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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0558
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| 471 |Wolgeborner, Gnediger Herre ¹ !

Die Gnad vnd geist vnsers Herren Jesu Christi mehre sich E[uren] g[naden], denen
ich mich zu allen möglichen diensten vnderthäniglich erbieten thue. Vff E[urer]
G[naden] gnedigs begeren, mir durch den würdigen, meinen lieben herrn und bruder,
Herr Diebold ² ,pfarrer zu Bußwyler ³ ,angezeigt, hab ich die bedacht ⁴ des 5
würdigen vnd wolgelerten m[agister] ⁵ Panthaleons ⁶ von den h[eiligen] Sacramenten
vnd anderen kirchenübungen ⁷ mit allem fleiß gelesen vnd erwegen ⁸ .Vnd, wiewol
er den bedacht von Tauff allein gar ⁹ abgefertiget, so sehe ich doch aus seinen
anderen schrifften, was ordnung vnd geprauch er auch von den anderen kirchenübungen
im ¹⁰ hat vorgenomen zu beschreiben. 10

So fil er dann in disen allen bedachten hat vorgegeben, kan ich in der warheit anders
nit sehen noch befinden, dann das das selbige alles der götlichen Schrifft gentzlich
gemäs vnd aus derselbigen aller dinge gezogen seie, auch dem volck von wegen
der so lang vnd tieff eingewurtzelten onwissenheit vnd onachtsamkeit der gnaden
Christi vnd des recht christlichen lebens in alle weg von nöten. 15
Dann allen verstendigen Christen das wol bewüßt, das man allen kirchendienst, es
seie das predigen, die kinderlehre, das besonder vnderweisen, ermanen vnd trösten,

1. Adressiert ist der Brief an Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg, geb. 1514, gest. 1590;
nach dem Tod seines Vaters Philipp III. 1538 übernahm er die Herrschaft über die Grafschaft Hanau-Lichtenberg
(vgl. Adam, Territorien, S. 87–107). Bucer stand 1545 und 1546 mit ihm in häufiger
Korrespondenz (Rott, Liste alphabétique, S. 39) und schrieb ihm noch am 9. Oktober 1550 ein letztes
Mal aus Cambridge (Typoskript Nr. 2597, Ordner mit Briefen des Jahres 1550 [Durchschläge
der Transkriptionen Jean Rotts], Bucer-Forschungsstelle Heidelberg). Kaspar Hedio widmete ihm
1545 die Wiederauflage seiner ›Chronica der Alten Christlichen Kirchen‹ (VD16 E 4287–4288).

2. Theobald Groscher, seit 1538 Hofprediger Philipps IV., von 1542 bis 1568 Pfarrer in Buchsweiler;
1543 überredete er Philipp IV. endgültig zu einem reformatorischen Kurs. Zu ihm vgl. Bopp,
Die evangelischen Geistlichen, Nr.1821; Adam, Territorien, S. 87–89.

3. Buchsweiler (Bouxwiller), etwa 25 km westlich von Hagenau; Hauptresidenz der Grafen von
Hanau-Lichtenberg (Adam, Territorien, S. 82). In bewußter Mißachtung des den altgläubigen
Stiftsherren von Neuweiler (Neuwiller-lès-Saverne) zustehenden Pfarrbesetzungsrechts machte
Philipp IV. 1542 seinen evangelischen Hofprediger Groscher zum Pfarrer dieser Residenzstadt
(Adam, Territorien, S.88).
4. Überlegung, Erwägung. Auch: Bedenken, Denkschrift.
5. Zur Auflösung vgl. Adam, Territorien, S. 89.
6. Pantaleon Blasius war seit dem 25.März 1545 auf Empfehlung Bucers als Pfarrer in Pfaffenhofen
(15 km westlich von Hagenau), vor allem aber als Reformator der Grafschaft Hanau-Lichtenberg
tätig. Zu ihm vgl. Bopp, Die evangelischen Geistlichen, Nr. 432; Adam, Territorien, S. 45, S. 89–
91,S.99 f. Am 25. März 1545 schrieb Bucer Philipp IV.über Blasius: »Dann wir uns zu ihm gentzlich
versehen, das er unserem herrn Christo und E[uren] G[naden] werde wol dienen« (Typoskript
Nr. 2079, Ordner mit Briefen der Jahres 1545 und 1546 [Durchschläge der Transkriptionen Jean
Rotts], Bucer-Forschungsstelle Heidelberg).

7. Adam, Territorien, S. 99, geht von einer Schrift mit dem genauen Titel ›Bedacht von den h. Sacramenten
und anderen kirchenübungen‹ aus.
8. sc. erwogen.
9. ganz.
10. sich.
 
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