Erzstift Köln
und sich billich zuerfrewen haben sollen, unverfolgt
zulassen, auch bey recht und billigkeit, wie einer
Christlichen Obrigkeit gebüret, bey zeit unserer we-
renden Regierung trewlichen handzuhaben. Dann
ob wir wol nichts liebers wündtschen noch erleben
wolten, dann daß mit |d3r| samtlicher bewilligung,
zuthun und befürderung unsers Thumb Capitels
und Landstände noch eyferigem und Christlichem
wolgedachts unsers Vorfahrens Ertzbischoff Her-
mans löblicher gedechtnuß geschehenem vorschlag
und bedencken eine allgemeine durchgehende und
gründliche Reformation in diesem Ertzstifft alsbald
zu ehr und lob des Allmechtigen, auch aller unserer
angehörigen ewiger und zeitlicher wolfart befürdert
und angestellet, auch die befundene und am tag lie-
gende mängel der Päpstlichen lehr und Ceremonien,
die Gottes wort zuwider und ohne verletzung der
gewissen nicht vertheidiget können werden, abge-
schaffet und ein Christliche einigkeit und gleichheit
in Lehr und Ceremonien, Gottes wort gemeß, einge-
führet und gepflantzet werden möchte.
So haben wir es doch dißmals bey solcher frey-
lassung beyder Religion und abstellung der be-
schwerlichen unnd schädlichen persecution biß auff
fernere Christliche vergleichung mit unserem
Thumb Capitel und Landstände müssen beruhen
lassen, den Allmechtigen Gott bittend, daß er allen
unsern angehörigen und Underthanen ihre hertzen
und verstandt öffnen und mit seinem heyligen Geist
erleuchten wolle, damit sie neben uns die Mängel
des Papsthumbs und dagegen die allein seligma-
chende warheit Göttliches worts zu befürderung
ihrer Seelen seligkeit recht lehrnen erkennen, diesel-
bige helffen vortsetzen und die gnedige heimsu-
chung und angebotten zubereite Malzeit des Her-
ren, darzu sie beruffen, nicht also freffentlich und
mutwillig in wind schlagen, verachten und ire hert-
zen und ohren vor der leiblichen und seligmachen-
den stim- |3dv| me des allerhöchsten zu ihrem zeitli-
chen und ewigen verderben verstopffen, von
deßwegen sie künfftig die erschreckliche stimm an
b Im Druck: lasser.
c Im Druck: underhanen.
20 Mt 23,37-39; Lk 13,34-35.
jenem tag, wie die zu Jerusalem, hören müssen: Wie
offt hab ich deine Kinder versamlen wollen, wie ein
Henne versamlet ihre Kücklin under ihre flügel, und
ihr habt nicht gewolt. Sihe, ewer Hauß solle euch
wüst gelassen werden20. Item: Wehe euch, die ihr das
Himmelreich zuschliesset für den Menschen, ihr
kommend nicht hinein, und die hinnein wollen, las-
setb ihr nicht hinein gehen21. Item: Die Malzeit ist
zwar bereit, aber die Gäst warens nicht werth22.
Ob wir nun nicht mehr als erhebliche, notwen-
dige und Christliche ursachen zu erledigung unsers
gewissens und verrichtung unsers Ertzbischofflichen
Ampts, auch zu erhaltung fride, ruhe und einigkeit
unserer underthanenc und angehörigen, die freylas-
sung der Religion denselben zuverstatten, hergegen
aber unsere widerwertigen hierauß einige rechtme-
ßige, billiche anleitung oder occasion zuschöpffen
und zuerzwingen nicht gehabt, uns mit vielen uner-
findlichen zumessungen bey ihren Mitcapitularen,
unseren getrewen Landständen und gehorsamen
Underthanen, auch sonsten bey menniglich in und
ausserhalb des Röm. Reichs hohes und nider standes
Personen verdächtig zumachen, als ob wir durch
viel angeregte Freystellung der gewissen und vor-
habende zulassung der ubung Augspurgischen Con-
feßion unseren privat nutzen und ungebürlichen
vortheil zusuchen und in diesem uralten Stifft wider
desselben herbrachte und vorerlangte Privilegia,
Recht und gerechtigkeiten allerhand unverantwort-
liche enderung thätlich anzustellen und | d4r | einzu-
führen bedacht weren (in welchem allem, wie auch
dem vorigen uns für Gott gewalt und unrecht be-
schicht und wir uns dieser falschen aufflage in oban-
geregtem unserm publicirten und hiebey gedruck-
tem Edict mit Numero 1523 genugsam entschuldiget
und gegen die unbilliche verleumbder unser ehren
notturfft nach ferner (Gott lob) wol gebürlich zu-
verantworten wissen). Das geben wir allen ehrlie-
benden zuerkennen und zuurtheilen.
