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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0584
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19. TRAUPREDIGT BUCERS

dingen vnderthon sein wie die kirch Christo yVnd sie forchten77, das ist inn aller
vnderthenigkeit vor augen haberü'; Die menner sollent ire weiber liebhaben, wie
Christus die kirch geliebet hat, ja auch wie ire eigne leib vnd sich selb78. Wa nun sol-
che vnderthenigkeit des weibs gegen dem mann vnd liebe des mans gegen dem weib
sein wurt, daselbet wurt die Eh wol vnd recht gehalten, wie es der Herre verordnet
hat, das sie nemlich werden 1mm Herren ein mensch sein vnd die hohiste begird,
liebe vnd trew zu einander haben, welche vbertreffen wurt alle andere neygung, zu-
flucht79 vnd gememschafft, also das sie vatter vnd muter vnd so fil mehr alles anders
vff erden lassen werden vnd sie zwei einander anhangen80. Liebe, gehorsame vnd eer
gegen den elteren vnd meniglich81, wie sichs einem ieden gepüret, wurt bleiben, ja
gemehrt werden, Dann der vermehelet Sün zseinen elteren2 sein gemahel82 zur toch-
ter vnd die vermehelte tochter 11'en elteren iren gemahel zum Sun vnd jedes dem an-
deren seine verwandten zu freunden vnd verwanten zubringet. Doch so wurt dic
liebe, neigung vnd zusamen halten der Ehleuten die liebe, neigung vnd zuhalten zu
den elteren vnd allen menschen übertreffen, Das sie, adie ehleurh untereinanderr 1m
herren baller dingen83i ein mensch vnd nun ein gantzer mensch seien, So alle, die
ausser der Ehe leben, die Got cauß der eh‘ durch die natur oder andere befelch nit be-
sonders berüffet hat84, allein halbe leut sind vnd der gemeinde allein halben nutz, ja
offt keinen, sonder mehr schaden bringen, wie mans leider an den vermemten8
geistlichen zu fil grob sihet86. Darumb die alten, recht weisend anrichter87 menschh-
ches lebensc die mit straffe zur Ehe angehalten haben, die zur Ehe tauglich waren88,
welche straffen hernaher die christlichen keyser wol abgeschaffet haben, aber mehr
y—y) von Konrad Hubert am linken Rand notiert und eingewiesen.
z—z) von Bucer vor den linken Rand (ganz außen dazu: 7) geschneben und eingewiesen.
a—a) von Bucer übergeschr. und eingewiesen.
b—b) von Bucer vor den Zeilenanfang geschrieben (am linken Rand außen dazu: 8).
c—c) von Bucer vor den linken Rand (ganz außen dazu: 9) geschneben und eingewiesen (darun-
ter, versehen mit der Zahl 10 die Bemerkung: xai öö[iog 'UjXLXT|A.fjg für gestr.: »bchutet«, für dieses
Wort übergeschr.: »hie«, außerdem auf Zeilenhöhe angefügt: »zu«, dann beides gestr.
d) danach gestr.: recht.
e) danach gestr.: »z-«.
77. Vgl. Eph 5,22.24.33.
78. Vgl. Eph 5,25.28.33.
79. Hilfe, Trost.
80. Vgl. Mt 18,5.
81. jedermann.
82. Gattin.
83. ganz und gar, in jeder Hinsicht. Frühneuhochdt. WB 1, Sp-79of.
84. Vgl. dazu Mt 18,12.
85. angeblichen, sogenannten.
86. allzu deuthch, drastisch sieht.
87. Lehrer.
88. Eine regelrechte Forderung an ehefähige Christen, unter Strafandrohung zu heiraten, läßt
sich bei den Kirchenvätern nicht belegen. Für sie war die Hochschätzung der Ehelosigkeit die
Norm. Freihch konnte etwa der asketisch gesinnte Tertulhan (gest. nach 220) auch Worte des Lobes
für den Ehestand finden. Vgl. Tertullian, Ad uxorem I, PL 1, Sp. 1273-1288.
 
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