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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0418
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414 8. übereinkunft mit schwenckfeld und held

feld die Stadt sechs Wochen später verlassen, wie Bucer Ambrosius Blarer am 17.
August berichtete ¹ .Nach Aufenthalten in Speyer, Frankfurt und Augsburg gelangte
Schwenckfeld nach Stetten im Remstal, wo er bei seinem Freund Hans Konrad
Thumb von Neuburg ² ,Erbmarschall des Herzogs Ulrich von Württemberg,
eine vorübergehende Bleibe fand ³ .Herzog Ulrich hatte kurz zuvor dank des Einsatzes
Philipps von Hessen die Herrschaft über sein angestammtes Gebiet zurückgewonnen
⁴ .Obwohl die Eingliederung Württembergs in den Schmalkaldischen
Bund Ulrich zu einem härteren Vorgehen gegen »Sakramentierer« (zu denen natürlich
Täufer und Spiritualisten zählten) zwang ⁵ ,nutzte Schwenckfeld seine enge
Freundschaft mit dem Erbmarschall Württembergs selbstbewußt aus, um die Konfrontation
nicht nur mit dem in herzöglichen Diensten stehenden Theologen Ambrosius
Blarer ⁶ ,sondern sogar mit dem ihm ungleich feindseliger gesinnten Martin
Bucer aktiv zu suchen.

Am 28. Mai 1535 kam es im Schloß Hohentübingen und im Kloster Bebenhausen
⁷ endlich zu der von Schwenckfeld bei Thumb seit längerem betriebenen Gegenüberstellung
mit Bucer und Blarer. An dem Kolloquium nahmen auch der Ulmer
Prediger Martin Frecht ⁸ sowie Schwenckfelds Straßburger Freund Jakob Held
von Tieffenau ⁹ teil. Als Vorsitzende des Gespräches fungierten der Tübinger Obervogt
Hans Harder ¹⁰ ,der Kirchheimer Obervogt Hans Friedrich Thumb von Neuburg
¹¹ ,Bruder des obengenannten Erbmarschalls, und schließlich der Theologe Simon
Grynaeus ¹² .

Den Gesprächsablauf zu rekonstruieren ist nicht einfach, zumal das einzige Protokoll
von dem obengenannten Jakob Held stammt ¹³ ,der als enger Vertrauter

1. Schieß, Briefwechsel I, Nr. 437, S.522; QGT 8 (Elsaß II), Nr. 595, S.371. Vgl. auch Schultz,

Schwenckfeld, S.229; McLaughlin, Reluctant Radical, S. 178.
2. Zuihm vgl. unten S. 423, Anm.1.
3. McLaughlin, Reluctant Radical, S. 183; Weigelt, Von Schlesien nach Amerika, S.68.
4. Ulrich war 1519 durch den Schwäbischen Bund aus Württemberg vertrieben worden. Am 13.
Mai 1534 konnte er in der Schlacht bei Lauffen am Neckar mit militärischer Unterstützung aus
Hessen sein Herzogtum von den Habsburgern zurückerobern. Seine Rückkehr wurde durch den
Frieden von Kaaden am 29.Juni 1534 besiegelt (Brecht/Ehmer, Südwestdeutsche Reformationsgeschichte,
S. 199–202; Greschat, Bucer, S.153 [= 1.Aufl., S.142]).
5. Vgl. Brecht/Ehmer, Südwestdeutsche Reformationsgeschichte, S.236 f.
6. Dieser war zusammen mit dem Lutheranhänger Erhard Schnepf von Herzog Ulrich mit der
Durchführung der Reformation in Württemberg beauftragt worden (vgl. Moeller, Ambrosius Blarer,
S.712).
7. Vgl. CSch VI, S.327; Weigelt, Schwenckfeld, S. 714.
8. Zum angespannten Verhältnis zwischen Frecht und Schwenckfeld vgl. Pollet II, S. 210–214;

Deetjen, Licentiat Martin Frecht, S. 303f.
9. Zuihm vgl. unten S.422, Anm.4.
10. Zuihm vgl. unten S.422, Anm. 5.
11. Zuihm vgl. unten S.423, Anm. 1.
12. Er war Professor in Heidelberg, führte aber zu diesem Zeitpunkt im Auftrag Ulrichs die Umgestaltung
der Universität Tübingen durch. Zu ihm vgl. unten S. 423, Anm.3.

13. Einzig überliefert ist es durch einen auf eine verlorene handschriftliche Vorlage zurückgehenden
Druck in Gottfried Arnolds ›Supplementa, Illustrationes und Emendationes zur Verbesserung
der Kirchen-Historie‹, Frankfurt 1703, S.169–181, der als Grundlage für die Edition in CSch VI,
S. 330–342 diente.
 
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