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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0124
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Ulm

Gelitten under Pontio Pilato, dCreutziget,
gestorben und begrabend
Frag: Was verstastu bei eden wortene?
Ant.: Ich verstan das haubtstück der grossen
gnad gottes, des sich von hertzen frewen alle die,
welche ir gewißne nagt, die ir sünd truckt, die Hell
erschreckt und erzittern vor dem zorn gottes. Dann
der todt Christi ist die reich Apoteck wider alle
kranckhaiten. Christus ist gestorben umb unser
sünd willen, Roma. 4 [25]. Wann ainer Christum ge-
fragt hett, da er das | A6v | Creutz auff seinem hals
zum thor hinauß trug29: Jesu, was tregstu?, So hett
er on zweiffel geantwurtet: Ich trag ewere sünd,
fwie Esa. am 53. cap. [4-5] anzaigtf. Er hat ain
schuldopfer für uns gethan, 2. Cor. 5g [21].
Frag: Was verstastu darbei, das Christus begraben
ist worden?
Ant.: Es ist hie allen Christen ain grosser trost
für gehalthen, namlich der, Wie Christus vor der
welt gantz und gar zu nichten ist worden, also das
kain hoffnung mer da war, das er wider auff kom-
men solt und wider lebendig werden, dannocht hat
in Got in ain neu, ehrlich leben aufferweckt. Also wil
uns gott auch nit verlassen, ob wir schon etwan in
ain solche tieffe nott fallen, das alle welt darfür helt,
es sei gar auß mit uns, so ist gott hie und laßt uns
nit stecken, sonder hilfft uns gnädiglich herauß.

Frag: Wa hastu gschrifft, das sy allweg ain Junckfraw
bliben sey, auch nach der geburt?
Ant.: Die gschrift gibt zu verston, das sy on verletzung
irer junckfrawschafft empfangen und geborn hab und
sagt nit, das sy geschwecht sey worden oder mer sün
geboren hab, darumb kan ichs auch nit sagen. Wer das
sagen will, der soll gschrifft darumb dar thun.
d-d 1528: Frag: Was ist das: „Gelitten“?
Antwurt: Wir haben die straff verdient, aber er hat für
uns gelitten. Wir warn all ewigklich verloren, wa Chri-
stus nit für uns gestorben wer. Er ist umb unsert willen
mensch worden. Er hat für uns gelitten, unnser schuld
hat er bezalt und mit seinem todt unns erlößt von dem
ewigen todt. Er ist die vermaledeyung selbs worden, auff
das er uns von der maledeyung erledigete, spricht Paulus
zun Galatern [Gal 1,4]. Creutziget.
Frag: Warumb ist er Creutziget worden?

Darumb haißt er auch ain nothelffer: Wan die nott
am grösten ist, so hilfft got, wann der strick am her-
testen hebt, so bricht er. In Summa: Sterben wir mit
Christo unnd werden mit im begraben, so werden
wir auch mit im auffer-| A7r | stan, Roma. 6 [4],
Abgefaren zu den Hellen
Frag: Wie verstastu den Artickel?
Ant.: Ich glaub nit, das Christus in die ewige
Hell kommen sei und die gefangnen daselbs erledi-
get, sonder das er mit der offenbarung seiner zu-
kunfft die allain erfreut hab, die in warem glauben
auß diser zeit abgeschaiden und sich auff den ver-
haissenen Christum verlassen hetten, welche gott an
ort und end, da es im gefällig, on schmertzen ent-
halten. Dann so vil das berauben und warten des
angesichts gottes gebracht hat, die selben, so des
hails fähig, hath erfrewt unnd mit im gen himmel
gefürt, Das ilernen wiri Luce. 16 [19-31] und
1. Pet. 3 [18-22] und 4 [1-6].
Am dritten tag ufferstanden von todten
Frag: Was haißt „Am dritten tagj“ etc.?
Ant.: Er hat den Todt gewaltyglich überwunden
unnd hat mit seiner herrlichen aufferstehung bewi-
sen, das er ain Herr sei des lebens und des tods.

Ant.: Der todt des Creutz war der schändtlichest todt,
darvon geschryben stat im 5. buch Mosi am 21. [22-23]:
Vermaledeyet ist, der am holtz hangt. Mit dem schändt-
lichen todt hat er uns von schanden und vom todt erlößt.
Er hat uns auch damit ain vorbild geben, das wir seinen
fußstapffen nachvolgen, 1. Pet. 2 [21]. Wir sollen unn-
sern alten menschen auch creutzigen mit seinen lüsten
und begirden, Gala. 5 [24]. Gestorben.
e-e 1528: dem wort.
f-f Fehlt 1528.
g 1528: 5. Und begraben.
h 1528: hat er.
i-i 1528: lernet man.
j 1528: tag aufferstanden von den todten.
29 Joh 19,17.

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