2. replik bucers auf marpecks bekenntnis
men Könige Israels als Vorbild für eine die kirchlichen Angelegenheiten aktiv
mitgestaltende Obrigkeit fundamental in Frage zu stellen, postuliert
Marpeck in seiner gesamten Schrift einen unüberbrückbaren heilsgeschichtlichen
Unterschied zwischen Altem und Neuem Bund ¹ .Erst das Kommen
Christi und sein Tod am Kreuz haben die Erlösung des Menschen von der
Sünde ermöglicht und die Grundlagen für wahre Frömmigkeit gelegt ² .Von
diesem Heil waren die alttestamentlichen Patriarchen grundsätzlich ausgeschlossen.
Waren Furcht, Knechtschaft und Zwang die Grundlagen des alten
Bundes, so kennzeichnen nunmehr Liebe, Freiheit und Freiwilligkeit
den neuen Bund ³ .
B. Bucer bringt dagegen seine Überzeugung deutlich zum Ausdruck, daß sowohl
Altes wie auch Neues Testament von einem einzigen, gleichbleibenden
Bund handeln, den Gott Abraham mit uneingeschränkter Gültigkeit
zusprach, wenn auch dieser nach dem Kommen Christi viel klarer und vollkommener
geworden ist ⁴ .DaChristus der einzige Mittler zwischen Gott
und den Menschen (I Tim 2,5)ist, bildet sein Heilswerk am Kreuz die Grundlage
für das Heil, das bereits den alttestamentlichen Patriarchen durch Gottes
gnädige Bundeszusage zuteil wurde ⁵ .Auch sie, so Bucer,glaubten Gott
recht und hatten an seiner Erwählungsgemeinschaft unvermindert Anteil.
II. Taufauffassung und Kirchenverständnis:
A. Die Taufe ist für Marpeck ein freiwilliger Schritt, den nur diejenigen, die
Kenntnis von Gutem und Bösem haben, also erwachsene Menschen, als Bekenntnis
ihres Glaubens nach dem Vorbild von Mk 16,16 vollziehen können
⁶ .Der Wegdes Christen nach der Taufe bringe eine Teilhabe am Leiden
Christi mit sich. So ist für Marpeck die Kirche eine Gemeinschaft derer,die
sich bewußt für die Taufe entschieden haben und den leidensvollen Weg der
Nachfolge Christi in gegenseitiger Ermahnung (Mt 18,15–20) und Selbstprüfung
(I Kor 11,27–29) zugehen bereit sind ⁷ .Marpeck macht nicht nur
aus seiner Überzeugung keinen Hehl, daß die Kindertaufe »abgötterej« ⁸
touff, vom widertouff unnd vom kindertouff‹ vom 27. Mai 1525. ZW 4, S. 206–337; vgl. dort z. B.
S. 295,26–32). Schließlich stellt auch Bucer eine Analogie zwischen Beschneidung und Taufe in seinen
Werken ›Grund und Ursach‹ vom Januar 1525 (vgl. BDS 1, S. 259,35–38 und S. 261,11), ›Praefatio
ad fratres Italiae‹ vom Juli 1526 (BCor II, S. 154, Z. 249–268), in der ›Getrewen Warnung‹ gegen
Jakob Kautz vom Juli 1527 (vgl. BDS 2,S.241,27f. und S.243,11–14)und in der unten edierten Abhandlung
›Quid de baptismate infantium sentiendum‹ vom Dezember 1533 (vgl. unten S. 375,20–
376,7) her. Ausführlich zu diesem Sachverhalt vgl. Zimmermann, Kinderbeschneidung und Kindertaufe;
speziell zu Bucer vgl. Hammann, Entre la secte et la cité, S. 206–221 (= Zwischen Volkskirche
und Bekenntnisgemeinschaft, S. 171–175).
