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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 16): Nachträge 1531 - 1541 — Gütersloh, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30653#0150
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146 4. supplikation an die eherichter

Jtem alß gesetzet, man solle die ehelüt zum wenigsten eyn mol vßruffen ¹ , vnd aber
nit gemeldet, wie lang man noch dem vßruffen mit dem kirchgang verziehen ² solle,
wöllen etliche, wen sy yn der predig vff die sontag eyn mal vßgeruffet synd, gleych
zu end der selbigen predig oder Nachtmals jngesegnet seyn, der weyß, das vßruffen
aber vergebens seyn würde. Alß bald ³ vff die nochgohnden mentag ⁴ haben wyr 5
fast alle eynfuren ⁵ müssen; etlichen hat mans auch vff die sontag abgebochet ⁶ .

Domit wyr dan ᵍ abermals E[urer] g[nade]n befelch mit gleychem halten ʰ nochkommen
mögen, Bitten wyr vmb bescheydt, vnd der vns nit werde zu mässigen ⁷
heym gestellet ⁸ , dan wye mans versteht, so wille etwan der vnfüglichst ⁹ am aller
bekantisten vnd Ernbarnsten seyn, ouch so kennen wyr der leüt gar wenig. ⁱ Do zu ⁱ 10
thut ʲ yn sollichen sachen gleycheit zum besten.

Do mit aber wir E[uer] g[nade]n vnß yn dysem für bescheydt geben, iederman bekant
werde, wye dan die gesetz seyn sollen, vnd sich also menglich E[urer] g[nade]n
ordnung zu halten wüste, achten ᵏ wyr fruchtbar ¹⁰ , das E[uer] g[nade]n vns befehle,
die gantz ordnung ¹¹ ˡ von v[wer] g[nädige]n Herren auß gangen ˡ der Eh halb wyder 15
eyn mal vff den Cantzlen dem volck zuuerkünden, dan auch wol von nöten, das man
dem jungen volck E[urer] g[nade]n Ordnung gegen den ehen, so on willen vnd wissen
der elteren werden versprochen ¹² , wider zu gedechtnüß brocht werde, do mit sy
sich desto baß etwan fürsehen, mer dan alle mal geschicht.

E[urer] g[nade]n vnderthenige diener, die pfarrer. 20

g) undeutlich korr.
h) danach gestr.: nit.
i)–i) von Bucer vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
j) danach wohl von Bucer gestr.: auch.
k) von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen für gestr.: achten.
l)–l) von Bucer vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.

1. Vgl. oben S.145, Anm.4.
2. hinauszögern, verzögern. Grimm 25 (= XII,1), Sp.2595 f.
3. Alß bald: unmittelbar folgend auf. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.849.
4. Zu den Formen »Mäntag« bzw. »Mêntâk« vgl. Martin/Lienhart II, S.665.
5. sc. alle Brautpaare, deren beabsichtigte Eheschließung am Tag zuvor ausgerufen worden war,
in den Ehestand einführen.

6. abgenötigt, abgedroht. Grimm 1, Sp. 83; vgl. auch Zincgref, Apophthegmata, Bd. 1, Nr. 2040,
S. 358,4f.: »Jch laß mir keinen frieden abbochen oder abnötigen«. Die Äußerung der Straßburger
Prediger ist wohl in dem Sinne zu verstehen, daß die Prediger die angehenden Eheleute nötigten,
mit der gewünschten Einsegnung bis zum folgenden Sonntag zu warten.
7. ordnen, einrichten. Grimm 12 (= VI), Sp.1744.
8. zur Entscheidung überlassen, aufgeschoben. Deutsches Rechtswörterbuch 5, Sp.641.
9. untauglichste, ungeeignetste.
10. Nutzen bringend. Lexer 3, Sp.547.
11. sc. die am 19. Februar 1530 erlassene Eheordnung (Edition in: Sehling, EKO XX/1, S.218–221).
12. Die entsprechende Bestimmung gegen heimliche Eheschließungen in: Sehling, EKO XX/1,

S. 219.
 
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