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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0079
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DIALOGI

75

150 Sinnp: Der ware aber den Jungeren noch nit bekennet. So schreibt der hailig
Paulus, das wir mit denen, so bruder wollen genennet sein und aber büler seind,
geytzige, gotzendiener, lesterer, trunckene etc. nit essen sollen, i. Corin. 5 [ 11 ]. Frid:
Er sagt aber nit: umb iretwillen solt ir nit essen. Wa man kan, soll man warlich solche
5 lesterliche leüt, wann das kündtlich oder sy des nach ordnung des Herren durch den
mund zwayer oder dreyer überzeüget seind, von der gmain Gottes verbannen, auß-
schliessen und ernstlich meyden 151 , auf das sy bey inen selb züschanden werden und
sich besseren oder doch nit andre zü inen verderben. Wa aber das nit geschehen mag,
als layder die bosen offt den grosten gewalt haben und sich nit lassen außschliessen
10 oder meyden, sonder sy schliessen wol auß und meyden die frummen und güten, Da
volget nit, das die gotsäligen von leüten gehn und nichts essen und sich der hailigen
Sacramenten gar nichts gebrauchen müssen. Es will yetz alle welt Christen haissen und
doch ungestraffet und ungemitten 152 sein. Der Herr aber leget niemand mehr auf, dann
er im auch zu thün gibt. Wa man die lesterlichen straffen und besseren kan, solle man
15 daran nichts nachlassen und wa sy sich nit daran keren, sy bannen und meyden. Wa
aber die bosen also überhand genommen, das man sol- | E 3 a | lichs nit vermag — man
müß under und bey solchen lesterlichen leüten leben, sy seind auch die vordristen bey
allen Sacramenten und Kirchenübungen —, Da sollen die frummen Christen die gemain
nit verlassen oder die Kirchenübungen und Sacramenten vermeyden, solang in solchen
20 der ordnung Christi des Herren nach in allem gehandlet wirt. Die bosen leüt künden
die ordnung und handlung Christi kainem rechtglaubigen schedlich machen.
153 Doch künde ich von den Evangelischen predigeren nitt vil halten, die leüt wüß-
ten, die in solchen lasteren legen, die der hailig Paulus erzelet und will 154 , das die mitt
solchen behafftet seind, kain tail am reich Gottes haben, und liessen sy zum tisch deß
2; Herren gehn oder hetten auch sunst gemainschafft mit inen weyter, dann sy zü verma-
nen und zu straffen. Sinnp: O Fridlieb, So würstu freylich von wenigen vil halten, so
man allain die geytzigen außschliessen und meiden solte. Hart: Den geytz, solang der
im hertzen ist und nit außbricht mit offner verfortailung 155 des nachsten, das dann
7iÄ£ov£XT£iv haysset, künden die prediger nit richten. Wenn aber ich und du, mein
30 Sinnprecht, wa wir sehen unsere brüder sündigen, sy trewlich vermaneten und wa sy
sich nit besseren wolten, andere zü uns nemen und so sy die auch nit horen wolten, das
der Kirchen anzaigeten, so mochten die prediger und andere wissen, wen sy solten
halten wie Hayden und Publican[i] 156 . Frid: Ja warlich, das thät etwas zur sachen, mein
Sinnprecht. Es ist laider noch vil mangel bey uns an Christlicher zucht und bann. Wir
3; seind aber alle schuldig daran. Doch sage ich noch ainmal: ja, der prediger solte nit
vil 157 , der zum tisch deß Herren gehn liesse, die er wiste in lasteren ligen und kain

150. Wer‘zfi bannen. [Marg.].
151. Vgl. Mt i8,i6f.
152. Nicht gemieden.
153. Was ernst sfi bannen den predigern gebüre. [Marg.].
154. Vgl. 1 Kor 5,ii.
155. Übervorteilung. — Vgl. 1 Thess 4,6.
156. Zöllner, Steuerbeamte im Dienste der (römischen) Obrigkeit.
15 7. Sinn: taugte nicht viel.
 
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