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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0126
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Ulm

oDas Drittail des glaubens: |A8v|
Ich glaub in den hailgen Gaist, Ain hailge, Christenliche Kirchen, ain gemainsame der Hailigen, verzeihung
der sünden, aufferstehung des flaischs und ain ewigs leben, Ameno.

Frag: Was ist das gesagt „Ich glaub in den hailigen
gaist“?
Ant.: pEs ist so vil gesagt: Ich vertraw nit auff
mich selbs oder auff meine werck, sonder auff den
hailigen gaist, der die werck gut und hailig macht.
On in sind alle werck böß, Gene. 6 [5] und 8 [21].
Wer den gaist nit hat, der ist kain Christ, Roma. 8
[9]p.
Frag: Was ist des hailigen gaists ampt?
Ant.: Sein ampt ist, das Er thu wie ain Haubt-
man im krieg, der das volck anschreit und hertz-

Frag: Waher wirt er kommen zum urtayl?
Ant.: Von der gerechten deß vaters, darvon im vorigen
Artickel geredt ist worden und gleich darauff wirdt ge-
sagt: Dannenher er kommen wirt, etc. Christus ist ain
mal kommen, das er uns dureh sich zu dem vatter bräch-
te. Zum andern mal wirdt er kommen zu urtaylen über
lebendig und tod, das ist, Er wirt das urtayl offenbaren.
Frag: Ist Christus mitler zeyt nit bey uns?
Ant.: Ja, nach seiner Gothait ist er bey uns unnd an allen
orten. Er ist auch durch seinen gayst bey uns biß zu end
der welt, Mathei am letsten [Mt 28,20].
Frag: Ist er nit auch leiplich bey uns?
Ant.: Nayn. Er ist leiplich auffgefaren gen himmel, sitzt
zu der gerechten etc. [BSLK S. 21] Darzu sagt Christus,
Joan. 16 [28]: Ich verlaß die welt unnd gon zum vatter,
Und am 17. capi. [11]: Ich bin nit mer in der welt. Das
redt er allain von seiner menschait. Dann nach der Gott-
hait ist er allenthalb und verlaßt die welt nit.
Frag: Sagen doch Münch und Pfaffen, wann sy die fünff
wort „Das ist meyn leyb“ über das brot sprechen, so sey
Christus leiplich da im brot? [Die fünf Kanongebete der
Messe, siehe Beckmann, Quellen, S. 115f.]
Ant.: Sy redens auß inen selber on grund der schrifft.
Got hat inen solchen gewalt nitt geben noch bevolhen,
die fünff wort der maynung über das brot zu sprechen.
Frag: So glaubstu nitt, das Christus leiplich im brot oder
Sacramentheußlin sey?
Ant.: Ja, ich glaubs nit, dann der gmain Christenlich
glaub und götlich schrift mögen den glauben nitt dulden,
Christus kumpt leiplich von der gerechten des vatters,
wann er richten wirt. Er wirt komen zu richten und nitt,
das er im brot geessen werde. Nach dem und er gen him-
mel gefaren ist, sitzt er zu der gerechten des vatters, nit

hafft32 macht, so er sagt: Frisch hinan, für, für, wir
wöllen heut ehr und gut gewinnen. Also thut der
hailig gaist: Die schwachen im glaubenn sterckt er,
die erschrocknen gewißne tröst er, die gefallen sind,
richt er auff, und denen, die itzt fallen wöllen, raicht
er die hand, die fliehen wöllen, ermandt und schilt
er. Er treibt immer |Blr| darfür und spricht frisch
hindurch: Es ist umb ain klains zuthun, so würt es
besser. Der gayst hilft unnser schwachayt, Rom. 8
[26]. Er wirt auch des ampts halb ain tröster und
anhalter genent von Christo, Joh. 16q [7].

im stainen heußlin. Er hatt sich selbs da zaigt und sunst
nienen [= nirgends] leiplich. Der erst ritter, Steffanus,
hat in da bey der gerechten des vatters gesehen, Acto. 7
[55-56]. Da sollen wir in auch suchen und sunst nienen.
Wir sollen uns auch Münch und Pfaffen kain anders ein-
schwätzen lassen, etc.
o-o 1528: Das dritt stuck. Ich glaub in den Hailigen gayst.
p-p 1528: Das ist, ich gelaub unnd verlaß mich auff den hai-
ligen gayst, der die krafft Gottes ist und mit dem vatter
und sun ain Gott, der uns erleucht, tröst, leert und
stercket. Das ist, der Gottes wort und werck lebendig
unnd krefftig in uns macht, der uns in trübsal, not und
angst beywonet und tröstet.
q 1528: 16. Wann ich nun sag „Ich glaub in den hailigen
gayst“, ist das die maynung, das ich nitt auff mich selbs
oder auff meine werck vertraw, sonder auff den hailigen
gayst, der die werck gutt unnd hailig macht, on in seind
alle ding boß, Gene. 6 [5] und 8 [21]. Wer den gayst nitt
hatt, der ist kain Christ, Roman. 8 [9].
Frag: Was verstast bey den drey namen deß Vaters, des
Suns und des hailigen Gaysts?
Ant.: Mir ist genug, das ich wayß, das mein Gott der
ainig Got ist, Deu. 6 [4], das er durch sein ewigs wort
(das wir den sun nennen) alles erschaffen hatt und durch
seinen gayst alles erhalt, regiert unnd lebendig macht.
Weitter bin ich nitt fürwitzig, zu fragen von dem under-
schyd oder von dem ainigen wesen des Vaters, des Suns
und des hailigen Gaysts. Mir ist gnug, das ich die genad
Gottes unnd sein warhait erkenn, ob ich schon nit wayß,
wie sy underschyden und dannocht ains wesens seyen,
etc.

32 Beherzt, mutig.

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