I 5. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA
5°3
chnst wol erkennen möge, der anders100 in warer demut vnd erkänndnis seines on-
wissens vnd der verkerten lüste vnd begirden, so vns angeporen, die schrifft lesen
vnd dieselbige, als einen rechten schüler gottes gepüret, mit vorcht vnd zittern als die
wort des almechtigen eiwegen wille101, das mer dan ein weyb zu haben zumal102 ein
mal ein mangel vnd abtretten ist von der ersten vnd besten emsatzung vnd ordnung
des herrn, So wirdt ein solcher gelassener103, vnd bekendehcher104 christ vnd rech-
ter schüler gottes das auch wol erkennen, das den christen einmal gepüret hat vnd
inen von wegen I 11 I der grösseren gnaden, so sie empfangen, vnd des höheren be-
rufs105, mit dem sie zu dem hymlischen leben höher, dann die Juden waren, beruffen
sind, eigentlich zugestanden ist, das sie die filfeltigen106 ehen abtrieben107, vnd die
ehe bei inen wider zu der ersten emigkeyt108 brechten.
Vnd weil dis nun geschehen vnd mit kirchen- vnd kayserhchen gesetzen also be-
festigt worden ist, sollen wir dis ia109 für em besondere zierde vnd herliche kleinodt
der christenheit halten vnd vns alle, dasselbige zu bewaren, befleissen vnd alles das
mit getrewen ernst abwenden, da durch die kirche christi vnd das newe vnd heylig-
ste christliche volck umb dise zierde vnd klemodt komen möchte. Und wer wolte
nit als ein schwer ergernuss halten vnd erkennen alles dasjemge, das an 1m selb der-
massen gestalt ist, das es die kirch sonder zweyfel umb sohch zierde vnd kleinod
bringen wirde, wenn es zugelassen werde.
Das aber nun so man ieman, vnd nemhch110 emer hohen person, nachgebe111,
mer dann ein ehgemahel zu nemen, mt solte so bald em grosse volge erwecken, das
fil solches nachgeben begeren würden, ist ia nit zu gedenken, nachdem man m so-
lichen dingen immer den breiten weg112 hinaus tnnget. Derohalben muss man 1a so-
lich nachgeben als ser ergerlich113 vnd der kirchen nachteyhg, weil sie dadurch umb
das schöne kleinodt der einzelen ehe gar bald m gemein114 kommen würde, halten,
Vnd derhalben nieman, diesen eingang115 zu machen vnd ergernuss anzunchten,
zugeben.
Dis ist die erste hauptvrsache, derhalben zu erkennen lst, das vberal nieman, mer
dann ein ehgemahel zu nemen, zuzugeben ist, das solches gewisshch die ergernuss
100. nämlich.
101. wolle.
102. zur gleichen Zeit.
103. mnerhch freier, ergebener.
104. bekennender, erkennbarer.
105. Antriebs.
106. mehrfachen.
107. aufgehoben, unterbunden.
108. Einheit.
109. durchaus.
110. vor allem, besonders.
111. zugestehe.
112. Vgl. Mt 7,13.
113. ärgermserregend, anstößig.
114. ganz allgemein.
115. Anfang.
5°3
chnst wol erkennen möge, der anders100 in warer demut vnd erkänndnis seines on-
wissens vnd der verkerten lüste vnd begirden, so vns angeporen, die schrifft lesen
vnd dieselbige, als einen rechten schüler gottes gepüret, mit vorcht vnd zittern als die
wort des almechtigen eiwegen wille101, das mer dan ein weyb zu haben zumal102 ein
mal ein mangel vnd abtretten ist von der ersten vnd besten emsatzung vnd ordnung
des herrn, So wirdt ein solcher gelassener103, vnd bekendehcher104 christ vnd rech-
ter schüler gottes das auch wol erkennen, das den christen einmal gepüret hat vnd
inen von wegen I 11 I der grösseren gnaden, so sie empfangen, vnd des höheren be-
rufs105, mit dem sie zu dem hymlischen leben höher, dann die Juden waren, beruffen
sind, eigentlich zugestanden ist, das sie die filfeltigen106 ehen abtrieben107, vnd die
ehe bei inen wider zu der ersten emigkeyt108 brechten.
Vnd weil dis nun geschehen vnd mit kirchen- vnd kayserhchen gesetzen also be-
festigt worden ist, sollen wir dis ia109 für em besondere zierde vnd herliche kleinodt
der christenheit halten vnd vns alle, dasselbige zu bewaren, befleissen vnd alles das
mit getrewen ernst abwenden, da durch die kirche christi vnd das newe vnd heylig-
ste christliche volck umb dise zierde vnd klemodt komen möchte. Und wer wolte
nit als ein schwer ergernuss halten vnd erkennen alles dasjemge, das an 1m selb der-
massen gestalt ist, das es die kirch sonder zweyfel umb sohch zierde vnd kleinod
bringen wirde, wenn es zugelassen werde.
Das aber nun so man ieman, vnd nemhch110 emer hohen person, nachgebe111,
mer dann ein ehgemahel zu nemen, mt solte so bald em grosse volge erwecken, das
fil solches nachgeben begeren würden, ist ia nit zu gedenken, nachdem man m so-
lichen dingen immer den breiten weg112 hinaus tnnget. Derohalben muss man 1a so-
lich nachgeben als ser ergerlich113 vnd der kirchen nachteyhg, weil sie dadurch umb
das schöne kleinodt der einzelen ehe gar bald m gemein114 kommen würde, halten,
Vnd derhalben nieman, diesen eingang115 zu machen vnd ergernuss anzunchten,
zugeben.
Dis ist die erste hauptvrsache, derhalben zu erkennen lst, das vberal nieman, mer
dann ein ehgemahel zu nemen, zuzugeben ist, das solches gewisshch die ergernuss
100. nämlich.
101. wolle.
102. zur gleichen Zeit.
103. mnerhch freier, ergebener.
104. bekennender, erkennbarer.
105. Antriebs.
106. mehrfachen.
107. aufgehoben, unterbunden.
108. Einheit.
109. durchaus.
110. vor allem, besonders.
111. zugestehe.
112. Vgl. Mt 7,13.
113. ärgermserregend, anstößig.
114. ganz allgemein.
115. Anfang.