OBRIGKEITSSCHRIFTEN
I 26
Darmitt erlangen sy dann auch, das bey den iren wie ain recht erbar, | O ia | tugentsa-
mes also auch ain war, fridlichs und säligs leben seye und zuneme. Es ist das ampt der
oberkait ain ander ampt dann schüch, klaider, hewser und dergleichen ding machen,
die allain zum brauch des leibs gehoren.
Mein Sinnprecht, haißt nit regieren richten und anstellen? 493 Sinnp: Ja. Frid: Nun,
was ist die leüt regieren? Sinnp: Sy anschicken, das sy recht und wol leben. Frid:
Christen? 494 Sinnp: Das sy Christlich leben. Diß müß aber durchs wort und gaist
geschehen. Frid: Recht. Wer wirt aber das wort außspenden? Sinnp: Die diener der
Kirchen. Frid: Noch recht. Wer sol die setzen? Sinnp: Die gemain solle sy wolen. Frid:
Ordenlich oder unordenlich? Sinnp: Bey den Christen soll es alles ordenlich zügehn,
i.Cor. 14 [40]. Frid: So müß warlich die oberkait die wahl ordnen und füren. Sinnp:
Das hastu hievor auß Gotlichem, Kaiserlichem und Bäpstlichem rechten erwysen.
Frid: So bekennestu, das die obren versehen sollen, das die iren recht und Christlich
geleeret werden? Sinnp: Ich kans nit leügnen. Frid: So bekennest auch, das an gesunder
leer ainer yeden gemain das hochst gelegen ist an leib und seel. Dann der glaub kommet
ye auß dem gehor 495 . Sinnp: Ich widersprichs nit. Frid: So dan die obren der gemainden
hyrten und vätter 496 sein und für irer wolfart ir leben setzen sollen, gebüret sich, das
inen das am allerhochsten angelegen seye, das ire underthonen recht und Christlich
geleert werden. Sinnp: Es volget also.
Frid: Wenn dann yemand die gemain mit falscher leer verwüsten und damit bey ir
alles güts an leib und seel verstoren wolte, solle da die oberkait nit woren? 497 Sinnp: ja,
sy.
Frid: Es lassen inen aber bose leüt etwan nit woren on ernstliche straf. Sinnp: So
sollen die obren die straff gegen solchen fürnemen. Sy tragen das schwerdt nit verge-
bens 49?a . Frid: Solle aber nit allweg die straf nach der sunden und dem schaden, der
durch die sünd geschicht, gemässiget 498 werden? Sinnp: Also ist die gemaine lere.
499 Frid: Weyl dann den menschen auff erden grosser schaden nitt mag zügefüget
werden dann durch falsche Religion, wie auch die menschen kain schwärere sünd thün
mogen, so volget, das die obren die falsche Re- | [O ib] | ligion zum allerscherpfesten
straffen sollen. Sinnp: Es will volgen. Frid: Da gedenck nun, wie die Christlichen
obren leibliche dieb, rauber, verräter, morder, aufrürer straffen. Ists nun, wie du
bekennest und ainmal also ist, das felschung der Religion allen leiblichen diebstal,
raub, verräterey, mordt, aufrür in sünd und schaden, der daher kommet, mitnichten zü
vergleychen ist, So sag nun, ob den rechten waren Christlichen obren der eyfer und
ernst wider die falsche Religion züvil sein künde, den Gott in seinem gesatz geordnet
hat? Sinnp: Waiß nicht. Yedoch duncket mich ymmer, es solte bey uns Christen in
disem gelinder gefaren werden, dann das gesatz Mose weyset.
493. Anordnen.
494. Das end der oberkait ist, da^ die unterthonen Christlich leben. [Marg.]. — End: Ziel, Aufgabe.
495. Vgl. Ro 10,17.
496. Vgl. »Vom Ampt der oberkait«, S. 29, Anm. 21.
497. Wehren, abwehren, verteidigen.
497a. Vgl. Ro 13,4.
