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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0264
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260 3. abschliessendes urteil bucers über marpeck

Christi begabet ist ¹ , der fraget ob allem, ob jemand gott förchte, der sey dann
sunst inn was volck vnnd secten er jmer mag, so nimpt sich dieser sein hertzlich
an, hülfft im fürther ² . Vnnd so er by im ³ erlangt ein waren glauben an
vnsern herren Jesum christum, durch den er ein vffrecht gewissen vor gott
habe, mit recht kindtlichem vertrawen, er, vnnser hymlischer vatter, wölle 5
vnnd thüe alles wol vnnd mit durchdringender, gemeiner lieb zu allen menschenn
⁴ , besonders aber zu denen, die den namen gottes mit vnns anrüffen,
vnnd ein solche liebe, das er yre ware selikeyt von hertzen suchet vnnd alzeyt
fürderet, so ist er inn allen freuden, kan oder mag sich vmb keins eüsseren
dings willen mit eynem solchen zweyen. Was noch schweche da ist, tregt er 10
vnnd besserts täglich, würt ⁵ ein Jud mit den Juden, ein kriech mit den kriechen
⁶ , weiß, das wir Herren des Sabats sein ⁷ vnnd aller ding, haltet sich auch
selb so gering, wo zu jn nit gewaltig der geyst gottes treybet; da nit eben not
ist, sich herfür zuthun, bleybet er imm gemeynen beruff gottes, achtet jmmer,
Gott wölle mehr durch andere dann durch sich außrichten. Ein solich art 15
christenlichs wesens vnnd geysts beschreybt vnns alle schrifft, aber besonders
streicht sie Paulus gar herrlich herauß ⁸ .

Wo nun die teüffer schon kein ander vrsach hetten, yre rottung verdacht zu
haben, solte jnen alleyn das überig gnug sein, sich selb baß ⁹ zuersuchen, das
sich yr thun mit solcher art christlichs wesens, das vnns Paulus beschriben, so 20
vbell vergleichet, aber vyl gemeins hat mit den irrigen rotten, wider die Paulus
so ernstlich gefochtenn hat. Dann sie trennen ᵃ wie die selbigen vnnd das vmb
eins eüsserlichen tauffens willen, wie jhene vmb der beschneidung vnnd gesatzlichen
ceremonien willen ¹⁰ , tringen vnder dem schein leiplicher strengkheyt
zum fürnemsten dahin, das die gemeine lerer des Euangeli ¹¹ veracht wer- 25
den, da zu sie doch vil weniger schein vnnd vrsach habenn, dann die, wider
welche Paulus gehandlet. Die selbigen hetten doch ein frey außgetruchkt gea)
danach gestr.: trennen.

1. Im folgenden beschreibt Bucer das Verhalten, das er von Marpeck gerne erwartet
hätte. Seine Ausführungen kommen einer Handlungsanweisung zum Umgang mit Andersmeinenden
in Glaubenssachen gleich. Ähnlich, wenn auch viel ausführlicher, argumentiert
er im ersten Teil seines Briefes an die Marburger Akademie vom 20. März 1530 (BCor IV,
S. 38,1–49,37).
2. weiter.
3. sich.
4. Vgl. hierzu Hamm, Toleranz und Häresie, bes. S. 95–101.
5. Vgl. oben S. 257, Anm.6.
6. I Kor 9,20.
7. Mt12,8 par.
8. Vgl. Phil 2,5–8; I Kor 12,20–26; 13,1–7.
9. besser.
10. Vgl. Gal 5,1–6; Kol 2,16–23; ITim4,1–5.
11. sc. die reformatorischen Prädikanten.
 
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