Biberach an der Riß
Von nottzogen
Vonn cupleryd
Welcher eeman oder lediger ain junckfrowen oder
frowen, die sey ledig oder in der ee, notzoget, also
das er gewalt an syu legt unnd das kundtparv würdt,
der soll on alle genad ann seinem leib unnd leben
gestrafft werden woder nach ains rats erkandtnusw.
Von mägt verfellen21
Ist gesatzt, welcher eeman ain junckfrowen irs mag-
thumbs entsetzt, der soll xden spitallpflegernx
zwaintzig pfund haller raichen, bezaln oder aber
darumy bei wasser unnd brott zwaintzig tag unnd
zwaintzig nächt im thuren ligen unnd darzu der,
zso es alsoz verfellt hat, für kindtpet dreya guldin
unnd für die er22 ain par schuch23 geben unnd nit
weiter, es were dan, das sy von im ain kindlein
bempfangen unndb geporn hett, das soll er von ir
cdarzu auch nemenc24. |19r | Wa aber ein lediger ain
junckfrowen schwecht, one das er sy vorhin (als solt
sy im zu den eern zu willen werden) verweent25, da
soll es auch in unnser als ains rats straff ston, je
nach gestalt unnd handlung der sachen unnd per-
sonnen.
u B: sich.
v B: kuntlich.
w-w Fehlt B.
x-x B: unser stat.
y B: darfür.
z-z B: sol er.
a B: ii.
b-b Fehlt B.
c-c B: anemen. Zum andern sol es mit den ledigen, die nit
jungkfrawen sind, die mainung haben also, wa sy bey
eeleuten kinder gepern, das dan der selb eman ier nichtz
schuldig sein, dan wie wirs als ain rath taxiern, je nach
erfarung und gestalt der sachen und personen, was der-
selb eman ier tun sol.
d B: kuplern.
e-e B: thöchtern, eeleut oder.
f Fehlt B.
Item die kupler unnd kuplerin, die durch ir bot-
schafften, brieff tragen oder sunst frowen eoder
thöchtern, eeleut unnde annder verfüeren, anraitzen,
hauß oder gemach darzu leichen, damit dan ye-
mandt zu unern gefiert oder bewegt werde, sof sollen
die selben, kupler unnd kuplerin, von unns als bur-
germaister unnd rath aufs höchst nach unnser er-
kantnus gestrafft werden. Wo sy aber zu den eern
kuplen unnd doch dasselb hinderruck unnd on wis-
sen baider oder des ainen thailsg, vater, muter oder,
hso syh enweren26, vögten, pflegern, nechsten unnd
pesten freund27 in der verwaltung, so baide oder ir
ains wer beschechen, so soll denselben (ungeacht,
das der heurat fürgang gehapt) nichts desterweniger
ain offne |19v | straff oder schmach, ye nach gestalt
der sachenn unnd unnser, ains Rats, erkantnus, ge-
thonn unnd angehenckt werdenn. Wo aber vater,
muter, vögt, tregeri28 oder freundt die kinder zu den
uneern verkuplen, die sollen mit straff leibs unnd
lebens onne alle gnad (unnd hörter dan die anndern)
gepüest unnd angesechenn werdenn.
Von eeverpflichtung, wie es auch im fal der winckel
een gehalten werden soll
Haben mier zuhalten gesatzt unnd firgenomen, das
füran in junnserem dorf unnd oberkait N. und N.
kain eeverpflichtungj zugelaßen werden, binden
g B: thails, als.
h-h B: sy die.
i B: pfleger.
j-j B: unser stat kain eeversprechung.
21 Entehren, deflorieren.
22 Ehre.
23 Die Übergabe von einem Paar Schuhe war eine ge-
bräuchliche Strafe bei Defloration, vgl. Grimm, DWb
15, Sp. 1850. Vgl. Schultze-Gallera, Fuss- und
Schuh-Symbolik.
24 Zu sich nehmen.
25 Ohne dass er ihr ein Eheversprechen gegeben hat, vgl.
Grimm, DWb 25, Sp. 2074.