498. Gemessen.
I 26
Darmitt erlangen sy dann auch, das bey den iren wie ain recht erbar, | O ia | tugentsa-
mes also auch ain war, fridlichs und säligs leben seye und zuneme. Es ist das ampt der
oberkait ain ander ampt dann schüch, klaider, hewser und dergleichen ding machen,
die allain zum brauch des leibs gehoren.
Mein Sinnprecht, haißt nit regieren richten und anstellen? 493 Sinnp: Ja. Frid: Nun,
was ist die leüt regieren? Sinnp: Sy anschicken, das sy recht und wol leben. Frid:
Christen? 494 Sinnp: Das sy Christlich leben. Diß müß aber durchs wort und gaist
geschehen. Frid: Recht. Wer wirt aber das wort außspenden? Sinnp: Die diener der
Kirchen. Frid: Noch recht. Wer sol die setzen? Sinnp: Die gemain solle sy wolen. Frid:
Ordenlich oder unordenlich? Sinnp: Bey den Christen soll es alles ordenlich zügehn,
i.Cor. 14 [40]. Frid: So müß warlich die oberkait die wahl ordnen und füren. Sinnp:
Das hastu hievor auß Gotlichem, Kaiserlichem und Bäpstlichem rechten erwysen.
Frid: So bekennestu, das die obren versehen sollen, das die iren recht und Christlich
geleeret werden? Sinnp: Ich kans nit leügnen. Frid: So bekennest auch, das an gesunder
leer ainer yeden gemain das hochst gelegen ist an leib und seel. Dann der glaub kommet
ye auß dem gehor 495 . Sinnp: Ich widersprichs nit. Frid: So dan die obren der gemainden
hyrten und vätter 496 sein und für irer wolfart ir leben setzen sollen, gebüret sich, das
inen das am allerhochsten angelegen seye, das ire underthonen recht und Christlich
geleert werden. Sinnp: Es volget also.
Frid: Wenn dann yemand die gemain mit falscher leer verwüsten und damit bey ir
alles güts an leib und seel verstoren wolte, solle da die oberkait nit woren? 497 Sinnp: ja,
sy.
Frid: Es lassen inen aber bose leüt etwan nit woren on ernstliche straf. Sinnp: So
sollen die obren die straff gegen solchen fürnemen. Sy tragen das schwerdt nit verge-
bens 49?a . Frid: Solle aber nit allweg die straf nach der sunden und dem schaden, der
durch die sünd geschicht, gemässiget 498 werden? Sinnp: Also ist die gemaine lere.
499 Frid: Weyl dann den menschen auff erden grosser schaden nitt mag zügefüget
werden dann durch falsche Religion, wie auch die menschen kain schwärere sünd thün
mogen, so volget, das die obren die falsche Re- | [O ib] | ligion zum allerscherpfesten
straffen sollen. Sinnp: Es will volgen. Frid: Da gedenck nun, wie die Christlichen
obren leibliche dieb, rauber, verräter, morder, aufrürer straffen. Ists nun, wie du
bekennest und ainmal also ist, das felschung der Religion allen leiblichen diebstal,
raub, verräterey, mordt, aufrür in sünd und schaden, der daher kommet, mitnichten zü
vergleychen ist, So sag nun, ob den rechten waren Christlichen obren der eyfer und
ernst wider die falsche Religion züvil sein künde, den Gott in seinem gesatz geordnet
hat? Sinnp: Waiß nicht. Yedoch duncket mich ymmer, es solte bey uns Christen in
disem gelinder gefaren werden, dann das gesatz Mose weyset.
493. Anordnen.
494. Das end der oberkait ist, da^ die unterthonen Christlich leben. [Marg.]. — End: Ziel, Aufgabe.
495. Vgl. Ro 10,17.
496. Vgl. »Vom Ampt der oberkait«, S. 29, Anm. 21.
497. Wehren, abwehren, verteidigen.
497a. Vgl. Ro 13,4.
498. Gemessen.