Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0097
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1a. Kirchenordnunga
1. August / 4. November 1555
Unser, Wilhelms1 von Seine des elteren, graven zu Witgenstein und herns zu Homburg etc., ordenung und
reformation in gotliches worts und christlich ceremonien sachen, darin zu ersehen, wie und welcher gestalt
nun hinfurte in unser graveschafft Witgenstein und darein gehorigen ambten, pastoreien und kirchen
gepredigt, geleret, was vor ceremonien behalten oder abgeschaffet, wie und zu was zeit der synodus,
dergleichen die christliche visitation gehalten, auch, wes uff den synodis und visitationibus vorgenommen
und verhandlet, unnd entlich, wes vor zucht unnd christliche disciplina bei unnd in der kirchen und anderen
mher notwendigen stucken angerichttet, gehalten und erhalten werden sollenn |2 leer, 3|

Wir, Wilhelm von Sein der elter, grave zw Witgen-
stein unnd herr zw Homburg etc., entbieten allen
und jeden unsern in der graveschafft Witgenstein
und dozu gehorigen ambten, stetten, flecken und
dorffern gesessenen underthanen, in was wirden, we-
sens oder standes die seint, unsern gunstigen gruß,
geneigten willen und fugen euch hiemit zu wissen.
Wiewol der almechtig und gutige Gott die er-
schrecklichen greuhel und traditionen des babs-
thumbs, dorin unsere liben voraltern, gotseliger ge-
dechtnus, und wir lang zeit gestocken, in dissen
letzten dagen aus lauterer gnad und barmhertzig-
keit uns nit allein offenbaret, entdeckt und bekant
gemacht hat (darfur wir dan seiner gotlichen majes-
tat die dag unsers lebens lob, ehr und danck sagen
sollen unnd wollen), sonder auch uns sinne, hertz
unnd muth gegeben, das wir, unbetrachtet des teuf-
fels whueten, der welt und aller gotliches worts hes-
ser und verfolgere zorns unnd grimmes, domals un-
sern untergesessenen pastoren, pfarhern und
selsorgern ohne scheuhe haben ernstlichen gebithen
und befhelen dürffen, die obberurten bebstliche
greuhel und abergleubige lehren in alle wege zuver-
a Textvorlage (Handschrift): FA Berleburg, Urkunde
1886, p. 1-58. Drei weitere zeitgenössische Abschriften
in: FA Berleburg, Akten K 25. Abdrucke: Burkardt,
Kirchenordnung, S. 77-103; Richter, EKO II,
S. 160-162 (Auszug); Jacobson, Urkunden-Sammlung,
S. 526-532 (Regest).

lassen unnd dogegen von derselbigen zeit an in allen
und jeden kirchen, in unser graveschaft |4| Witgen-
stein und dorzu gehorigen ambten, stetten, flecken
und dorffern gelegen, die heilige evangelische lehre
nit allein lauter, rein und unverfelschet vorzudragen
und zupredigen, sonder auch die heilige und hoch-
wirdige sacramenta nach ordenong und insetzong
unsers hern Jhesu Christi außzudeilen und zu ad-
ministriren, so befinden wir doch, das dissen dingen
durch etzliche unter uns gesessene kirchenthienere,
so den bebstlichen traditionen und ceremonien noch
heimlich holt und anhengig seint, geburlicher weise
nit gelebt und nachgesetzt wirdet, sonder das etzli-
che ministri neben der rechten lehr, die sie wol zum
schein und allein darumb, das sie ires inkommens
nit ensetzet werden, eusserlich fueren und dreiben,
doch im grond selbst nit gleuben oder meinen, durch
des boesen geistes, welcher von erschopffung der
welt der warheit widerstrebt, auch zweiffelsohne biß
an das ende der weldt der reinen und wharen christ-
lichen lehre sich widersetzen und viler leuth besse-
rong durch sein grimmiges erhalten und pflantzung
der bebstlichen lehre verhindern wirdet, hoch sched-
lich ingebens und anreitzonge das bebstliche gifft
1 Wilhelm d.Ä. von Wittgenstein (reg. 1517-1558), siehe
oben, S. 60.

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