Wir seyn auch in unserm gewissen destomehr
befriediget und getröstet, daß wir in diesem nichts
21 Mt 23,13.
22 Mt 22,4-5; Lk 14,17-18.
23 Siehe oben, Anm. 17.
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und sich billich zuerfrewen haben sollen, unverfolgt
zulassen, auch bey recht und billigkeit, wie einer
Christlichen Obrigkeit gebüret, bey zeit unserer we-
renden Regierung trewlichen handzuhaben. Dann
ob wir wol nichts liebers wündtschen noch erleben
wolten, dann daß mit |d3r| samtlicher bewilligung,
zuthun und befürderung unsers Thumb Capitels
und Landstände noch eyferigem und Christlichem
wolgedachts unsers Vorfahrens Ertzbischoff Her-
mans löblicher gedechtnuß geschehenem vorschlag
und bedencken eine allgemeine durchgehende und
gründliche Reformation in diesem Ertzstifft alsbald
zu ehr und lob des Allmechtigen, auch aller unserer
angehörigen ewiger und zeitlicher wolfart befürdert
und angestellet, auch die befundene und am tag lie-
gende mängel der Päpstlichen lehr und Ceremonien,
die Gottes wort zuwider und ohne verletzung der
gewissen nicht vertheidiget können werden, abge-
schaffet und ein Christliche einigkeit und gleichheit
in Lehr und Ceremonien, Gottes wort gemeß, einge-
führet und gepflantzet werden möchte.
So haben wir es doch dißmals bey solcher frey-
lassung beyder Religion und abstellung der be-
schwerlichen unnd schädlichen persecution biß auff
fernere Christliche vergleichung mit unserem
Thumb Capitel und Landstände müssen beruhen
lassen, den Allmechtigen Gott bittend, daß er allen
unsern angehörigen und Underthanen ihre hertzen
und verstandt öffnen und mit seinem heyligen Geist
erleuchten wolle, damit sie neben uns die Mängel
des Papsthumbs und dagegen die allein seligma-
chende warheit Göttliches worts zu befürderung
ihrer Seelen seligkeit recht lehrnen erkennen, diesel-
bige helffen vortsetzen und die gnedige heimsu-
chung und angebotten zubereite Malzeit des Her-
ren, darzu sie beruffen, nicht also freffentlich und
mutwillig in wind schlagen, verachten und ire hert-
zen und ohren vor der leiblichen und seligmachen-
den stim- |3dv| me des allerhöchsten zu ihrem zeitli-
chen und ewigen verderben verstopffen, von
deßwegen sie künfftig die erschreckliche stimm an
b Im Druck: lasser.
c Im Druck: underhanen.
20 Mt 23,37-39; Lk 13,34-35.
jenem tag, wie die zu Jerusalem, hören müssen: Wie
offt hab ich deine Kinder versamlen wollen, wie ein
Henne versamlet ihre Kücklin under ihre flügel, und
ihr habt nicht gewolt. Sihe, ewer Hauß solle euch
wüst gelassen werden20. Item: Wehe euch, die ihr das
Himmelreich zuschliesset für den Menschen, ihr
kommend nicht hinein, und die hinnein wollen, las-
setb ihr nicht hinein gehen21. Item: Die Malzeit ist
zwar bereit, aber die Gäst warens nicht werth22.
Ob wir nun nicht mehr als erhebliche, notwen-
dige und Christliche ursachen zu erledigung unsers
gewissens und verrichtung unsers Ertzbischofflichen
Ampts, auch zu erhaltung fride, ruhe und einigkeit
unserer underthanenc und angehörigen, die freylas-
sung der Religion denselben zuverstatten, hergegen
aber unsere widerwertigen hierauß einige rechtme-
ßige, billiche anleitung oder occasion zuschöpffen
und zuerzwingen nicht gehabt, uns mit vielen uner-
findlichen zumessungen bey ihren Mitcapitularen,
unseren getrewen Landständen und gehorsamen
Underthanen, auch sonsten bey menniglich in und
ausserhalb des Röm. Reichs hohes und nider standes
Personen verdächtig zumachen, als ob wir durch
viel angeregte Freystellung der gewissen und vor-
habende zulassung der ubung Augspurgischen Con-
feßion unseren privat nutzen und ungebürlichen
vortheil zusuchen und in diesem uralten Stifft wider
desselben herbrachte und vorerlangte Privilegia,
Recht und gerechtigkeiten allerhand unverantwort-
liche enderung thätlich anzustellen und | d4r | einzu-
führen bedacht weren (in welchem allem, wie auch
dem vorigen uns für Gott gewalt und unrecht be-
schicht und wir uns dieser falschen aufflage in oban-
geregtem unserm publicirten und hiebey gedruck-
tem Edict mit Numero 1523 genugsam entschuldiget
und gegen die unbilliche verleumbder unser ehren
notturfft nach ferner (Gott lob) wol gebürlich zu-
verantworten wissen). Das geben wir allen ehrlie-
benden zuerkennen und zuurtheilen.
Wir seyn auch in unserm gewissen destomehr
befriediget und getröstet, daß wir in diesem nichts
21 Mt 23,13.
22 Mt 22,4-5; Lk 14,17-18.
23 Siehe oben, Anm. 17.
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