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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0253
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3. beschluss

249

A. Werinder wahren evangelischen Lehre ausharrt und sich in nach außen wenig
spektakulären Tugenden wie Geduld und Liebe übt, erntet derzeit wenig
Achtung.

B. Großen Zulauf genießen dagegen diejenigen, die es auf Äußerlichkeiten wie
einen nach strengen Regeln geführten, von leiblicher Askese gekennzeichneten
Lebenswandel absehen.

C. Freilich hätte die Wiederentdeckung des Evangeliums zu einer allgemeinen
Erneuerung der Sittlichkeit führen sollen, wenn die Christen einig geblieben
wären.

D. Gott erlaubt jedoch Spaltungen und Anfechtungen, um seine Kirche zu
prüfen (I Kor 11,19).

II. Versuch, die Entstehung der Täuferbewegung zu erklären [51 ʳ /393]

A. Die evangelische Lehre – da offensichtlich wahr – konnte nicht als solche
verworfen werden, sondern es wurde nur behauptet, sie werde in der falschen
Reihenfolge umgesetzt: Zuerst sollte die Unterrichtung im Glauben
stattfinden; erst danach könne eine Taufe, die wirklich ethische Früchte mit
sich bringe, folgen.

B. Hierdurch sind die Täufer entstanden, die inzwischen von der Einbildung
gekennzeichnet sind, die einzigen wahren Christen zu sein.

C. In ihrem Bestreben, der Welt abzusagen, lehnen sie bürgerliche Pflichten,
den Eid und den Gebrauch des Schwerts ab, was zu ihrer Verfolgung führt.

D. Dies hat ihnen die gewünschte Bestätigung als Märtyrer gegeben und ihr
Ansehen erhöht, was wiederum zu einem weiteren Zulauf an Mitgliedern
geführt hat.

III. Die Entwicklung Pilgram Marpecks [51 ʳ /393–51 ᵛ /394]
A. Er nahm die wahre evangelische Lehre in sich auf.
B. Er beobachtete das Fehlen guter Werke bei den Predigern und den Zuhörern
dieser Lehre.
C. Anstatt sich um die Besserung der bestehenden Kirche zu kümmern,
wandte er sich neuen Lehren zu.
D. Die Anerkennung, die er als Täuferführer gewann, bestärkte ihn in seinen
irrigen Ansichten.
IV. Die Fehler der Täufer [51 ᵛ /394–53 ʳ /397]

A. Sie nehmen die Erwachsenentaufe – eine Äußerlichkeit, an die Gott seine
Gnade nicht gebunden hat – als Anlaß, sich von den übrigen Christen abzusondern
und sie vom Reich Christi auszuschließen.

B. Ihrer selbstsicheren Berufung auf die Heilige Schrift liegt kein richtiges Verständnis
derselben zugrunde.

C. Im Widerspruch zum Geist Christi streuen sie falsche Anschuldigungen gegen
die städtischen Prädikanten aus.
Exkurs: Wie ein um Verständigung bemühter Christ mit Andersmeinenden in
Glaubensdingen umzugehen hat [51 ᵛ /394–52 ʳ /395]
D. Sie reflektieren nicht kritisch auf ihre eigene Ähnlichkeit mit den Gegnern
des Paulus, die es ebenfalls auf äußere Zeremonien und leibliche Entbehrungen
absahen.
 
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