I J. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA
5°!
orts hette wollen melden, was am kirchendienste hinderlich vnd an im selb doch
recht vnd onstreflich ist, so hette er auch ander empter vnd gescheffte, die den kir-
chendienst wol mer dann versehung zweyer weyber vnd deren kinder, verhindern,
gemeldet77 als78 das regierampt, kriegedienst, kaufmanns- vnd gewerkshandel79 vnd
dergleichen, welche auch die heyligen vetter hernacher mit namen aufgemerket80
vnd gesetzet haben, keinen zu einem kirchendiener zu wehlen, der mit solchen emp-
tern oder diensten behafftet sei.81 Nun aber hatt der geist gottes des orts82 nichts
dann lauter tugenden gefordert, als nüchtern83, züchtig, heylig, gelernig etc. vnd la-
ster ausgeschlossen, als weinsüchtig, bolderisch84, geitzig etc.85 Derhalben wille
sichs nit reimen, das man sagen wollte, das der geist Christi die zweyweybigen vom
kirchendienst einiger86 andern vrsachen ausgeschlossen hette, dann das er solichs
für ein streffhch und lesterhch sach gehalten hette.
Weil dann der herr vnd Paulus so getrewlich vermanen, das die kirchendiener dem
gantzen volck ein furbdd sein sollen vnd das das volck dem furbdde semer furgenger
mit allem fleyss solle nachfolgen, so hat so bald in aller Christenheyt gefolget, das
man sich wider zu der ersten einsetzung der eh gerichtet vnd iedermann geschewet
hat, zumal87 mehr denn ein weyb zu haben. Dann ia die Christen, wed lhnen der
herr die grösten gnaden gethan vnd sie zur himmlischen gemeinschaft zum vol-
ckomnisten beruffen hat, so sollen sie auch sich solichen hohen beruffe vnd grösten
gnaden mit recht himmlischen wesen und heyligen leben, eben vnd gemess bewey-
sen, wie dis des lieben Pauli ernste vermanung allenthalben ist. I 9 I Vnd damit wir
desto bas bedencken, wie das den christen eigentlich gepüret, lmmer zu dem volcko-
menisten vnd aller heyligsten wissen zu trachten, wollen wir etliche spruch einfüren:
Röm. i2[i—2]: »Ich ermane euch, brüder, durch die erbarmde88 gottes, das ir
ewrn leib begebet89 vnd darstellet90 gott zu einem lebendigen heyhgen vnd wolge-
felhgen opfer, zu einem vernünftigen vnd geistlichen gottes dienst, und stellet euch
mt gleich diser welt, sondern werdet verstellet91 vnd einer andern gestalt92, durch
ernewerung ewres gemütes, damit ir brüffen93 vnd erkennen mocht, was der wille
77. erwähnt.
78. wie.
79. gewerblicher Handel.
80. namentlich, einzeln aufgezählt.
81. Vgl. etwa Decr. Grat. I, Dist. 88, c. 3 und 8, Friedberg I, Sp. 307 h
82. an dieser Bibelstelle.
83. leidenschaftslos, besonnen. Grimm 13 (= VII), Sp.972.
84. Nicht nachgewiesenes Adjektiv zu boldern: polternd auftreten, hohe Reden führen. Vgl.
Grimm 2, Sp. 230; Götze, S. 37; Martin/Lienhart II, S.41 f.
85. I Tim 3,2-3.
86. allein aus.
87. gleichzeitig.
88. Barmherzigkeit.
89. hingebet.
90. hinstellet, dargebet.
91. verwandelt. Hennig, S. 349.
92. Gen. qualitatis.
93. kennen lernen.
5°!
orts hette wollen melden, was am kirchendienste hinderlich vnd an im selb doch
recht vnd onstreflich ist, so hette er auch ander empter vnd gescheffte, die den kir-
chendienst wol mer dann versehung zweyer weyber vnd deren kinder, verhindern,
gemeldet77 als78 das regierampt, kriegedienst, kaufmanns- vnd gewerkshandel79 vnd
dergleichen, welche auch die heyligen vetter hernacher mit namen aufgemerket80
vnd gesetzet haben, keinen zu einem kirchendiener zu wehlen, der mit solchen emp-
tern oder diensten behafftet sei.81 Nun aber hatt der geist gottes des orts82 nichts
dann lauter tugenden gefordert, als nüchtern83, züchtig, heylig, gelernig etc. vnd la-
ster ausgeschlossen, als weinsüchtig, bolderisch84, geitzig etc.85 Derhalben wille
sichs nit reimen, das man sagen wollte, das der geist Christi die zweyweybigen vom
kirchendienst einiger86 andern vrsachen ausgeschlossen hette, dann das er solichs
für ein streffhch und lesterhch sach gehalten hette.
Weil dann der herr vnd Paulus so getrewlich vermanen, das die kirchendiener dem
gantzen volck ein furbdd sein sollen vnd das das volck dem furbdde semer furgenger
mit allem fleyss solle nachfolgen, so hat so bald in aller Christenheyt gefolget, das
man sich wider zu der ersten einsetzung der eh gerichtet vnd iedermann geschewet
hat, zumal87 mehr denn ein weyb zu haben. Dann ia die Christen, wed lhnen der
herr die grösten gnaden gethan vnd sie zur himmlischen gemeinschaft zum vol-
ckomnisten beruffen hat, so sollen sie auch sich solichen hohen beruffe vnd grösten
gnaden mit recht himmlischen wesen und heyligen leben, eben vnd gemess bewey-
sen, wie dis des lieben Pauli ernste vermanung allenthalben ist. I 9 I Vnd damit wir
desto bas bedencken, wie das den christen eigentlich gepüret, lmmer zu dem volcko-
menisten vnd aller heyligsten wissen zu trachten, wollen wir etliche spruch einfüren:
Röm. i2[i—2]: »Ich ermane euch, brüder, durch die erbarmde88 gottes, das ir
ewrn leib begebet89 vnd darstellet90 gott zu einem lebendigen heyhgen vnd wolge-
felhgen opfer, zu einem vernünftigen vnd geistlichen gottes dienst, und stellet euch
mt gleich diser welt, sondern werdet verstellet91 vnd einer andern gestalt92, durch
ernewerung ewres gemütes, damit ir brüffen93 vnd erkennen mocht, was der wille
77. erwähnt.
78. wie.
79. gewerblicher Handel.
80. namentlich, einzeln aufgezählt.
81. Vgl. etwa Decr. Grat. I, Dist. 88, c. 3 und 8, Friedberg I, Sp. 307 h
82. an dieser Bibelstelle.
83. leidenschaftslos, besonnen. Grimm 13 (= VII), Sp.972.
84. Nicht nachgewiesenes Adjektiv zu boldern: polternd auftreten, hohe Reden führen. Vgl.
Grimm 2, Sp. 230; Götze, S. 37; Martin/Lienhart II, S.41 f.
85. I Tim 3,2-3.
86. allein aus.
87. gleichzeitig.
88. Barmherzigkeit.
89. hingebet.
90. hinstellet, dargebet.
91. verwandelt. Hennig, S. 349.
92. Gen. qualitatis.
93. kennen lernen.