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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Schulz, Hans [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0518
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5i4

I 5. GUTACHTEN FUR PHILIPP VON HESSEN

chen auch erbarmde250 vber fromme döchter, damit sie auch muter vnd ire stemme
erhalten würden, vrsach gewesen, wie dem Boas, das er die Ruth neme,251 So lesset
sichs ansehen, als hette David die Abigail auch nit allein seiner ergetzlicheyt halben,
sonder auch aus ansehen irer tugent vnd gutheit genomen, die er mit solcher seiner
gutheit vnd eren hat vergelten vnd vereren wöllen.252
In gemein aber vnd durchaus lesset sichs nit wol ein andere vrsachen anzeigen,
darumb der herr den alten zugeben habe, mer dann ein weyb zu haben, dann eben
die der liebe Paulus meldet, bulerey zu vermeyden.253 Welche vrsache wol der Apo-
stel aus einem nachgeben dargibt, aber aus emem heyligen vnd götthchem nachge-
ben, welches in der blöden254 verderbten menschhchen natur das lemge, so an im255
selb arg vnd bös ist vnd des reichs gottes enthch beraubet, verhiete vnd ausschhesse.
Weil dann nun dem also, das gott den alten die zuweyber256 m gemem die vr-
sachen nachgegeben hat, damit bulerey bei men vermitten257 werde, vnd hat also bei
den alten das nachgeben iedem zur heyligkeit vnd fromkeyt gedienet, das dadurch
die onzucht bei inen ausgeschlossen worden lst, ob wol nit bey allen, wie das auch
die einzelen ehen nit thun, doch bey filen vnd den frommen, So wirdt la folgen müs-
sen, das dis nachgeben bey einem volck, da soliche blöde258 ist, bulerey zu vermey-
den, wie bei dem Israel war, ein nützliche heylige artzeney sein muss.
Das man dann nun sagen wollte, es weren bey uns Christen nicht deren eben fil,
die gleich259 so blöd260 sind, hurerey zu vermeyden durch ein weyb, als bey den
alten war, lässt die erfarung nicht zu. War ists, die Christen in gemein, wo die m
rechter zucht des glaubens leben, haben einen höheren vnd volckomenern geist
dann die Juden gehabt vnd befleyssen sich ia261 höcher vnd himhscher heyhchkeit,
denn der geist Christi treybet sie. Röm. 8[i — 14]. Gal. 5[ 1—26]. Eph. 5 [ 1 -20]. Collos.
3[ 1 — 17]. I 26 I Aber leyder nach dem soliche glaubens zucht bei uns lengst verfallen
vnd deren so fil sind, die noch kinder vnd ser schwach m dem glauben Chnsti sein,
so findet sichs, das wir auch gar fil blöder leut m haltung262 der keuschheit vnd aller-
ley heilygkeit haben, nit weniger dan bey den alten, die werke überzeugen vns263. So
dann bey vns gleiche kranckeyt, wo nicht etwan grösser, warumb solte denn nicht
auch gleiche göttliche artzeney zu geprauchen sein?
Die ehscheydung aus anderer vrsachen dann264 des ehbruchs ist auch wider die
250. Erbarmen.
251. Vgl. Ruth 4,9-10.
252. Vgl. II Sam 25,32-33.
253. I Kor 7,2.
254. schwachen.
255. sich.
256. Konkubinen.
257. vermieden.
258. Schwäche, Unfähigkeit.
259. gleichermaßen.
260. schwach, unfähig.
261. lmmer.
262. Erhaltung.
263. legen wider uns Zeugms ab.
264. als.
 
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