1. Vgl. etwa unten S. 68,5–72,2 und S. 150,1–162,4.
2. Vgl. unten S.162,5–166,12.
3. Vgl. unten S. 82,1–3.
4. Vgl. unten S.111,12–117,5 und S.239,9f.
5. Vgl. unten S.117,6–119,21.
6. Vgl. unten S. 240,4–242,4.
7. Vgl. unten S.216,25–218,6.
8. Vgl. unten S. 136,6.
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men Könige Israels als Vorbild für eine die kirchlichen Angelegenheiten aktiv
mitgestaltende Obrigkeit fundamental in Frage zu stellen, postuliert
Marpeck in seiner gesamten Schrift einen unüberbrückbaren heilsgeschichtlichen
Unterschied zwischen Altem und Neuem Bund ¹ .Erst das Kommen
Christi und sein Tod am Kreuz haben die Erlösung des Menschen von der
Sünde ermöglicht und die Grundlagen für wahre Frömmigkeit gelegt ² .Von
diesem Heil waren die alttestamentlichen Patriarchen grundsätzlich ausgeschlossen.
Waren Furcht, Knechtschaft und Zwang die Grundlagen des alten
Bundes, so kennzeichnen nunmehr Liebe, Freiheit und Freiwilligkeit
den neuen Bund ³ .
B. Bucer bringt dagegen seine Überzeugung deutlich zum Ausdruck, daß sowohl
Altes wie auch Neues Testament von einem einzigen, gleichbleibenden
Bund handeln, den Gott Abraham mit uneingeschränkter Gültigkeit
zusprach, wenn auch dieser nach dem Kommen Christi viel klarer und vollkommener
geworden ist ⁴ .DaChristus der einzige Mittler zwischen Gott
und den Menschen (I Tim 2,5)ist, bildet sein Heilswerk am Kreuz die Grundlage
für das Heil, das bereits den alttestamentlichen Patriarchen durch Gottes
gnädige Bundeszusage zuteil wurde ⁵ .Auch sie, so Bucer,glaubten Gott
recht und hatten an seiner Erwählungsgemeinschaft unvermindert Anteil.
II. Taufauffassung und Kirchenverständnis:
A. Die Taufe ist für Marpeck ein freiwilliger Schritt, den nur diejenigen, die
Kenntnis von Gutem und Bösem haben, also erwachsene Menschen, als Bekenntnis
ihres Glaubens nach dem Vorbild von Mk 16,16 vollziehen können
⁶ .Der Wegdes Christen nach der Taufe bringe eine Teilhabe am Leiden
Christi mit sich. So ist für Marpeck die Kirche eine Gemeinschaft derer,die
sich bewußt für die Taufe entschieden haben und den leidensvollen Weg der
Nachfolge Christi in gegenseitiger Ermahnung (Mt 18,15–20) und Selbstprüfung
(I Kor 11,27–29) zugehen bereit sind ⁷ .Marpeck macht nicht nur
aus seiner Überzeugung keinen Hehl, daß die Kindertaufe »abgötterej« ⁸
touff, vom widertouff unnd vom kindertouff‹ vom 27. Mai 1525. ZW 4, S. 206–337; vgl. dort z. B.
S. 295,26–32). Schließlich stellt auch Bucer eine Analogie zwischen Beschneidung und Taufe in seinen
Werken ›Grund und Ursach‹ vom Januar 1525 (vgl. BDS 1, S. 259,35–38 und S. 261,11), ›Praefatio
ad fratres Italiae‹ vom Juli 1526 (BCor II, S. 154, Z. 249–268), in der ›Getrewen Warnung‹ gegen
Jakob Kautz vom Juli 1527 (vgl. BDS 2,S.241,27f. und S.243,11–14)und in der unten edierten Abhandlung
›Quid de baptismate infantium sentiendum‹ vom Dezember 1533 (vgl. unten S. 375,20–
376,7) her. Ausführlich zu diesem Sachverhalt vgl. Zimmermann, Kinderbeschneidung und Kindertaufe;
speziell zu Bucer vgl. Hammann, Entre la secte et la cité, S. 206–221 (= Zwischen Volkskirche
und Bekenntnisgemeinschaft, S. 171–175).
1. Vgl. etwa unten S. 68,5–72,2 und S. 150,1–162,4.
2. Vgl. unten S.162,5–166,12.
3. Vgl. unten S. 82,1–3.
4. Vgl. unten S.111,12–117,5 und S.239,9f.
5. Vgl. unten S.117,6–119,21.
6. Vgl. unten S. 240,4–242,4.
7. Vgl. unten S.216,25–218,6.
8. Vgl. unten S. 136,6.
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