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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 12): Schriften zu Kirchengütern und zum Basler Universitätsstreit (1538 - 1545) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30233#0240
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7. GUTACHTEN ZUR GESTALT DER KIRCHE

schöffe vnd zu der selbigen bischoffliche versehung, die neheren kirchen zugeord-
net worden.
Nun weil aber bishar das nit geschehen, vnd die obre Seelsorge aller kirchen, die
ietzund zum bistumb Strasburg gezelet worden1, noch vff der kirchen zu Strasburg
ligt, ist sie warlich schuldig, allen kirchen des bistumbs nit allein dise seelsorge anzu-
bieten, sonder auch so fil jr möglich weg zu suchen, die sie mit got jmer suchen
mage, das die selbigen kirchen imm bisthumb solche ire recht christliche seelsorge
inn bestellung vnd rechtfertigung der diener vnd was zur haushaltung der kirchen
gehoret annemmen vnd jnen die beweisen lassenn.
Dann schlecht2 was Got zusamen gefuget hat, das solle der mensch nit schei-
den3, nit allein inn der ehe, sonder inn allen guten nutzlichen verwantschafften.
Was dann guter nutzlicher ordnungen sind, die sind ie allein von Got, derhalben wer
solche ordnung zerruttet oder zerrutten lasset, der versundiget sich schwerlich ge-
gen Got.
Ein ieder Christ, nit allein ein iede gemein, ist schuldig, Christo, dem Herren, zu ge-
winnen und zu zufüren, wen ein ieder kan vnd mage. Wa dann Got hiezu verleihet
alle recht vnd ordnungen, die dennoch immer jr ansehen vnd krafft bei den gots-
forchtigen finden, sollen sich warlich die Christen solcher rechten vnd ordnungen
gantz getrewlich vnd mit hochstem ernst geprauchen.
Derhalben ein kirch zu Strasburg vnd ein iede solche kirch, die bischoff vnd elti-
sten haben solle, die auch die zugewandten kirchen versorgen, die solle versehen vnd
helffen, so vil sie jmer vermage, das1 den selbigen zugewanten kirchen jres Bistums
jre gepurende seelsorge recht geleistet werde. Ist der selbigen zugewanten kirchen
eine so gros vnd reich an leuten, das sie nach der kirchen ordnung ein eignen Bi-
schoue haben solle, so rahte vnd helffe die muter kirch, das jr dis jr recht gedeie vnd
sie jr einen recht onsträflichen bischoue erwehle. Den helffe sie dan durch jre diener,
wie recht beweren vnd einsetzen. Vnnd wa er seines ampts nit recht auswartete,
helffe sie doch mit raht vnd beistand, die anderen kirchen I j 8V / 170 I des selbigen
lands, das solcher fehle4 gebessert werde.
1) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.

zu Straßburg (vgl. dazu Brecht/Ehmer^ Südwestdeutsche Reformationsgeschichte, S. 182). Ihr Kate-
chismus des Jahres 1545 zeigt deuthche Einflüsse Bucers (Moeller, Reichsstadt und Reformation,
S. 50, Anm. 3; Kohls, Der evangelische Katechismus von Gengenbach); während der Pestjahre 1540
und 1541 diente die Stadt mehrmals als Ausweichquartier für Schüler und Lehrer der von Johannes
Sturm geleiteten Straßburger Akademie (Schmidt, Jean Sturm, S.75 f.); für das Jahr 1600 wird eine
Bevölkerungszahl von 1100 angenommen (Badisches Städtebuch, S.243); vgl. auch Hillenhrand,
Stadt und Kloster Gengenbach 1m Spätmittelalter.
1. Alle vier von Bucer genannten Städte befanden sich im Gebiet des Bistums Straßburg; vgl. die
entsprechenden Karten m Rapp, Reformes et Reformation, S. 529—532; Brecht/Ehmer^ Südwest-
deutsche Reformationsgeschichte, Abb.3 (zwischen S.32 und 33); Brady, Ruling Class, S. xxii.
2. schlechterdings.
3. Vgl. Mt 19,6.
4. Mangel.
 
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