26 Nicht da wären.
27 Verwandten.
28 Vormünder, vgl. Grimm, DWb 21, Sp. 1118.
444
Von nottzogen
Vonn cupleryd
Welcher eeman oder lediger ain junckfrowen oder
frowen, die sey ledig oder in der ee, notzoget, also
das er gewalt an syu legt unnd das kundtparv würdt,
der soll on alle genad ann seinem leib unnd leben
gestrafft werden woder nach ains rats erkandtnusw.
Von mägt verfellen21
Ist gesatzt, welcher eeman ain junckfrowen irs mag-
thumbs entsetzt, der soll xden spitallpflegernx
zwaintzig pfund haller raichen, bezaln oder aber
darumy bei wasser unnd brott zwaintzig tag unnd
zwaintzig nächt im thuren ligen unnd darzu der,
zso es alsoz verfellt hat, für kindtpet dreya guldin
unnd für die er22 ain par schuch23 geben unnd nit
weiter, es were dan, das sy von im ain kindlein
bempfangen unndb geporn hett, das soll er von ir
cdarzu auch nemenc24. |19r | Wa aber ein lediger ain
junckfrowen schwecht, one das er sy vorhin (als solt
sy im zu den eern zu willen werden) verweent25, da
soll es auch in unnser als ains rats straff ston, je
nach gestalt unnd handlung der sachen unnd per-
sonnen.
u B: sich.
v B: kuntlich.
w-w Fehlt B.
x-x B: unser stat.
y B: darfür.
z-z B: sol er.
a B: ii.
b-b Fehlt B.
c-c B: anemen. Zum andern sol es mit den ledigen, die nit
jungkfrawen sind, die mainung haben also, wa sy bey
eeleuten kinder gepern, das dan der selb eman ier nichtz
schuldig sein, dan wie wirs als ain rath taxiern, je nach
erfarung und gestalt der sachen und personen, was der-
selb eman ier tun sol.
d B: kuplern.
e-e B: thöchtern, eeleut oder.
f Fehlt B.
Item die kupler unnd kuplerin, die durch ir bot-
schafften, brieff tragen oder sunst frowen eoder
thöchtern, eeleut unnde annder verfüeren, anraitzen,
hauß oder gemach darzu leichen, damit dan ye-
mandt zu unern gefiert oder bewegt werde, sof sollen
die selben, kupler unnd kuplerin, von unns als bur-
germaister unnd rath aufs höchst nach unnser er-
kantnus gestrafft werden. Wo sy aber zu den eern
kuplen unnd doch dasselb hinderruck unnd on wis-
sen baider oder des ainen thailsg, vater, muter oder,
hso syh enweren26, vögten, pflegern, nechsten unnd
pesten freund27 in der verwaltung, so baide oder ir
ains wer beschechen, so soll denselben (ungeacht,
das der heurat fürgang gehapt) nichts desterweniger
ain offne |19v | straff oder schmach, ye nach gestalt
der sachenn unnd unnser, ains Rats, erkantnus, ge-
thonn unnd angehenckt werdenn. Wo aber vater,
muter, vögt, tregeri28 oder freundt die kinder zu den
uneern verkuplen, die sollen mit straff leibs unnd
lebens onne alle gnad (unnd hörter dan die anndern)
gepüest unnd angesechenn werdenn.
Von eeverpflichtung, wie es auch im fal der winckel
een gehalten werden soll
Haben mier zuhalten gesatzt unnd firgenomen, das
füran in junnserem dorf unnd oberkait N. und N.
kain eeverpflichtungj zugelaßen werden, binden
g B: thails, als.
h-h B: sy die.
i B: pfleger.
j-j B: unser stat kain eeversprechung.
21 Entehren, deflorieren.
22 Ehre.
23 Die Übergabe von einem Paar Schuhe war eine ge-
bräuchliche Strafe bei Defloration, vgl. Grimm, DWb
15, Sp. 1850. Vgl. Schultze-Gallera, Fuss- und
Schuh-Symbolik.
24 Zu sich nehmen.
25 Ohne dass er ihr ein Eheversprechen gegeben hat, vgl.
Grimm, DWb 25, Sp. 2074.
26 Nicht da wären.
27 Verwandten.
28 Vormünder, vgl. Grimm, DWb 21, Sp. 1118.
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