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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0446
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13. SCRIPTUM MAIUS

27. Weil dann leyder so vil vnuerstendiger leüt seind, die die h[eilige] Ehe ettwan so
leychtfertig vnnd schimpfhch102 eingohn, dadurch bey ynen vnnd anderen alsso vil
schwere ergernus I I vnnd vnrath103 furgohn, sollen die Christlichen obernn als
vetter104 des volcks yre vnuerstendige kinder mitt dem gesatz vonn dem vnchrist-
lichen missbrauch bey dem versprechen vnnd eingöhn7 der hfeiligen] Ehez zu dem
Christlichen vnnd so nutzlichen brauch vnnd sitten weyssen vnnd anhalten.
28. Zum Anderen, so haben die keyserlichen gesatz, das kein Eh scheydung gelten
vnnd kreftig105 sem solle dann, die geschehen sey in beysein siben3 burger on den
haussverwandten hbertum106, durch welchen die Eh ymand aufgesagt würdt: 3t. de
diuortiis et repudiis, L. Nullum6 l07. Nun hatt man sich aber nitt weniger gefar, arger
listen vnnd vnordnung zu besorgen m dem Ehbereden108 vnnd versprechen dann im
aufsagen109. Darumb were gedachte ordnung, das die Eh mitt gepürenden zeügen
versprochen werden solte, m dem auch den k[aiserlich]en rechten gemess.
29. Zum Dritten, so haben sich bissher bey den Bischöflichen vnnd anderen Ehge-
richten vil schwerer meyneid derohalben begeben, das die Ehen on ordenhche zeü-
gen versprochen worden seind110. Denn wo eyns das ander vmb die eh angespro-
chen vnd das ander dessen nit gestendig gewesen, so hatt mann ynen beden, die war-
heit zu sagen, den ayd auferlegt; die haben dann nicht desto weniger widerwertig1
gesagt, das alle mal das ein oder sie bede ein meynaid haben thun müssen. Disse er-
gernus wurde nun fürkomen112, wenn man nicht allein für kheine Ehe erkandte113,
die on gepürende zeügen gemacht were, sonder die auch straffete, die sohch Eh ge-
macht hetten oder darzu ettwas geradten114.

y) korr. aus: eingehen.
z) danach gestr.: weyssen.
a) fälschhch: sibem.
b) von Bucer am linken Rand ergänzt: Et si ad testamenta 7 testes adhiberi oportet, lbi facultatum
tamen periculum agitur, cur non magis m contrahendo matrimomo, lbi perichtatur tota vita?
102. übermütig, frech, zügellos.
103. Schaden, Not, Unglück.
104. Väter.
105. rechtskräftig.
106. d. h. ohne den von Verwandten des Hauses Freigelassenen: »qui a patre, avo, proavo et cete-
ns sursum versum manumissus sit« (Zitat aus dem 1m folgenden angegebenen Gesetz).
107. Dig. 24,2,9, ClCiv I, S. 356. Vgl. auch Cod. Just. 6,23,21,4, ClCiv II, S. 255.
108. Verabreden der Ehe.
109. Aufkündigen, Absagen.
110. Vgl. dazu oben S. 221,15-222,9.
111. widersprüchhch, einander widerstreitend.
112. verhindert.
113. anerkennen würde.
114. Vgl. oben These 9: dort Vorschlag der Bestrafung nur für die Ehepartner.
 
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