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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0412
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Esslingen

24. Artikel zum Kirchen- und Schulwesena
16. Oktober 1538

Articul von den predicanten, den schul- und zuchtherren angebracht
auf mitwoch Galli anno etc. [MD]xxxviii

[1.] Item das ain ersamer rath dise schwere leuf1 zu
hertzen fiere und darauf ain guete reformation un-
der inen selbs anrichten, niemant zu den gemeinen
emptern inner- oder ausserhalb der statt erkiesen
oder erkiesen lassen, er sey dan dem gotteswort ge-
naigt und brauche das nachtmal etc.
bDarauf ain erbarer rath bedacht, das zur zeit
besetzung der empter aller möglicher [fleiß] soll an-
gekört werden, damit die jhenigen, so dem evangelio
genaigt, in die empter erwelt werdenb.
[2.] Item das die rats personen mit predig horen,
auch sonst in all ander weg, andern gemeinen bur-
gern ain gut exempel furtragen, deß gleichen in iren
heusern guete ordnung anrichten.
cSoll gescheenc
[3.] Item das die klöster und kirchengueter ordenlich
und wol gepraucht und das zehen2 und anders an
denselbigen orten abgeschafft werden etc.
dIst die haußhaltung abgeschafft und sol sonsten
auch gueter vleiß furgewendt werdend.

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 205, Nr. 80. Abdruck: Krabbe/Rublack,
Akten, Nr. 181.
b-b Am Rand.
c-c Am Rand.
d-d Am Rand.
e-e Am Rand.
f-f Am Rand.
g-g Am Rand.
h-h Am Rand.
i-i Am Rand.

1 Nach der Mitte des 15. Jahrhunderts ging die Esslinger
Beteiligung am Fernhandel immer mehr zurück und um
1500 war der reichsstädtische Haushalt von Schulden
belastet. Die Klagen des Rates über die Finanzmisere

[4.] Item das in des spitals flecken3 die empter mit
christenlichen amptleuthen versehen werden.
eIst vogt und pflegern bevolhene.
[5.] Item das ob der zuchtordnung4 mit ernst gehal-
ten werd in der statt und auf dem land, bey obern
und underthonen.
fSollen die zuchtherre allen fleiß furwendenf
[6.] Item das tantzen auf den zunfftstuben bey der
maisterschafft abzustellen etc.
gIst gescheeng.
[7.] Item das die kirchenordnung des predig he-
rens5 halb strax gehalten und die leuth uff dem
margt geriegt werden, etc.
hIst befolhen, darob zuhaltenh.
[8.] Item das auf die ratstäg in der wochen die predig
stunden geendert etc.
iSoll an rats tagen wie von alters gepredigt wer-
den, sonsten, so bald es acht ur verschlecht, anzu-
faheni6.
[9.] Item die predig zu den Barfussern7 gar abze-
schaffen oder, wo nit, ain rechtgeschaffne pfar da-
selbsten anzerichten etc.

nahmen in den folgenden Jahrzehnten zu (vgl.
DRTA.JR III, S. 246f., 268, DRTA.JR IV S. 707,
DRTA.JR VIII/2, S. 961, 1101). Im 16. Jahrhundert
büßte die Reichsstadt ihre politisch dominante Position
mehr und mehr ein, Borst, Geschichte der Stadt,
S.240-245.
2 Zehren, Prassen. Bereits am 20. März 1533 hatte der
Esslinger Rat die üppigen Gastmähler in den Klöstern
verboten, Krabbe/Rublack, Akten, Nr. 206.
3 Das Katharinenspital hatte umfangreichen Grundbesitz,
vgl. Haug, Hospital, S. 5-10.
4 Esslinger Zuchtordnung von 1532, siehe oben, Nr. 5.
5 Siehe die Ordnung zum Besuch der Predigtgottesdienste
von 1534, oben, Nr. 17.
6 Vgl. oben, Nr. 22a.
7 In der Franziskanerklosterkirche (Barfüßerkloster).

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