I J. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA
537
vorcht vnd I jj I gottseligkeyt bey beyden spüre vnd sehe, vnd bevorab583 das für-
trefflich wol vnd freundtlich halten der ersten ehfrawe, so könnde oder möchte es
sie doch nit verdammen von wegen solcher beywohnung. vnd so man sagen wille,
noch sei kein arges zu thun, damit gutes daraus komme oder arges verhietet werde, -
Nun sei aber em concubme sein oder haben, da die ehlich condition verschwiegen
wirde, an ihm584 selb böse - So antwortet man hieruff, das ein solich concubin haben
oder sein, wie wir das letzund beschrieben, an ihm selb nit böse ist, sonder ein von
gott zugegebne eh, obs gleych von der welt nicht darfür gehalten wird, die vrsachen
sind hievor dargethon.
So man dann der bekentnis halben einred thut, was recht sei, müsse man auch für
recht bekennen, lst die antwort, das mit solicher bekentniss585 der schwachen auch
muss verschonet werden.586 Vnd ist allweg zu bedencken, wozu vnd worumb alle
bekentmss geschehen sollen, nemlich3®7 das588, das recht vnd gut ist, desto mer be-
kandt vnd annemlicher589 werde. Hette nun Abraham bei dem Pharao vnd Abime-
lech von der Sarah bekennet, dass sie sein weyb gewesen were,590 so hette dasselbige,
das man sie 1m solte gelassen vnd gutes gethan haben, des orts nit allein mt bekennt-
licher vnd annemlicher gemacht haben, sondern mer verursacht, das man sie lm den-
noch genommen vnd m gar getödtet haben würde. Also591: hette Paulus unter den
Juden frey erkleret, wie er die vfferstentnus predigete vnd zu Jerusalem m der kir-
chen wie er sich der jüdischen reinigung vnd anderer cerimonien gebrauchete, allem
sie desto füglicher darnider zu legen,592 warlich damit würde er keynen zufal593,
sonder mer verfolgung der warheyt erwirkt haben. Also: weyl sich kem verstendiger
Christ möge etwas besonders raths, sonder mere eytel594 onraths vnd verhmderung
des heiligen evangeli versehen595, wo man offentlich bekennen I 54 I wollte, wie sichs
vmb gemeldt concubinat hielte, vnd er aber gesetzter maasen von gott erlaubet ist,
vnd so man in recht, wie dann auch vorgemeldet, heltet, dem frommen ein heimli-
chen zufal vnd dispensation des hertze abgewinnet, So mage es dieser zeyt nit wol
anders geschlossen, dann das der im ie meinet, ein zugenomen596 weybe solle im zu
merer heyhgkeyt dienen vnd vor onzucht weyter verhieten, solichs weyb recht
heymhch vor wenigen vertraweten personen zur eh nemen, die selbig eh aller ander
vmbstanden vnd dann besonders mit dem gedinge597 ingangen, das das weyb die
583. msbesondere.
584. sich.
585. Erkenntms.
586. Vgl. Röm 14,1-3; 15,1; I Kor 8,9.
587. besonders.
588. lies: daß das.
589. annehmbarer.
590. Gen 12,10-19; 20,2-12.
591. ebenso.
592. Act 21,21-26.
593. Zulauf, Zuwachs.
594. reinen.
595. gefaßt machen.
596. zusätzhch zur ersten Frau geheirateten.
597. unter der Bedingung.
537
vorcht vnd I jj I gottseligkeyt bey beyden spüre vnd sehe, vnd bevorab583 das für-
trefflich wol vnd freundtlich halten der ersten ehfrawe, so könnde oder möchte es
sie doch nit verdammen von wegen solcher beywohnung. vnd so man sagen wille,
noch sei kein arges zu thun, damit gutes daraus komme oder arges verhietet werde, -
Nun sei aber em concubme sein oder haben, da die ehlich condition verschwiegen
wirde, an ihm584 selb böse - So antwortet man hieruff, das ein solich concubin haben
oder sein, wie wir das letzund beschrieben, an ihm selb nit böse ist, sonder ein von
gott zugegebne eh, obs gleych von der welt nicht darfür gehalten wird, die vrsachen
sind hievor dargethon.
So man dann der bekentnis halben einred thut, was recht sei, müsse man auch für
recht bekennen, lst die antwort, das mit solicher bekentniss585 der schwachen auch
muss verschonet werden.586 Vnd ist allweg zu bedencken, wozu vnd worumb alle
bekentmss geschehen sollen, nemlich3®7 das588, das recht vnd gut ist, desto mer be-
kandt vnd annemlicher589 werde. Hette nun Abraham bei dem Pharao vnd Abime-
lech von der Sarah bekennet, dass sie sein weyb gewesen were,590 so hette dasselbige,
das man sie 1m solte gelassen vnd gutes gethan haben, des orts nit allein mt bekennt-
licher vnd annemlicher gemacht haben, sondern mer verursacht, das man sie lm den-
noch genommen vnd m gar getödtet haben würde. Also591: hette Paulus unter den
Juden frey erkleret, wie er die vfferstentnus predigete vnd zu Jerusalem m der kir-
chen wie er sich der jüdischen reinigung vnd anderer cerimonien gebrauchete, allem
sie desto füglicher darnider zu legen,592 warlich damit würde er keynen zufal593,
sonder mer verfolgung der warheyt erwirkt haben. Also: weyl sich kem verstendiger
Christ möge etwas besonders raths, sonder mere eytel594 onraths vnd verhmderung
des heiligen evangeli versehen595, wo man offentlich bekennen I 54 I wollte, wie sichs
vmb gemeldt concubinat hielte, vnd er aber gesetzter maasen von gott erlaubet ist,
vnd so man in recht, wie dann auch vorgemeldet, heltet, dem frommen ein heimli-
chen zufal vnd dispensation des hertze abgewinnet, So mage es dieser zeyt nit wol
anders geschlossen, dann das der im ie meinet, ein zugenomen596 weybe solle im zu
merer heyhgkeyt dienen vnd vor onzucht weyter verhieten, solichs weyb recht
heymhch vor wenigen vertraweten personen zur eh nemen, die selbig eh aller ander
vmbstanden vnd dann besonders mit dem gedinge597 ingangen, das das weyb die
583. msbesondere.
584. sich.
585. Erkenntms.
586. Vgl. Röm 14,1-3; 15,1; I Kor 8,9.
587. besonders.
588. lies: daß das.
589. annehmbarer.
590. Gen 12,10-19; 20,2-12.
591. ebenso.
592. Act 21,21-26.
593. Zulauf, Zuwachs.
594. reinen.
595. gefaßt machen.
596. zusätzhch zur ersten Frau geheirateten.
597. unter der Bedingung.