13. GUTACHTEN FUR AUGSBURG
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haben sie straffen gesetzet denen, die on vrsach die Eh scheydeten302, Dann
schlecht303: wo man nit gunst vnd liebe haben mag, da kann auch kein Eh sem.
82. Solche liebe soll zwischen Ehleüten sein, das Zwey ein mensch seyen, vatter vnd
muter lassen künden I 146^ I vnd eynander anhangen304. Disse liebe lesst sich nit er-
zwingen; vnnd so man ettwan meynet, man welle sie erzwmgen, richtet man vil
mehr Ehbruch, leyden vnnd vngemach an. Der liebe Gott hatt auch gern bestendige
Eh gesehen, ist dem leichtfertigen scheyden auch wol als305 femd gewesen als wir,
hatt auch wol gewüst, wie mans zum besten furkomen möge, Noch306 hatt er ny-
man zusamen zwingen wöllen, bey denen kein rechte Ehhche heb vnd trewv zu er-
langen were. Die heylige Eh hatt er theurer gehalten, dann das er solche hündi-
sche307 beywonung, Wwie by filen gesehen wurdt“, hette lassen den namen der hey-
ligen Eh haben.
83. Desx haben die Christliche keyssery auss dem wort vnnd geist Gottes auch willen
vnd verstandt gehept, derhalben siez sich auch der goetthchen ordnung gemess ge-
halten. Der Papst allein, der ein offenlicher wider christ ist gar noch m allem seynem
thun308, der hatt die Eh scheydung erst so onmöghch gemacht309, Aber do gegen
alle ehbruch, schand vnd laster vnd, das auch nit zusagen, gefurdert310; Vnnd dem
wellen ettlich mer folgen dann Gott vnd den Christlichen keyssernn.
84. Nun aber, damitt ein ieder selb lesse, wie der Christhchen keysser gesatz hie von
lautet, will ich hienach verteütschet setzen das gesatz der Chnsthchen keysser Theo-
v) danach gestr.: »zuerla-«.
w—w) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.
x) am Zeilenanfang ergänzt. für gestr.: Es.
y) danach gestr.: des.
z) von Bucer übergeschr. und eingewiesen.
302. Ausführhch zur Ehescheidungspraxis der von Bucer als »christlich« bezeichncten Kaiser
vgl. Noonan, Novel 22.
303. schlicht, einfach.
304. Vgl. Gen 2,24.
305. genauso.
306. dennoch.
307. niedrige; vgl. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 1931.
308. Papst und Papsttum wurden von der Reformation als Antichrist bezeichnet, vgl. TRE 3,
S.28-38.
309. Gemeint lst die Lehre vom unauflösbaren Band der Ehe, das keme Ehescheidung, sondcrn
nur eine Trennung von Tisch und Bett ermöglicht; vgl. dazu LThK 3, Sp. 699 f.
310. sc. gefördert. — Da nach kanomschem Recht die Ehe allein durch den Konsens der Ehegat-
ten gestiftet wird (sponsalia de praesenti) und unauflöslich bleibt, ergaben sich seit dieser m der
Frühscholastik gewonnenen Lehrerkenntms viele moralische Schäden für die Ehe; vgl. LThK 3,
Sp.691 und 693.
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haben sie straffen gesetzet denen, die on vrsach die Eh scheydeten302, Dann
schlecht303: wo man nit gunst vnd liebe haben mag, da kann auch kein Eh sem.
82. Solche liebe soll zwischen Ehleüten sein, das Zwey ein mensch seyen, vatter vnd
muter lassen künden I 146^ I vnd eynander anhangen304. Disse liebe lesst sich nit er-
zwingen; vnnd so man ettwan meynet, man welle sie erzwmgen, richtet man vil
mehr Ehbruch, leyden vnnd vngemach an. Der liebe Gott hatt auch gern bestendige
Eh gesehen, ist dem leichtfertigen scheyden auch wol als305 femd gewesen als wir,
hatt auch wol gewüst, wie mans zum besten furkomen möge, Noch306 hatt er ny-
man zusamen zwingen wöllen, bey denen kein rechte Ehhche heb vnd trewv zu er-
langen were. Die heylige Eh hatt er theurer gehalten, dann das er solche hündi-
sche307 beywonung, Wwie by filen gesehen wurdt“, hette lassen den namen der hey-
ligen Eh haben.
83. Desx haben die Christliche keyssery auss dem wort vnnd geist Gottes auch willen
vnd verstandt gehept, derhalben siez sich auch der goetthchen ordnung gemess ge-
halten. Der Papst allein, der ein offenlicher wider christ ist gar noch m allem seynem
thun308, der hatt die Eh scheydung erst so onmöghch gemacht309, Aber do gegen
alle ehbruch, schand vnd laster vnd, das auch nit zusagen, gefurdert310; Vnnd dem
wellen ettlich mer folgen dann Gott vnd den Christlichen keyssernn.
84. Nun aber, damitt ein ieder selb lesse, wie der Christhchen keysser gesatz hie von
lautet, will ich hienach verteütschet setzen das gesatz der Chnsthchen keysser Theo-
v) danach gestr.: »zuerla-«.
w—w) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.
x) am Zeilenanfang ergänzt. für gestr.: Es.
y) danach gestr.: des.
z) von Bucer übergeschr. und eingewiesen.
302. Ausführhch zur Ehescheidungspraxis der von Bucer als »christlich« bezeichncten Kaiser
vgl. Noonan, Novel 22.
303. schlicht, einfach.
304. Vgl. Gen 2,24.
305. genauso.
306. dennoch.
307. niedrige; vgl. Grimm 10 (= IV,2), Sp. 1931.
308. Papst und Papsttum wurden von der Reformation als Antichrist bezeichnet, vgl. TRE 3,
S.28-38.
309. Gemeint lst die Lehre vom unauflösbaren Band der Ehe, das keme Ehescheidung, sondcrn
nur eine Trennung von Tisch und Bett ermöglicht; vgl. dazu LThK 3, Sp. 699 f.
310. sc. gefördert. — Da nach kanomschem Recht die Ehe allein durch den Konsens der Ehegat-
ten gestiftet wird (sponsalia de praesenti) und unauflöslich bleibt, ergaben sich seit dieser m der
Frühscholastik gewonnenen Lehrerkenntms viele moralische Schäden für die Ehe; vgl. LThK 3,
Sp.691 und 693.