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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0059
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2. Kirchenordnung [um 1531]

schechen ist, das sy nit allein gute ordnung nach
Gottes gesatz gemacht haben, sonder sich daruber
veraint und verbunden, sollichs stet und vest zuhal-
ten, wie dan der fromme kunig Josias hie auch thet:
Als er das gesatz buch vor den eltern und dem gant-
zen Jerusalem lasse (wie dann allen kunigen gebot-
ten war, das gesetz allweg zulesen), macht er dar-
auff ain bund mit Gott und beschwur das gantz
volck, sollichs auch zuhalten11. Deßgleichen thetten
auch zuvor Jojada, der hoche priester: Da er den
Joas einsetzt, da macht er ain pünd zwischen Gott
unnd dem künig, darnach auch zwischen dem kunig
unnd dem volck und darzu mit Gott und dem volck,
das sy wolten auff dem weg des Herenn wan-
deln12. Also, dieweyl uns Gott auch gnadig gesucht
hat, sollen wir uns willig begeben, alles das yenige,
so zu er seins namens, zur besserung unnsser aller
furderlich unnd dienstlich ist, anzunemen und zu
volstrecken, darmit unsser Jherusalem wider erba-
wen, alle unreinigkeit und grewel nach13 bleyben
unnd aber[mals] ain christenlichs, erbars, zuchtigs
wesen und leben auffgebracht werde, unnd dem wer
kurtzlich also zu rautthen: | 6|
De senatu ecclesie
Weil unnsser heiland Christus Jhesus seiner kirchen
und gemaind vil bevolchen und geben haut, das
dann inn heiliger schrifft klarlich außgedruckt
wirdt, als die schlissel zubinden und entbinden, zu
bannen unnd außschliessen etc.14, unnd aber Paulus
will, es solle alles in der kirchen ordenlich zugehn, 1.
Corint. 1315, welchs dann in den grossen gemainden
unnd kirchen on sonder ordnung nit geschechen
kann, wie dann zu der zit Pauli auch vil schöner und
nützlicher ordnung gehalten worden sind und er sel-
ber auch den Corinthern etlich selber gestelt unnd
im die ordnung der Colosser wolgefallen unnd son-
dere freud darab tragen hat, Collo. 2 [5]. Derhalben
man in allen gemainden elteste gehapt hat, die von
wegen ainer gemaind in sachen, der kirchen angele-
c Verschrieben: fleyß und ernst unnd fleyß.
11 2Kön 23,2-3; 2Chr 34,30-31.
12 2Kön 11,1-20; 2Chr 22,10-23,21.

gen, gehanndelt haben, als das sy prediger unnd
pfarher weleten, die hend auff sy legten, wie dan
Paulus sollichs bezeugt, so er sein Timotheum ver-
manet, er sölle die gab, so im geben sey, durch die
weyssagung und aufflegung der hennde der eltesten
nit auß der acht lassen, 1. Timo. 4 [14]. Deßgleichen
vermant er Titum, das er in Creta sollt in allen stet-
ten elteste verordnen etc.16, auß welchen klar ist,
das man alweg gottliche, christenliche 171 menner
gehapt hat, die die christlich gemaind verwalten ha-
ben. Auff sollichs hat uns auch für gut angesechen,
das man zwölff fromme, christliche, geschickte men-
ner erwölte, drey auß einem ersamen rauth, drey
auß den predicanten unnd sechs ausser der gemaind,
die alweg ain jar ob der kirchen ordnung, eehendeln
unnd ander volgenden artickel wacheten und an stat
der gantzen gemaind handelten und für weren. Nit,
das solliche zuchthern, eltesten unnd vorwesser der
kirchen ainich menschlich satzung, die Gott und sei-
nem wort zuwider, auff das gewissen binden sollen,
sonder allein das dasyenig, so durch Gottes wort der
kirchen bevolchen, durch ordenliche personen, yedes
zu seiner zit, statlich unnd zur besserung verstreckt
werd unnd man auch wisse, wahin man solliche an-
ligende sachen der kirchen bringen solle und rauth
suchen.
Was die verordneten hanndlen unnd
warob sy wachen sollen
Zum ersten sollen sy sechen und darob sein, das die
christlich gemain mit geschickten, trewen und
vleyssigen dienern, als predicanten, pfarhern, helf-
fern, versechen werde, die allein das hailig Gottes
wort, so in biblischer schrifft des alten und newen
testaments begriffen, ainhelliglich lerenn unnd fur-
tragen, die sacrament mit fleyß und ernstc |8| rai-
chen. Deßgleichen auch die schulmaister, das si die
jugendt beyde, in Gottes forcht und den künsten,
vleyssiglich auffziechen zu der er Gottes, damit man
auch mit der zit gelerte, geschickte leut habe, die
13 Zurück. Gemeint ist: unterbleiben.
14 Mt 16,19;18,18; Joh 20,23.
15 1Kor 14,40.
16 Tit 1,5.

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