Esslingen
17. Ordnung zum Besuch der Predigtgottesdienstea
1534
bOrdnung, die predigen zubesuchen an feirtagenb
Dieweill uß Gottes gnad ain oberkhait diser stat des
hanndelß der gottseligkait verstenndig worden unnd
von des wegen als getrewe christenliche vatter alle
mittel und weg zu hannden genumen, dardurch al-
len unnderthonen uß allerlay irsal des bapstumbs
oder annderer secten unnd verfuerischen leren zu
erkhanntnuß der rechten göttlichen warhait unnd
irer seelen haill geholffen unnd ain yeder, sovil mug-
lich, uss Gottes gnad in rechter, gesunder leer uff-
gezogen und zu gottseligem leeben möchte gefurdert
werden, will die not erfordern, das ain ernnstlichs
einsehen geschehe, damit solch christenlich furne-
men zu Gottes eer unnd nutz der gemaindt nit ver-
hindert, sunnder täglich by unns gfurdert unnd er-
halten werde. So nun die erfarung ain zeitlanng ge-
ben hatt, das wir den anschlag des sathanns er-
khennt haben, wie er nach seinem alten pruch inher
schlicht unnd sich unnderstat, bey unnser gemaindt
inzulassen, yetz durch guten schyn ains engels des
liechts1, yetz offenntlich unnd unverborgen durch
unleidlich gotslesterung, ob er des haillig werck Got-
tes mecht verhinderen unnd in ain verderplichen ab-
ganng bringen, soll billich ain christenlich oberkhait
auch mittel unnd weg mit got suchen, do durch söl-
lichen anstoß begegnet unnd ain ganntze stat unnd
gemaindt lybß unnd der seell ja vor Gottes schwe-
rem urthail, so hernach volgen muß, verhuetet wer-
de. Darumb man ordnungen furnemen mag unnd
die selbig ainer ganntzen gemaindt verkhunden las-
sen, wie ainer cristenlichenc oberkait zu stat unnd
mit Gottes wort mag veranntwurtet werden, uff das
die einfaltigen, frumen unnd gothertzigen unnder-
thonen erkhennen mögen irer oberkait christenlich
gemiet und furnemen unnd demnach ir husshaltung
anschicken, das sy nit allain zeyttlich |132v | mit
leyb und gut als getrewe unnderthon funden wer-
den, sunder auch unnd vil mer in dem hanndel ires
hailsd, also zu Gottes eer uffwachsen unnd in gotse-
ligem leben zunemen, das baide, oberkhait unnd
unnderthonen, uß Gottes gnad mogen ewig selig
werden. Die widerspennigen aber, die auß mutwillen
diser ordnung ungehorsam erfunden, diewyll sy mit
der that bewysen, das sy got unnd irer ordenlichen
christenlichen oberkhait widerstreben, mögen, uber
das sy Gottes zorren unnd schwer urthail uff sich
laden, auch nach außweysung gottes worts zyttlich,
anndern zum exempell, hertigklich gestrafft werden.
Unnd mag das die ordnung sein, wie hernach folget:
Zum ersten. Wywol wir zu Gottes lob unnd besse-
rung unnser gemaind vor ettlichen jaren predican-
ten und diener des hailligen gotswort verordnet ha-
a Textvorlage A (Handschrift): StaatsA Ludwigsburg
B 169, Bü 36, fol. 132r-135r. Textvorlage B (Hand-
schrift): StadtA Esslingen, Reichsstadt, F. 7, Nr. 9a
(Archivvermerk: 1534). Abdruck von A: Krabbe/
Rublack, Akten, Nr. 177. Abdruck des Abschnitts
„Unnd mag das die ordnung sein ...“ bei Richter, Kir-
chenordnungen 1, S. 247f. Richters Text, den er aus
„Schmid u. Pfister, Denkwürdigkeiten der Würtemb.
und Schwäb. Ref. Gesch. H. I S. 166f. entlehnt“ hat,
ben2 unnd uß Gottes gnaden in gnugsame erfarung
khomen, das sy Gottes wort recht unnd warhafftig-
lich furen, haben wir doch bißher gedult getragen
weicht in der Wortwahl leicht vom hier vorliegenden Ori-
ginal ab.
b-b Fehlt B.
c B: sollichen.
d B: thayls.
1 2Kor 11,14.
