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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0447
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15

9. ratschlagder wiedertäufer halber

443

ʰ Wir mögen wol gedencken, das solche weg, die jrrigen ⁱ leüt vnd die jr

jrthumb inn andere außzugiessen nit lassen wöllen, von solchem jrem schedlichen
furhaben abzuhalten, das man sie doch weder des lands verweise
noch inn gefencknüs halte, sonder gebrauche sie zu nutzlicher arbeyt, wie
bei den alten weisen Heyden, Römern vnd Kriechen der brauch ʲ gewesen ¹ ,
der vngewonsame halb nit so leicht konden furgenommen werden, jedoch gepuret
vns als Predigern des wort Gottes, das wir inn allen dingen das best anzeygen.
Nun ist ie der liebe zu widerr, ander leüten zu schicken, die vns jres
schedlichen furhabens halb nit leidlich sein. ᵏ So haben auch die keyser recht
für vnmenschlich erkennet, die leüt, sie haben verschuldet was sie wöllen, inn
langer gefencknüs des kerckers zuhalten ² ,gepieten derhalben, eintweder mit
schneller peen zurichten, die das verschuldet, oder von banden vnd kercker
zu entledigen, welche den todt nit verschuldet haben, C. De custodia reorum.
L. De his. ³

Jtem so ist auch dis wider die gotliche beruffung ˡ aller menschen, das sie
on nutz jrer nechsten leben sollen ⁴ .Darumb ein christliche Oberkeyt versehen
solle, das, wen sie imm leben halten solle, das der auch der gemeyn etwas
inn nutze, wo er das inn eynigen ᵐ weg vermage. Auß dem ja folget, das man
sehen solte ⁿ ,obsoliche jrrige leüt mochten zu nutzlicher arbeit gehalten

h)–h) von Konrad Hubert auf eine Cedula notiert (Rückseite leer), die später mit der Seitenzahl
6 bzw. der Folioangabe 62 ʳ versehen wurde (fol.62 ᵛ ist leer): a.
i) jrrige: b.
j) gebrauch: b.
k) davor am linken Rand von der Hand eines hessischen Schreibers (vgl. Franz, TA Hessen,
S.127, Anm. a; QGT 15 [Elsaß III], S. 36, Anm b; QGT 16 [Elsaß IV], S.550,13–21)
nachgetragen: Wil man vil thun, so mag man jne ein zeichen gebenn, Wie jmratschlag vermeldet,
das sie jederman kenne, so sein die vrsachen alle vffgehoben: b.
l) beruffen: b.
m) ainichn: b.
n) danach gestr.: da: a.

Hinweise François Wendels auf Dig. 48,19,8,4–10 [CICiv I, S. 865] und Cod. Just. 9,47,11
[CICiv II, S. 391]). Freilich übersieht der Straßburger Reformator, daß die Verurteilung zur
Zwangsarbeit, vor allem in den Bergwerken, als härteste Strafe nach der Todesstrafe angesehen
wurde (freundlicher Hinweis von Dr. John N. Dillon, Seminar für Alte Geschichte und
Epigraphik, Universität Heidelberg).
1. Vgl. oben S.442, Anm.7.
2. Vgl. Bucers Bemerkung in seinem Brief an den Landgrafen vom 4. November 1538:

»Die lange gefengnus [...]macht [...]blöde leut« (Franz, TAHessen, S.242).
3. Cod. Just. 9,4,5 (CICiv II, S. 371); zu diesem Thema äußert sich Bucer ausführlich in
seinem Werk ›De regno Christi‹ (vgl. BOL 15, S.285f.).

4. Ein zentrales Motiv der Theologie Bucers seit seinem grundlegenden Werk ›Das ym
selbsniemant, sonderanderenlebensoll‹ vomAugust1523 (BDS1, S.44–67). Vgl. auch die
ähnlichen Ausführungen in seinem Brief an seinen Sohn Nathanel vom 18. April 1549:
»Kein kreutlin ist so klein, es hatt seine würkung, dem menschen zu gut. Wie fil mehr solle
dann der mensch, geschaffen zu der bildnüs Gottes, allwegen auch seine nutzliche würkung
haben und üben, Gott zu ehren, und zu nutz des nächsten!« (Straßburg StArch, AST 153
[Epistolae Buceri III], Nr.156).
 
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