgl. Köhler, Zürcher Ehege-
richt I und II; Wendel, Le mariage ä Strasbourg, S. 76-78; zu Augsburg im besonderen vgl. Köhler;
Zürcher Ehegericht II, S. 280—322 sowie Roper, Holy Household (= Das fromme Haus).
2. unziemhche Handlungen, Untaten.
3. Vergehen, Missetaten.
4. ereignen.
5. verhindert.
6. Verloben, Vermählen.
7. aufgestellt, eingerichtet, verfaßt.
8. Notwendigkeit.
9. Vgl. dazu den Beginn von Bucers zweitem Ehegutachten für Ulm, »Daß m Ehesachen recht
gehandelt werde« oben Nr. 7, S. 98,1—3.
I ij6r I aScriptum maius vom Eegericht“2
iDas Eegericht1 wirt begeret darzu, das alle ongeschickte2 vnnd misshandlun-
gen3, die sich wider die heyhge Ehe begeben4, fürkomen5 vnnd gebesseret werden.
2. Esc Begeben sich aber solche ongeschickt vnnd misshandlungen wider die heyli-
gen Ehe zum teyl im vertrawen6 vnnd eingohn der Ehe, zum teyl m haltung der Ehe,
zum teyl in scheydung der Ehe.
3. Derohalben müssen die Ehgerichts ordnungen alsso angestellet7 werden, das sie
dissen dryerley menglen vnnd verletzungen der heyligen Ehe begegnen vnnd weh-
ren vnnd die leut dahin weyssen vnnd fürdern, das sie die heyhgen Ehe gottseliglich
anfahen, halten vnnd scheyden, wo das die notürft8 erheischt9.
[!•]
4. Jm vertrawen der Ehe ist erstlich eingerissen der schedhch missbrauch vnd on-
leydlicher freuel, das ein Eh seyn muss, wenn sich zwey der Ehe mitteynander ver-
a—a) von der Hand Konrad Huberts m roter Tinte, korr. aus unleserlicher Vorform. Seitlich dar-
über am oberen Rand rechts von Bucer wohl früher notiert: Scnptum maius. Davor am linken Rand
oben von Bucer notiert: Modestinus Iure consultus, De ntu Nupt[iarum], L. Semper m comunctio-
mbus non solum quid liceat considerandum est, sed et quod honestum est [= Dig. 23,2,42, CICiv I,
S. 332, dort: »et quid honestum«). Darunter von der Hand des Bucerbiographen Johann Wilhelm
Baum: Scriptum sane Bucen extant emm m margine ejusdem emendationes autographae. Bm. Ma-
nus mihi videtur esse Musculi.
b) Diese und alle weiteren Zahlen zur Zählung einzelner Artikel am linken Rand m roter Tinte
geschrieben.
c) offenbar nachträghch vor der Zahl 2 am linken Rand zum Satz hinzugefügt.
1. Ein zentrales Bestreben der evangehschen Bewegung war es, mit der Einführung der Refor-
mation auch das Eherecht zu erneuern; vom Rat ms Leben gerufene Ehegenchte sollten die bisher
von den geistlichen Genchten ausgeübte Ehejudikatur übernehmen. Vgl. Köhler, Zürcher Ehege-
richt I und II; Wendel, Le mariage ä Strasbourg, S. 76-78; zu Augsburg im besonderen vgl. Köhler;
Zürcher Ehegericht II, S. 280—322 sowie Roper, Holy Household (= Das fromme Haus).
2. unziemhche Handlungen, Untaten.
3. Vergehen, Missetaten.
4. ereignen.
5. verhindert.
6. Verloben, Vermählen.
7. aufgestellt, eingerichtet, verfaßt.
8. Notwendigkeit.
9. Vgl. dazu den Beginn von Bucers zweitem Ehegutachten für Ulm, »Daß m Ehesachen recht
gehandelt werde« oben Nr. 7, S. 98,1—3.