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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0106
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Wittgenstein

konten, und aber mhan zu ihnen guter hoffnung we-
re, mag mhan von ihnen selbst noth halb schrifftli-
che verpflichtong nemen, doch mit dem bescheide,
so sie ad iustam aetatem komen und sich bestendig-
lich verbinden mogen, das sie dhan ir vorige ver-
schreibung ratificiren und bestettigen, oder aber al-
les das, wes sie von den kirchengefellen studiorum
causa entpfangen hetten, unverlengt wider erstatten
und vergnugen35 sollen.
Ehe auch einiger oder mher stipendiaten zu ein-
nemung und niessung der stipendien zugelossen wer-
den, sollen sie vorhien durch unsern jederzeit super-
intendenten dergleichen alle volgende halb jaer
vleissig examinirt werden, zubefindung, wes die
stipendiaten in studio vor vleiß oder unfleis ange-
wendet und ob sie sich gebessert oder geergert36 ha-
ben.
Im fall sich auch befinde, das irer einer oder
mher im letzten examine weniger dhan | 38 | im vori-
gen wiste, soll der schulmeister, der dhan allezeit bei
dem examine personlich gegenwertig sein soll, erst-
lich seins unfleißses halb durch den superintenden-
ten mit whorten ernstlich gestroff[t], zu grosserem
vleisse vermhanet und dobei verwharnet werden, wo
mhan im konftigen examine bei den stipendiaten
oder auch bei andern gemeinen schulern, darvon
hernocher sonderliche versehong volgen wirt, glei-
chen unfleis spuren, werde mhan uns solchs von
noth wegen vermelden, auch der schulmeister ge-
burlicher straff darumb gewertig sein mussen. Aber
der stipendiat soll seins unfleisses halb, sobald in
gegenwertigkeit unsers superintendenten mit der
rueten viel oder wenig, nochdem der unfleiß groß
oder klein befonden ist, gestrafft und gezuchtiget,
ihme auch dabei ernstlich gesagt werden, so er gegen
das konfftig examen nit mher und besser, dhan itzo
ein mhol oder etzlich beschehen seihe, studirt haben,
werde mhan ihme nit allein das stipendium entzihen
und solchs einem vleissigern jongen eingeben, son-
der auch aus sein elterlichen gutern, so vil er ver-
geblich umbbrocht37 und verzert hette, wider erstat-
35 Zurückzahlen.
36 Verschlechtert, Grimm, DWb 1, Sp. 548.
37 Vertan, verschwendet.
38 Tod.

tet | 39 | nemen. Und im fall, das er itzo kein elterlich
guter oder den erbfal noch nit erlebt hette, das
mhan dan nit deweniger hernochmols, wen sich der
eltern doitfell38 begeben und zudragen werde, sol-
chen vergeblichen uff ihn gewenten costen aus sei-
nem andeil elterlichen guts vor allen dingen wider
bezalet nemen werde. Zu was spots und schadden
ihme solchs gelangen werde, hab er selbst zube-
drachten und sich durch den weg vleissigen studi-
rens darfur zuhueden, wie dan der superintendens
solchs dem stipendiaten nach gelegenheit seins ver-
stentnis39 besser und weitleuffiger woll wirdt vor-
zuhalten wissen.
[6.] Von schulen40 und schulmeistern in gemein
Wissen wir uns, Gott lob, wol zu berichten, das nit
ein cleines daran gelegen ist unnd das baid, geistlich
und weltlich regiment, in der schulen anfangen und
allerlei geistliches und weltliches standes thiener
daraus mussen genomen werden. Wo auch die schul-
meister und pedagogi gelerter und vleissiger, | 40 | das
dhan ire schuler, die sonst zun studiis dienlich, auch
desto geschickter werden, hieromb setzen und ord-
nen wir, das die jenigen, so die schulmeister uß alter
gewonheit zubestellen unnd zusetzen haben, so offt
ihnen eins schulmeisters von nothen ist, mit rath
und willen unsers superintendenten, der sich der
kunst und lehr mher und besser dan einfeltige lei-
hen, bei denen die annemong der schulmeister biß-
her gestanden ist, verstehet und wissen mag, wer
der jugent nutzer oder undienlicher seihe etc., nach
einem gotsfurchtigen, gelerten schulmeister, der er-
bares wesens und wandels und nit, wie etzlich,
leichtfertige, versoffen und in verwaltung seins
ambts laß und faul seihe, drachten und annemen.
Demselbigen soll erstlich befollen werden, dem
superintendenten, auch dem pfarher, des orts die
schul ist, gehorsam und gewertig zusein, zum an-
dern, das er seines ambts vleissig und dermossen
auswarten wolle, das mhan nit ursach haben moge,
39 Verstands.
40 1551 ist eine Lateinschule in Berleburg bezeugt, 1555
bestand eine weitere in Laasphe, siehe die Unterschriften
der beiden Schulmeister unten, S. 93.
 
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