Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0550
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16. GUTACHTEN FÜR RUPRECHT VON PFALZ-ZWEIBRÜCKEN

546
genwertigem falh, welche I i66r I wir doch nicht weiters ansehen sollen dann, so ferr
sy gottis wort nicht zewider sein; Dann ein Christ nichts leiden mag31, das gottes
wort vnd ordenung entgegen ist. Ob aber gottes wort die vertrawte dochter vor dem
kirchgang halte für ein Ee weib oder nicht, Bedauchte sy32, auß dreyen vrsachen
leicht zesehen seyn: Zum ersten Auß der ersten eynsatzung der Ee, Zum andern33
Auß gebrauch des gesatzs Vnd zum drytten Auß der alten kirchen haußhaltung34,
wie volgends gesagt wurt.
Dise35 wöllen, das ein vertrawete Oder vermähelte Jungfrow ein Eeweib sey; vnd
gebott vnd verbott, so vff die götlichen Ehen gestellet, gehen auch auff solche ver-
trawte Jungfrowen, ob schon der kirchgang vnd beyschlaffung mcht beschehen ist
nvnd nymmer beschehen wurt, wie jn disem falh, da der breutgam vor dem kirch-
gang durch tod ab gegangen”, welches auß den dreyen gemeldten vrsachen sy ver-
meynen offenbar zemachen:
Zum ersten, Es° bracht der herr die Euam zum Adam, welcher sy noch mcht be-
rüret, Ja nye gesehen hette36,1 i66v I sunder, dweil sy Jm der her zugepracht, sprache
er auß das Ee recht, vom heiligen geist beweget, welcher jm gottes wort m den mund
leget, das er verkundet hat vnd erkante sy für sein recht Eeweib, jn dem das er sagt:
»Diß ist bein von meim gebeyn«37 etc., vnd nente sy sem weib, dann »der mann«,
sprach er, »solle vatter vnd muter verlassenp vnd seym weib anhangen«38. Solich
recht sprach er ym39 selbs gegen seiner Eua als seinem weib. Dammb so was Eua jm
paradiß des Adams weib, wie wol er sy nicht bekant40 hette, sunder sy jm allem von
got vertrawet war, welches noch heüt beytag m der vermähelung beschicht, jn der
gotsälig leütt, so alles von gott annemen, jren gemahel, als von got zugefügt, empfa-
hen vnd halten, so bald die vermähelung beschicht. Vnd lst wol war, das Eua ge-
schaffen ist von des Adams seyten vnd das sy qder schöpfung nach? von seim fleysch
vnd gebein gewesen ist41, Aber dennocht ist sein rede gottes, des schöpffers, wort,
vnd das Ee recht ist in solichen worten begnffen1, wie der herr Mathei 19^5] bezeü-
get Vnd sein ermanung der Apostel zun Ephesern, 5. capite [31], drauß füret. I i6yr I
n—n) von Wolfgang Capito am linken Rand notiert und eingewiesen.
o) übergeschr. für gestr.: so.
p) korr. aus: lassen.
q—q) übergeschr. für gestr.: warhafftig.
r) korr. aus: begreiffen.
31. kann.
32. sc. die Verfasser des Gutachtens.
33. zweiten.
34. Hausstand, Wirtschaft, Okonomie: gedacht lst wohl an die gesellschafthche Relevanz kirch-
licher Sitte m bezug auf die Eheschheßung.
35. Die obengenannten »etlichen«.
36. Vgl. Gen 2,21-22.
37. Gen 2,23.
38. Gen 2,24.
39. sich.
40. erkannt (vgl. Grimm i, Sp. 1416f.; des weitern 3, Sp. 866 und Gen 4,1).
41. Vgl. Gen 2,21-23.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften