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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0521
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12. schmalkaldener gutachten

517

Opposition gegen die von Bucer betriebenen und von Frecht unterstützten Ausgleichsbemühungen
zwischen Luther und den oberdeutschen Reichsstädten in der
Abendmahlsfrage. ¹ Diesen Überzeugungen verlieh er durch ein beachtliches Publikationsprogramm
regen Ausdruck. ² Offizielle Aussprachen zwischen Frecht
und Schwenckfeld in der Gegenwart von Vertretern des Ulmer Magistrats am 3.November
1536 ³ ,am31. August 1538 ⁴ und am 13.Januar 1539 ⁵ vermochten nur die
Unüberbrückbarkeit ihrer Positionen zu verdeutlichen. ⁶ Als im Laufe des Sommers
1539 der Konflikt zwischen den Prädikanten und Schwenckfeld deutlich an
Schärfe zunahm, wählte der Schlesier erneut den Weg des Exils, um einer drohenden
Ausweisung zuvorzukommen. ⁷

Anscheinend witterte Bucer trotz dieser Ausweisung in Schwenckfeld noch eine
große Gefahr,denn vornehmlich auf den Straßburger Reformator ist das Vorhaben
zurückzuführen, die formelle Verurteilung Schwenckfelds durch die im März 1540
in Schmalkalden versammelten Theologen zu erreichen. ⁸ Als Diskussionsgrundlage
brachte Frecht Schriften Schwenckfelds sowie eine eigene ›Apologie‹ ⁹ mit
nach Schmalkalden. ¹⁰ Daß die Schmalkaldener Theologen diese Gelegenheit nutzten,
auch Sebastian Franck ¹¹ und seine Schriften zum Gegenstand ihrer Verurteilung
zu machen, interpretiert die Forschung unterschiedlich. ¹²

1. Vgl. hierzu den Überblick in McLaughlin, Reluctant Radical, S.200–221.

2. Vgl. die bibliographische Übersicht über die Veröffentlichungen Schwenckfelds der Jahre
1533–1541 in CSch V, S. xii (10 Publikationen im Zeitraum 1533–Januar 1538); CSch VI, S. x(11
Publikationen im Zeitraum Januar 1538–1539); CSch VII, S. ix (3 Publikationen im Zeitraum 1540–
1541).
3. Ausführlich hierzu Endriß, Schwenckfelds Ulmer Kämpfe, S. 20–27.
4. Vgl. Deetjen, Licentiat Martin Frecht, S.304.
5. Vgl. Endriß, Schwenckfelds Ulmer Kämpfe, S.34–36.
6. Diese Rivalität war mehr als nur theologisch; vgl. Pollet II, S. 213: »Le plébéien d’Ulm, assez
mal écouté du magistrat et d’une partie notable de la population, ne pouvait voir sans envie le gentilhomme
silésien accroıˆtre chaque jour son influence sur l’élite des conseillers, les hauts bourgeois et
les chaˆtelains des environs«.

7. Vgl. hierzu Endriß, Schwenckfelds Ulmer Kämpfe, S. 38–41; Deetjen, Licentiat Martin
Frecht, S.304; McLaughlin, Reluctant Radical, S. 221f.

8. Obwohl Melanchthon zweifellos der Autor der lateinischen Fassung des Gutachtens war –
also der Ausfertigung, die die eigenhändigen Unterschriften aller teilnehmenden Theologen trägt
(vgl. Friedensburg, Ein Brief Martin Frechts, S. 391; Endriß, Schwenckfelds Ulmer Kämpfe, S. 42)–
gilt Bucer als bei den Verhandlungen federführend (vgl. McLaughlin, Politics of Dissent, S. 69:»Bucer
orchestrated the unofficial condemnation of Schwenckfeld by a group of theologians –Philip
Melanchthon among them –atSchmalkald in 1540«).
9. Vgl. hierzu unten S. 546, Anm.4.
10. Formell erfüllt er hiermit einen bereits im Januar 1539 gefaßten Beschluß des Ulmer Rates,
»die Streitfrage den Gelehrten des Schmalkaldischen Bundes vorzulegen« (Endriß, Schwenckfelds
Ulmer Kämpfe, S.36).
11. Zuihm vgl. unten S. 532, Anm.4.
12. DaFranck ohnehin schon im Januar 1539 aus Ulm ausgewiesen worden war, fassen manche
Forscher seine Erwähnung in diesem Memorandum in erster Linie als Schachzug Bucers und
Frechts auf, um Schwenckfeld durch die Assoziierung mit Franck in Verruf zu bringen (vgl. CSch
VI, S. 366f.; CSch VII, S. 458; Weigelt, Beziehungen, S. 17 f.). Aber Frecht selbst erwähnte Franck
und Schwenckfeld oft als gleichwertige Gegner in einem Atemzug, wie sein Brief an Bucer vom
Oktober 1533 (QGT 8 [Elsaß II], Nr.449, S.202 f.) und seine Briefe an Capito Ende 1538 zeigen
 
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