19. TRAUPREDIGT BUCERS
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vnd hertzlichem beuorhaben106 vff iren gemahel inn allemz sehen vnd, wa ir müg-
lich, vnderstehn, wie man I i$yr I sagt1, seinen gedancken genug zu6 thun.
Der Apostel spricht je erstlich: »Wie dem Herren«. Inn dem zeuget err, das das weib,
wan es vff iren man sihet, 1m gehorchet vnd dienet, wie wir alle schuldig send, vff
den Herren zusehen, 1m zu gehorchen vnd zu dienen, das sie warlich sollich vffse-
hen107, gehorchen vnd dienen dem Herren selbst leistet. Des weibs dienst sind zeit-
hch vnd leibhch, mogen ann den Herren selb nit gereichen, Darumb gibt er ir den
man an sem stat vnd wille, das sie an dem selbigen die gehorsame vnd den dienst lei-
ste, den sie 1m schuldig ist. Wa nun dis ein gleubigs weib bedencket, das sie alles das
jemg dem herren selb zu angenemem dienst thüe vnd von im dulde, was sie dem
mann thut vnd von tm duldet, was konde da so beschwerlichs immermer furfallen,
were der mann, gleichwie ongeschickt err wolte, das ein solich gleubig weib nit solte
mit getrostem gemüt108 vnd hertzlicher begirde thun vnd dulden, wie vntrcglich so-
lichs irem fleisch lmermer sein konde? Ein solich weib hat ie »den Herren heb von
gantzem hert[z]en, vnd gantzer sel« etc. vnd weis, das sie vff erden nichs nutzlichers,
heilsamers vnd seligers thun kann, dann dem Herren dienen.
Wann sie dan ansihet, das der Apostel zum anderen dargibt furc vrsach gemeldter
vnderthenigkeit, müß sie inn dem noch williger vnd lustigerr109 werden. Dann also
schreibt der Apostel: »Dann der man ist das haupt des weibs wie Chnstus das haupt
der kirchen, vnd er ist der heiland des leibs«. Ja, so dises inn rechtem glauben angese-
hen vnd erwegen würde, würde nichs uberal so schwer sein, zu thun oder zu gedul-
den, dem mann zu gefallen, das dem gleubigen weib nicht so bald gantz leicht vnd
anmütig110 werden müßte. Dann so sich das weib dem man beweiset nach irem be-
ruff, so würt sie Got gewißlich iren man befinden lassen, dwie er ir den versprichet^,
das lst als ein haupt vnd wie Christus das haupt der kirchen lst. Seie der mann, wie
letz111 vnd wild er wölle, wen sie im gehorchet alsc lrem haupt, so würt sie Got on
zweifel des mans entledigen, wa er te kein haupt vnd heiland sein wolte,112 Oder
z) danach gestr.: »seh-«.
a) vor den Zeilenanfang geschrieben.
b) übergeschr. und eingewiesen.
c) korr. aus: »z-«.
d—d) vor den Zeilenanfang geschrieben.
e) übergeschr. und eingewiesen.
106. Vorhaben: Absicht, Sinnen und Trachten. Grimm 26 (= XII,2), Sp. 1132—1134.
107. Achtung, Respekt.
108. mutigem Verlangen.
109. begienger.
110. erwünscht, wünschenswert. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 1334.
111. schlimm, unselig.
112. Dies kann als Andeutung Bucers auf das Recht der Frau, sich von einem Mann zu scheiden,
der sich mcht als rechter Ehemann erweist, verstanden werden. Mit diesem Argument bestätigten
die Straßburger Prediger die Scheidung der Felicitas Scherenschlegerin von ihrem Mann Bastian
Stettenberger in dem Gutachten Nr. 3, vgl. oben S. 48,19-49,7.
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vnd hertzlichem beuorhaben106 vff iren gemahel inn allemz sehen vnd, wa ir müg-
lich, vnderstehn, wie man I i$yr I sagt1, seinen gedancken genug zu6 thun.
Der Apostel spricht je erstlich: »Wie dem Herren«. Inn dem zeuget err, das das weib,
wan es vff iren man sihet, 1m gehorchet vnd dienet, wie wir alle schuldig send, vff
den Herren zusehen, 1m zu gehorchen vnd zu dienen, das sie warlich sollich vffse-
hen107, gehorchen vnd dienen dem Herren selbst leistet. Des weibs dienst sind zeit-
hch vnd leibhch, mogen ann den Herren selb nit gereichen, Darumb gibt er ir den
man an sem stat vnd wille, das sie an dem selbigen die gehorsame vnd den dienst lei-
ste, den sie 1m schuldig ist. Wa nun dis ein gleubigs weib bedencket, das sie alles das
jemg dem herren selb zu angenemem dienst thüe vnd von im dulde, was sie dem
mann thut vnd von tm duldet, was konde da so beschwerlichs immermer furfallen,
were der mann, gleichwie ongeschickt err wolte, das ein solich gleubig weib nit solte
mit getrostem gemüt108 vnd hertzlicher begirde thun vnd dulden, wie vntrcglich so-
lichs irem fleisch lmermer sein konde? Ein solich weib hat ie »den Herren heb von
gantzem hert[z]en, vnd gantzer sel« etc. vnd weis, das sie vff erden nichs nutzlichers,
heilsamers vnd seligers thun kann, dann dem Herren dienen.
Wann sie dan ansihet, das der Apostel zum anderen dargibt furc vrsach gemeldter
vnderthenigkeit, müß sie inn dem noch williger vnd lustigerr109 werden. Dann also
schreibt der Apostel: »Dann der man ist das haupt des weibs wie Chnstus das haupt
der kirchen, vnd er ist der heiland des leibs«. Ja, so dises inn rechtem glauben angese-
hen vnd erwegen würde, würde nichs uberal so schwer sein, zu thun oder zu gedul-
den, dem mann zu gefallen, das dem gleubigen weib nicht so bald gantz leicht vnd
anmütig110 werden müßte. Dann so sich das weib dem man beweiset nach irem be-
ruff, so würt sie Got gewißlich iren man befinden lassen, dwie er ir den versprichet^,
das lst als ein haupt vnd wie Christus das haupt der kirchen lst. Seie der mann, wie
letz111 vnd wild er wölle, wen sie im gehorchet alsc lrem haupt, so würt sie Got on
zweifel des mans entledigen, wa er te kein haupt vnd heiland sein wolte,112 Oder
z) danach gestr.: »seh-«.
a) vor den Zeilenanfang geschrieben.
b) übergeschr. und eingewiesen.
c) korr. aus: »z-«.
d—d) vor den Zeilenanfang geschrieben.
e) übergeschr. und eingewiesen.
106. Vorhaben: Absicht, Sinnen und Trachten. Grimm 26 (= XII,2), Sp. 1132—1134.
107. Achtung, Respekt.
108. mutigem Verlangen.
109. begienger.
110. erwünscht, wünschenswert. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 1334.
111. schlimm, unselig.
112. Dies kann als Andeutung Bucers auf das Recht der Frau, sich von einem Mann zu scheiden,
der sich mcht als rechter Ehemann erweist, verstanden werden. Mit diesem Argument bestätigten
die Straßburger Prediger die Scheidung der Felicitas Scherenschlegerin von ihrem Mann Bastian
Stettenberger in dem Gutachten Nr. 3, vgl. oben S. 48,19-49,7.