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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0289
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23. Mandat gegen Wahrsager und Segensprecher 1567

23. Mandat gegen Wahrsager und Segensprechera
3. September 1567

Wiewol alle christen billich wissen sollen, das inen
der allmechtig Gott verbotten, die warsagere,
schwartzkunstler, schatzfindern unnd andere der-
gleichen betrugliche personen, als die allein des bö-
sen frundts instrumenta unnd werckhzeug sein, umb
rath oder hilff anzusuechen1, weil auch die kay[ser-
lichen] geschriben recht eins theils vermegen, das
alle die, so solche leuth betrüglicher hülff unnd raths
pflegen, nit weniger als sie selbst mit dem schwert
sollen unnd mögen gestrafft werden2, so befindt
doch ein e[hrbarer] rath gleichwol mit beschwertem
gemüet, das vil seiner burger, unnderthonen, ein-
woner unnd zugehorigen zum theil uß einfalt, zum
theil uß fürwitz unnd aberglauben, sollichem gött-
lichen gebott unnd der gemelten geschribnen recht-
lichen straf gar wenig nachfragen, sonder dieselben
unnd was deßhalben in den predigen für christliche,
gute unnd gegrundte vermanungen sy offtermals an-
hören, nur frevenlich unnd muetwillig verachten,
den warsagern in unnd usserhalb der statt nichzitt
destoweniger nachlauffen unnd uff ir anzaigen unnd
was sy inen für personen, die inen mit diebstall oder
inn ander weg schaden oder nachtheil solten zuge-
fuegt haben, nit nanten oder benennen, gantzen
unnd volkummen glauben zustöllen, uß welchem
dann neben anderm mer zeitlichen noch ewigen be-
schwerden erfolgt, das die vonn den vermeinten be-
truglichen warsagern angezeigte personen eintweder
etwan heimlicher weiß zum bößen verdacht, so man
uff | sie lögt unnd also fur uneerlich unnd unerbar ir
leben lang gehalten, oder aber, das sie deßhalben
frey, offendtlich an iren ern angetascht unnd ge-
schwecht unnd dardurch etwan beid theil, als der, so

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Ulm A [1533].

den verlust gelitten, unnd der ander, so verdacht
unnd beschuldigt würt, vor der oberkheit und sonst
nit in geringen last gegeneinander gefuert unnd ge-
pracht werden, welches nun also einem e. rath lenger
oder weiter zugedulden zu höchsten beschwerlich
unnd endtgegen, unnd last demnach ein e. rath uß
gutem, christenlichem, vetterlichem unnd getrewem
gemuet hiemit meniglich ernstlich ermanen, sich uß
allen obgehörten, billich bewegenden ursachen fu-
rohin sollichs unchristenlichen, auch in hay[liger]
schrifft unnd denn kay. rechten verbottnen werckhs
gentzlich zuenthalten unnd sollicher schwartzkünst-
ler, warsager unnd schatzfinder, auch anderer der-
glaichen betruglicher unnd gefahrliche persohnen
allerdings muessig zugehen unnd sich weder in klei-
nen noch inn großen sachen irer hilff unnd raths wei-
ter nitt zu unnderfahen noch zugebrauchen, dann
welche sollichs uberfaren, die will ein e. rath nach
gelegenheit der handlung am leben, leib oder gut
dermassen so ernstlich straffen, das meniglich sein
hohes mißfalln spirn soll. Darnach wiß sich menig-
lich zurichten.
Actum den 3. Septembris anno [15]67
Wider ernewert unnd in jede zunfft ein abschrifft
zugeben, endtschaiden donnerstags, den 4. Octobris
anno [15]71, welchs dan alsbald verricht worden.
[Rückvermerk:] 1567. 1571. Verbott aines erb. raths
der wahrsager und segensprecher halben, sich derer
zuenthalten etc.

1 Vgl. Lev 19,26.31; Dtn 18,10.
2 Vgl. Constitutio Criminalis Carolina, Art. 109.

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