2 Vgl. oben, Nr. 6.
378
17. Ordnung zum Besuch der Predigtgottesdienstea
1534
bOrdnung, die predigen zubesuchen an feirtagenb
Dieweill uß Gottes gnad ain oberkhait diser stat des
hanndelß der gottseligkait verstenndig worden unnd
von des wegen als getrewe christenliche vatter alle
mittel und weg zu hannden genumen, dardurch al-
len unnderthonen uß allerlay irsal des bapstumbs
oder annderer secten unnd verfuerischen leren zu
erkhanntnuß der rechten göttlichen warhait unnd
irer seelen haill geholffen unnd ain yeder, sovil mug-
lich, uss Gottes gnad in rechter, gesunder leer uff-
gezogen und zu gottseligem leeben möchte gefurdert
werden, will die not erfordern, das ain ernnstlichs
einsehen geschehe, damit solch christenlich furne-
men zu Gottes eer unnd nutz der gemaindt nit ver-
hindert, sunnder täglich by unns gfurdert unnd er-
halten werde. So nun die erfarung ain zeitlanng ge-
ben hatt, das wir den anschlag des sathanns er-
khennt haben, wie er nach seinem alten pruch inher
schlicht unnd sich unnderstat, bey unnser gemaindt
inzulassen, yetz durch guten schyn ains engels des
liechts1, yetz offenntlich unnd unverborgen durch
unleidlich gotslesterung, ob er des haillig werck Got-
tes mecht verhinderen unnd in ain verderplichen ab-
ganng bringen, soll billich ain christenlich oberkhait
auch mittel unnd weg mit got suchen, do durch söl-
lichen anstoß begegnet unnd ain ganntze stat unnd
gemaindt lybß unnd der seell ja vor Gottes schwe-
rem urthail, so hernach volgen muß, verhuetet wer-
de. Darumb man ordnungen furnemen mag unnd
die selbig ainer ganntzen gemaindt verkhunden las-
sen, wie ainer cristenlichenc oberkait zu stat unnd
mit Gottes wort mag veranntwurtet werden, uff das
die einfaltigen, frumen unnd gothertzigen unnder-
thonen erkhennen mögen irer oberkait christenlich
gemiet und furnemen unnd demnach ir husshaltung
anschicken, das sy nit allain zeyttlich |132v | mit
leyb und gut als getrewe unnderthon funden wer-
den, sunder auch unnd vil mer in dem hanndel ires
hailsd, also zu Gottes eer uffwachsen unnd in gotse-
ligem leben zunemen, das baide, oberkhait unnd
unnderthonen, uß Gottes gnad mogen ewig selig
werden. Die widerspennigen aber, die auß mutwillen
diser ordnung ungehorsam erfunden, diewyll sy mit
der that bewysen, das sy got unnd irer ordenlichen
christenlichen oberkhait widerstreben, mögen, uber
das sy Gottes zorren unnd schwer urthail uff sich
laden, auch nach außweysung gottes worts zyttlich,
anndern zum exempell, hertigklich gestrafft werden.
Unnd mag das die ordnung sein, wie hernach folget:
Zum ersten. Wywol wir zu Gottes lob unnd besse-
rung unnser gemaind vor ettlichen jaren predican-
ten und diener des hailligen gotswort verordnet ha-
a Textvorlage A (Handschrift): StaatsA Ludwigsburg
B 169, Bü 36, fol. 132r-135r. Textvorlage B (Hand-
schrift): StadtA Esslingen, Reichsstadt, F. 7, Nr. 9a
(Archivvermerk: 1534). Abdruck von A: Krabbe/
Rublack, Akten, Nr. 177. Abdruck des Abschnitts
„Unnd mag das die ordnung sein ...“ bei Richter, Kir-
chenordnungen 1, S. 247f. Richters Text, den er aus
„Schmid u. Pfister, Denkwürdigkeiten der Würtemb.
und Schwäb. Ref. Gesch. H. I S. 166f. entlehnt“ hat,
ben2 unnd uß Gottes gnaden in gnugsame erfarung
khomen, das sy Gottes wort recht unnd warhafftig-
lich furen, haben wir doch bißher gedult getragen
weicht in der Wortwahl leicht vom hier vorliegenden Ori-
ginal ab.
b-b Fehlt B.
c B: sollichen.
d B: thayls.
1 2Kor 11,14.
2 Vgl. oben, Nr. 6.
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