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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Wilhelmi, Thomas [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 16): Nachträge 1531 - 1541 — Gütersloh, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30653#0152
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148 5./6. zwei gutachten für den frankfurter rat

wieder zuzulassen), vielleicht doch noch ohne weitere Folgen ablehnen zu können.
¹ Zudem bat der Rat den Landgrafen um die Entsendung des hessischen Theologen
Adam Krafft ² für höchstens drei Monate nach Frankfurt. Am 16. November
1535 wandte sich der Rat zudem noch direkt an Krafft und bat ihn dringend, nach
Frankfurt zu kommen. ³ Ende November 1535 traf Krafft in Frankfurt ein. ⁴

In seiner Antwort vom 26. Oktober 1535 riet Philipp von Hessen dem Rat der Stadt
Frankfurt ⁵ , mit einer Delegation an dem auf den 6. Dezember 1535 in Schmalkalden
angesetzten Tag des Schmalkaldischen Bundes teilzunehmen, dort die Restitutionsfrage
vorzulegen, sich Rückendeckung durch den Bund zu verschaffen und
schließlich dessen Empfehlungen zu folgen.

Philipp äußerte in seinem Brief die Meinung, die Stadt könne die Restitution wohl
nicht abwenden, weil sie über das Bartholomäusstift und die ihm angegliederte Bartholomäuskirche
keine Verfügungsgewalt habe. Dabei berief sich der Landgraf auf
eine entsprechende Äußerung Philipp Melanchthons in seiner Antwort vom 5. November
1535 ⁶ auf eine entsprechende Anfrage des Frankfurter Rats vom 27. Oktober
1535 an ihn und Luther ⁷ . Melanchthon hatte hier die Restitution in Anbetracht
des der Stadt fehlenden Patronatsrechts als unausweichlich dargestellt und auf die
Gefahr von Reichsacht und Krieg im Falle einer Verweigerung hingewiesen. ⁸ Der
Landgraf hielt allerdings dafür, darauf zu beharren, daß die altgläubigen Zeremonien
in der Bartholomäuskirche ausschließlich im Kreis der Stiftsgeistlichen und
nicht im Beisein von Gemeindegliedern stattfinden dürften.

Im Hinblick auf die Verhandlungen mit Kurmainz bat der Frankfurter Rat nicht
nur Philipp von Hessen, sondern an demselben Tag auch den Rat der Stadt Schwäbisch
Hall um Rat und konkrete Hilfe in Form der Entsendung ihres Theologen Jo-

1. Vgl. dazu Jahns, Frankfurt, Reformation und Schmalkaldischer Bund, S. 356–559; Haas, Reformation,
Konfession, Tradtition, S. 29.

2. Adam Krafft (1493–1558), landgräflicher Prediger, Generalvisitator und Professor der Theologie
an der Universität Marburg. Hütteroth, Die althessischen Pfarrer, S. 184–186; NDB 12 [1980],
S.646 f.

3. Brief des Rats der Stadt Frankfurt an Adam Krafft, 16. November 1535. Frankfurt/M., Institut
für Stadtgeschichte, StArch, Abschriftenband der Acta Ecclesiastica II [82], fol. 326 ʳ –326 ᵛ (im
März 1944 erheblich beschädigt). Edition in: Franz, Urkundliche Quellen zur hessischen Reformationsgeschichte,
Bd. 2, S.237f. (Nr. 312).
4. Vgl. dazu Jahns, Frankfurt, Reformation und Schmalkaldischer Bund, S. 347, 368f.
5. Brief Philipps von Hessen vom 26. Oktober 1535 an den Rat der Stadt Frankfurt. Marburg/L.

SArch, Bestand 3 (Pol. Archiv), Nr.1813, fol.21–25.

6. In deutscher Sprache abgefaßter Brief Philipp Melanchthons vom 5. November 1535 an den
Rat der Stadt Frankfurt (MBW 1658). Den Frankfurter Predigern ließ Melanchthon gleichzeitig einen
in lateinischer Sprache abgefaßten Brief ähnlichen Inhalts zukommen (MBW 1657). In einem
an demselben Tag verfaßten Brief an Veit Dietrich (MBW 1660) spricht Melanchthon von dem sehr
heiklen Geschäft (»negocio periculosissimo«).

7. Brief des Rats der Stadt Frankfurt vom 27. Oktober 1535 an Luther und Melanchthon (MBW
1653).

8. Melanchthon verwies dabei auf die Erfahrungen und die Situation in Magdeburg und Bremen,
wo ein Eingreifen der Stadt in fremde Patronatsrechte auch nicht möglich war. Vgl. dazu auch unten
S. 163, Anm. 6.
 
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